Dienstag, 31. Mai 2016

The Revenant


























Regie: Alejandro Gonzalez Inarritu

Die Legende von Hugh Glass...

Der mexikanische Filmregisseur Alejandro Gonzales Inaritu hat bisher 6 Kinofilme gemacht und alle seine Filme waren bisher sehr gut. Drei davon kann man sogar als echte Meisterwerke bezeichnen, nach "Amores Perros" und "Babel" gelang ihm nun mit dem Trapperfilm "The Revenant" ein drittes Filmjuwel. So richtig einordnen in seine bisherige Filmographie lässt sich diese epische Version von Sidney Pollacks "Jeremiah Johnson" zwar nicht, denn er betrat ganz neue Pfade. Dennoch blieb er der episch ausufernden Form treu und gestaltete seinen mystischen Rachewestern opulent und bildgewaltig wie Costners "Der mit dem Wolf tanzt". Ein echter Könner wie der Japaner Ryuiche Sakamoto war für die Musik verantwortlich und mit dem dreifachen Oscarpreisträger und Kameramann Emmanuel Lubetzi (Sleepy Hollow, Tree of Life, Gravity, Birdmann) konnte auch nichts in Sachen grandios gestalteter Kinobilder schiefgehen. Erzählt wird in freier Form die Lebensgeschichte des Trappers Hugh Glass, dessen Abenteuer vielfach überliefertn und von Legenden umrankt wird. Er soll einen Grizzlybärangriff in den Rocky Mountains überlebt haben und dieser Kampf ist einer der markantesten Szenen des Films. Die damaligen Erlebnisse wurden noch zu seinen Lebzeiten in unterschiedlichsten Varianten berichtet und veröffentlicht, nach seinem Tod wurde die Mythenbildung fortgesetzt, obwohl irgendwann kaum noch zuverlässige Quellen dafür existierten. Im Jahr 1954 schrieb der US-amerikanische Autor Frederick Manfred einen Roman über den Mann der Berge mit dem Namen "Lord Grizzly". Richard C. Sarafian drehte 1971 erstmalig einen Film über Glass, darin verkörperte Richard Harris "Ein Mann in der Wildnis". 2002 erschien von Michael Punke ein weiterer Roman "Der Totgeglaubte -Eine wahre Geschichte", der nun von Inarritu erfolgreich verfilmt wurde - insgesamt 12 Nominierungen für den Oscar konnte der Film auf sich vereinigen, am Ende war "The Revenant" in drei dieser Kategorien Sieger. Inarritu bekam nach "Birdman" seinen zweiten Oscar, Kameramann Lubezki gewann seinen dritten Academy Award und endlich klappte es auch für den Hauptdarsteller Leonardo di Caprio nach vier vergeblichen Anläufen als bester Schauspieler.
Der Film setzt auf starke Bilder, auch rohe ungeschönte Gewalt und auf viel Mythologie. Der Trapper Hugh Glass (Leonardo di Caprio) trauert immer noch um seine indianische Frau, eine Pawnee (Grace Dove). Das einzige was ihm bliebt ist sein Sohn Hawk (Forrest Goodluck). Die beiden sind Mitglieder einer Expedition der Rocky Mountain Fur Company, die in der Wildnis von North und South Dakota auf der Jagd sind und möglichst viele Felle erbeuten sollen. Urplötzlich wird die Gruppe von einer Gruppe Ree, die auf dem Kriegspfad sind, angegriffen. Der Kampf wird zum richtigen Massaker, viele Pelzjäger sterben. Unter schweren Verlusten treten die Männer ihre Flucht mit einem Boot an, doch die Indianer sind ihnen auf den Fersen, da der Häuptling Elk Dog (Duane Howard) seine von weißen Männern verschleppte Tochter Powaqa (Melaw Nakehk´o) sucht. Die Flüchtenden müssen sich zu Fuß durchschlagen. Auf einem Erkundungsgang gerät Glass zwischen eine Grizzlybärin und ihre Jungen. Er wird sofort angegriffen und durch den Kampf schwer verwundet. Captain Andrew Henry (Domhnall Gleeson) hat aber mit dem Verletzten keine Chance, dass seine Männer lebend wieder zum Fort zurückkommen, da der Weg durchs Gebirge führt. Er entscheidet, dass der ehemalige Outlaw John Fitzgerald (Tom Hardy), der junge Jim Bridger (Will Poulter) und natürlich Hawk beim sehr bald sterbenden Glass zurückbleiben sollen und sobald er stirbt ihm ein Begräbnis zukommen zu lassen. Doch es kommt anders: Fitzgerald denkt gar nicht daran beim schwerverletzten Glass zu bleiben und hat einen fiesen Plan geschmiedet, mit schwerwiegenden Folgen. Allein bleibt Glass liegen, doch er kann alle Kräfte mobilisieren und setzt sich mehr auf dem Boden liegend als laufend in Bewegung...



