Regie: Alejandro Gonzalez Inarritu
Die Legende von Hugh Glass...
Der mexikanische Filmregisseur Alejandro Gonzales Inaritu hat bisher 6 Kinofilme gemacht und alle seine Filme waren bisher sehr gut. Drei davon kann man sogar als echte Meisterwerke bezeichnen, nach "Amores Perros" und "Babel" gelang ihm nun mit dem Trapperfilm "The Revenant" ein drittes Filmjuwel. So richtig einordnen in seine bisherige Filmographie lässt sich diese epische Version von Sidney Pollacks "Jeremiah Johnson" zwar nicht, denn er betrat ganz neue Pfade. Dennoch blieb er der episch ausufernden Form treu und gestaltete seinen mystischen Rachewestern opulent und bildgewaltig wie Costners "Der mit dem Wolf tanzt". Ein echter Könner wie der Japaner Ryuiche Sakamoto war für die Musik verantwortlich und mit dem dreifachen Oscarpreisträger und Kameramann Emmanuel Lubetzi (Sleepy Hollow, Tree of Life, Gravity, Birdmann) konnte auch nichts in Sachen grandios gestalteter Kinobilder schiefgehen. Erzählt wird in freier Form die Lebensgeschichte des Trappers Hugh Glass, dessen Abenteuer vielfach überliefertn und von Legenden umrankt wird. Er soll einen Grizzlybärangriff in den Rocky Mountains überlebt haben und dieser Kampf ist einer der markantesten Szenen des Films. Die damaligen Erlebnisse wurden noch zu seinen Lebzeiten in unterschiedlichsten Varianten berichtet und veröffentlicht, nach seinem Tod wurde die Mythenbildung fortgesetzt, obwohl irgendwann kaum noch zuverlässige Quellen dafür existierten. Im Jahr 1954 schrieb der US-amerikanische Autor Frederick Manfred einen Roman über den Mann der Berge mit dem Namen "Lord Grizzly". Richard C. Sarafian drehte 1971 erstmalig einen Film über Glass, darin verkörperte Richard Harris "Ein Mann in der Wildnis". 2002 erschien von Michael Punke ein weiterer Roman "Der Totgeglaubte -Eine wahre Geschichte", der nun von Inarritu erfolgreich verfilmt wurde - insgesamt 12 Nominierungen für den Oscar konnte der Film auf sich vereinigen, am Ende war "The Revenant" in drei dieser Kategorien Sieger. Inarritu bekam nach "Birdman" seinen zweiten Oscar, Kameramann Lubezki gewann seinen dritten Academy Award und endlich klappte es auch für den Hauptdarsteller Leonardo di Caprio nach vier vergeblichen Anläufen als bester Schauspieler.
Der Film setzt auf starke Bilder, auch rohe ungeschönte Gewalt und auf viel Mythologie. Der Trapper Hugh Glass (Leonardo di Caprio) trauert immer noch um seine indianische Frau, eine Pawnee (Grace Dove). Das einzige was ihm bliebt ist sein Sohn Hawk (Forrest Goodluck). Die beiden sind Mitglieder einer Expedition der Rocky Mountain Fur Company, die in der Wildnis von North und South Dakota auf der Jagd sind und möglichst viele Felle erbeuten sollen. Urplötzlich wird die Gruppe von einer Gruppe Ree, die auf dem Kriegspfad sind, angegriffen. Der Kampf wird zum richtigen Massaker, viele Pelzjäger sterben. Unter schweren Verlusten treten die Männer ihre Flucht mit einem Boot an, doch die Indianer sind ihnen auf den Fersen, da der Häuptling Elk Dog (Duane Howard) seine von weißen Männern verschleppte Tochter Powaqa (Melaw Nakehk´o) sucht. Die Flüchtenden müssen sich zu Fuß durchschlagen. Auf einem Erkundungsgang gerät Glass zwischen eine Grizzlybärin und ihre Jungen. Er wird sofort angegriffen und durch den Kampf schwer verwundet. Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) hat aber mit dem Verletzten keine Chance, dass seine Männer lebend wieder zum Fort zurückkommen, da der Weg durchs Gebirge führt. Er entscheidet, dass der ehemalige Outlaw John Fitzgerald (Tom Hardy), der junge Jim Bridger (Will Poulter) und natürlich Hawk beim sehr bald sterbenden Glass zurückbleiben sollen und sobald er stirbt ihm ein Begräbnis zukommen zu lassen. Doch es kommt anders: Fitzgerald denkt gar nicht daran beim schwerverletzten Glass zu bleiben und hat einen fiesen Plan geschmiedet, mit schwerwiegenden Folgen. Allein bleibt Glass liegen, doch er kann alle Kräfte mobilisieren und setzt sich mehr auf dem Boden liegend als laufend in Bewegung...
Immer mehr nimmt die Rachestory den Hauptplatz des Geschehens ein, dabei taucht ein Pawnee-Indianer namens Hikuc (Arthur RedCloud) auf, der eine gewisse Heilung der Verletzungen bewirken kann. Immer wieder gleitet der Film in die Traumwelt von Glass ab, dort begegnet ihm immer wieder seine tote Frau oder er sieht Bilder der Vergangenheit als sein Sohn noch sehr klein war. "The Revenant" ist somit ein Pendler zwischen den beiden verfeindeten Kulturen und oft muss er seinen hitzköpfigen Sohn beschwichtigen die Ruhe zu bewahren, was die Männer in der Gruppe über die Rothäute sagen. Für seine Geschichte wählte der mexikanische Meisterregisseur drastische und brutale Bilder, die die elegische Atmosphäre immer wieder durchbricht. Dies ist die große Strärke des großen Films, der sicherlich zu den besten Filmen des Jahres gezählt werden muss. Domiant ist der Instinkt des Mannes, der am Leben bleiben will und alles dafür tut, auch mal rohe Bisonleber essen oder in einem Tierkadaver übernachten, damit er nicht erfriert. Rache ist eine seiner Triebfedern, er hofft auf eine Erlösung. Leonardo di Caprio spielt wirklich klasse, es ist meines Erachtens tatsächlich seine bislang beste Darstellung seiner karriere.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.