Immer mehr nimmt die Rachestory den Hauptplatz des Geschehens ein, dabei taucht  ein Pawnee-Indianer namens Hikuc (Arthur RedCloud) auf, der eine gewisse Heilung der Verletzungen bewirken kann. Immer wieder gleitet der Film in die Traumwelt von Glass ab, dort begegnet ihm immer wieder seine tote Frau oder er sieht Bilder der Vergangenheit als sein Sohn noch sehr klein war. "The Revenant" ist somit ein Pendler zwischen den beiden verfeindeten Kulturen und oft muss er seinen hitzköpfigen Sohn beschwichtigen die Ruhe zu bewahren, was die Männer in der Gruppe über die Rothäute sagen. Für seine Geschichte wählte der mexikanische Meisterregisseur drastische und brutale Bilder, die die elegische Atmosphäre immer wieder durchbricht. Dies ist die große Strärke des großen Films, der sicherlich zu den besten Filmen des Jahres gezählt werden muss. Domiant ist der Instinkt des Mannes, der am Leben bleiben will und alles dafür tut, auch mal rohe Bisonleber essen oder in einem Tierkadaver übernachten, damit er nicht erfriert. Rache ist eine seiner Triebfedern, er hofft auf eine Erlösung. Leonardo di Caprio spielt wirklich klasse, es ist meines Erachtens tatsächlich seine bislang beste Darstellung seiner karriere.




Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

Bridge of Spies - Der Unterhändler

























Regie: Steven Spielberg

Es war einmal der kalte Krieg...

Berühmt wurde Steven Spielberg als der kommerziellste und erfolgreichste Regisseur aller Zeiten, denn Blockbuster wie "Der weiße Hai", "Unheimliche Begegnung der dritten Art", "Jäger des verlorenen Schatzes", "E.T." oder "Jurassic Park" gingen alle auf sein Konto. Diese Filme festigten seinen Ruf als genialer Erzähler von Kinomärchen. Er hat sich aber seit seinem Welterfolg mit dem Holocaust-Film "Schindlers Liste" auch einen vorzüglichen Ruf als Macher guter und interessant gestalteten Geschichtsfilme einen Namen gemacht. Nach dem oscarpreisgekrönten Meisterwerk "Schindlers Liste" beschäftigte er sich mit der Sklaverei "Amsistad", mit dem zweiten Weltkrieg "Der Soldat James Ryan, mit dem Terrorismus "München" und mit dem berühmtesten US-Präsidenten und der Abschaffung der Sklaverei "Lincoln". Alles gute sorgfältige Arbeiten, zu der auch sein 2015 "Bridge of Spies" gehört, der sich mit dem Kalten Krieg und den gegenseitigen Spionage-Aktivitäten der beiden Gegner USA und Russland beschäftigt. Einmal mehr spielt Tom Hanks die Hauptrolle, eine gute Wahl -zumal er aktuell der einzige "Volksschauspieler" der USA zu sein scheint, der den guten Amerikaner wie kein anderer verkörpern kann und somit das Erbe von Spencer Tracy oder James Stewart bestens ausfüllt. Der Film wurde in Anlehnung an die sogenannten Agentenbrücke gewählt. Diese Glienicker Brücke liegt zwischen dem einstigen West-Berlin und der brandenburgischen Landeshauptstast Potsdam, ehemals DDR-Bezirkshauptstadt. Während der Jahre des Kalten Krieges fanden genau auf dieser Brücke mehrere Male Austausche von gefangenenen Spionen statt. Der ersten dieser Austauschaktionen hat Spielberg in seinem Film "Bridge of Spies" nun ein filmisches Denkmal gesetzt. Als Lohn für die Mühe gabs auch 6 Oscarnominierungen, eine davon - Mark Rylance als bester Nebendarsteller - war letztendlich von Erfolg gekrönt. Der britische Schauspieler ist in der Rolle des unscheibaren Rudolf Abel zu sehen, der als Kunstmaler in den USA lebt, aber kein amerikanischer Staatsbürger ist. Er ist ein Spion für den Feind - die kommunistische Sowjetunion. Doch er wird bereits observiert. Eines Tages schlägt der Staat zu und verhaftet den Verräter. Spionage ist ein Kapitalverbrechen, auf die normalerweise die Todesstrafe steht. Aber die guten Amis wollen dem bösen Feind dennoch einen fairen Prozess zukommen lassen, es soll nicht heißen, dass er schon im Vorab verurteilt wird. Als Pflichtverteidiger wird der versierte Versicherungsanwalt James Donovan (Tom Hanks) bestimmt, der sich zwar in dieser Rolle unwohl fühlt, aber dann doch die Verteidigung annimmt. Dies setzt auch ihn und seine Familie unter Druck, denn keiner kann es verstehen, wie man einen solchen Feind des amerikanischen Volkes verteidigen kann. Donovan spürt auch sofort den Druck, der auf ihm lastet. Man will zwar den Anschein erwecken, dass der Prozess fair und ohne Emotion abläuft, aber es werden ihm Steine in den Weg gelegt. Seine Integrität als Anwalt ist auch mehr als einmal gefragt, denn auch der CIA tritt auf ihn zu mit dem Ansinnen, dass er die Gespräche mit seinem Klienten preisgibt - die nationale Sicherheit wiegt schließlich mehr als die Menschenrechte eines Spions. Donovan bleibt aber kompromisslos und erteilt eine Absage Informationen preiszugeben, dies sorgt zwar für Verärgerung - aber er bekommt den Ruf eines Mannes, der zu seinen Idealen steht. Er kann sogar die drohende Todesstrafe abwenden. Richter Byers (Dakin Matthews) verurteilt den Angeklagten zu 30 Jahren Gefängnis. Bald erweist sich dieses "milde" Urteil als guter Schachzug, denn in der Sowjetunion wird der US-Air Force Pilot Gary Powers (Austin Stowell) geschnappt, dem ebenfalls Spionage zur Last gelegt wird. Was auch stimmt, denn er war mit enger Kooperation mit der CIA unterwegs, um bei Spionageflügen in sehr großer Höhe Aufnahmen zu machen. Von der CIA bekommt Donovan bald den Auftrag als Unterhändler nach Ost-Berlin zu reisen und mit der Sowjetunion einen Austausch der Spione Abel und Powers auszuhandeln. Gerade zu dieser Zeit wird in der Stadt mit dem Mauerbau begonnen. Es herrscht Ausnahmezustand in den Sektoren. Einer der Leidtragenden wird der amerikanische Student Frederic Pryor (Will Rogers), wird von den DDR-Polizisten als Spion verdächtigt und ebenfalls gefangengenommen....



Spielbergs Spionagethriller ist eine amerikanisch-deutsche Koproduktion. Das Studio Babelsberg fungierte als Koproduzent und in Nebenrollen sind die deutschen Darsteller Sebastian Koch, Burkhart Klaußner, Maximilian Mauff oder Michael Schenk zu sehen. 150 Kulissenbauer waren daran beteiligt das Berlin der 60er Jahre wieder auferstehen zu lassen, man darf von den vielen tollen Szenenbildern begeistert sein. Auch Kameramann Janusz Kaminski wie gewohnt souverän und professionell in seinem Metier. Tom Hanks kann als Hauptdarsteller den Film mühelos im Alleingang tragen. Ein Held, geprägt von Vernunft und Menschlichkeit - der seiner Zeit weit voraus schien.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Sonntag, 22. Mai 2016

Palo Alto

























Regie: Gia Coppola

Kids aus der Vorstadt...

Der 2013 entstandene Teenager- Film "Palo Alto" wurde von Gia Coppola nach einer Sammlung von Kurzgeschichten des amerikanischen Schauspielers James Franco gedreht. Gia Coppola ist die Enkelin des großen Francis Ford Coppola und Nichte von Sofia Coppola. Der Film schildert Einblicke in das Leben von Teenagers, die in Francos Heimatstadt Palo Alto, einer Kleinstadt im kalifornischen Silcon Valley,  leben. Dabei ließ sich James Franco von eigenen Erinnerungen aus seiner Jugend inspirieren. Dabei geht es in dem interessanten Coming of Age Beitrag um Jugendliche, die sich und ihre Grenzen austesten. Mit dabei Drogen, Alkohol, Sex, falsche Entscheidungen und das Rebellieren gegen das System. Die jungen Helden sind noch orientierungslose Figuren, die vor dem Ende ihrer Highschool-zeit stehen und spürbar fühlen, dass das Erwachsenwerden mit großen Konflikten einher geht.  Eine dieser Jugendlichen ist die etwas melancholische April (Emma Roberts), die Fußball spielt und für ihren gutaussehenden Trainer Mr. B (James Franco) schwärmt. Der alleinstehende Vater eines Sohnes braucht immer mal wieder eine zuverlässige Babysitterin, die auf den Sohnemann aufpasst, wenn Mr. B eine Verabredung hat. April war auch mal kurz in den introvertierten Teddy (Jack Kilmer) verknallt, doch der wird immer wieder von seinem besten Freund Fred (Nat Wolff) abgelenkt und beide neigen dann dumme Ideen in die Tat umzusetzen, was beiden auch schon Ärger mit dem Gesetz einbrachte. Teddy fühlt sich auch von April angezogen, aber er ist schüchtern und kann dies nicht äussern. Auf einer Party macht er dann im betrunkenen Zustand mit Emily (Zoe Levin) rum, die den Ruf hat, dass sie sich mit jedem Jungen sexuell einlässt. Von ihren Sportkameradinnen bekommt April immer wieder zu hören, dass Mr. B scharf auf sie ist. Die kleinstädische Welt, die der Film zeichnet, ist geprägt von einer gewissen Leere, die sich auch deshalb breitmacht, weil es keine Orientierungspunkte für diese Jugendlichen aus gut situiertem Hause gibt. In den eleganten Villen mit ihren weitläufigen Auffahrten herrscht familiäre Gleichgültigkeit. Die Eltern dieser Kids sind selbst mit diversen Problemen (unterdrückte Sexualität, Drogen) belastet und können daher keine Helfer für die Jugendlichen sien. Man merkt, dass ihnen das richtige Leben, das Erwachsensein große Angst bereitet. Besonders die Gespräche zwischen den beiden Freunden Teddy und Fred sind von diesem Konflikt geprägt.


Um auszubrechen versucht man es mit Grenzüberschreitungen. So bekommt Teddy irgendwann im Lauf des Films Sozialstunden aufgebrummt, weil er einen Unfall verursachte und anschließend Fahrerflucht beging. Auch das Schlußbild der "Geisterfahrt" lässt vermuten, dass womöglich immer drastischere Grenzüberschreitungen gesucht werden, um sich irgendwie zu spüren. Der Film vermittelt mit seiner Machart sehr gut die große Orientierungslosigkeit, er zeigt Jugendliche beim Rumhängen, beim Kiffen und beim Feiern. Sehr lobendwert auch die durchgehend klasse Schauspielleistungen der vier Jungdarsteller Emma Roberts, Zoe Levin, Nat Wolff und vor allem Jack Kilmer, dessen Vater Val auch in einer kleinen Nebenrolle auftritt.


Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Castaway

























Regie: Robert Zemeckis

Allein auf der Insel...

Nach dem großen Oscar-Triumph von Tom Hanks und Regisseur Robert Zemeckis "Forrest Gump" aus dem Jahr 1994 kann man bei ihrer zweiten Zusammenarbeit fast schon von einem extrem eingespielten Team sprechen. "Cast Away" aus dem Jahr 2000 ist eine Art moderner Robinson Film ohne Freitag und zeigt vor allem das Können von Hauptdarsteller Tom Hanks, der den größten Teil der 143 Minuten fast im Alleingang tragen muss - lediglich am Anfang und am Ende des Films wird die One Man Show inmitten der Zivilisation gezeigt. Statt des Gefährten Freitag bekommt Chuck Noland nur einen Volleyball an seine Seite gestellt. Nach dem Logo des Herstellers Wilson Sporting Goods, nennt der Gestrandete auf der einer kleinen einsamen Insel den Ball "Wilson" und dieser erfährt im Laufe der 4 Jahre Einsamkeit eine existenzielle Bedeutung. Mit dem eigenen Blut hat er dem Ball ein menschliches Gesicht aufgemalt und bald hat er zu seinem stummen Freund eine Beziehung aufgebaut, führt mit dem über Jahre hinweg Selbstgespräche. Dies bewirkt, dass er nicht ganz dem Wahnsinn verfällt und am Ende einen lebensgefährlichen Versuch wagt mit einem selbstgebauten Floß die gefährliche Küstenbrandung zu überwinden um aufs offene Meer zu kommen -  weil dort die einzige kleine Hoffnung ist von einem Schiff gefunden zu werden. Chuck Noland (Tom Hanks) ist ein engagierter Mitarbeiter des Logistikunternehmens FedEX. Der Mann aus Memhis, Tennesse hat es durch seine hohes Engagement in eine leitende Position geschafft. Privat ist er mit der hübschen Kelly (Helen Hunt) liiert, die beiden wollen bald heiraten. Für seine internationalen Geschäfte ist Chuck ständig weltweit unterwegs und für einen Sonderauftrag verschiebt er nicht nur einen dringend notwendigen Zahnarzttermin, sondern sogar die gemeinsame Weihnachtsfeier mit seiner Freundin. Sein Job bringt immer wieder sehr kurzfristig an die entlegensten Ort der Welt. Doch dieser Flug ist schicksalhaft. Das Flugzeug stürzt ab und Chuck ist der einzige Überlebende der Katastrophe. Das Flugzeug ist im Südpazifik abgestürzt und er kann sich auf eine kleine unbewohnte Insel retten. Der Absturz hat auch einige FedEx Pakete an Land gespült, die er aber erst nach einer gewissen Zeit öffnet - denn irgendwann merkt er, dass er dort keine Hilfe erwarten kann und die Wahrscheinlichkeit, dass man ihn findet, äusserst gering ist. Noland ist zwar geschockt, geht aber pragmatisch ans Werk: Essen, Trinken und ein Dach übe dem Kopf. Als die Grundbedürfnisse weitgehend gesichert sind, kommen die seelischen Probleme ans Licht. Er wird konfrontiert mit tiefer Einsamkeit und beginnt, sich mit sich und der restlichen Welt auf einer spirituellen Ebene auseinanderzusetzen....


Zemeckis hat diese Geschichte als großes amerikanisches Gefühlskino inszeniert und folgt somit in gewisser Weise der Darstellung von Spencer Tracy in John Sturges Klassiker "Der alte Mann und das Meer". Hervorragend sind die Bilder, die Kameramann Don Burgess dem Zuschauer präsentiert. Auch muss man Zemeckis zugute halten, dass trotz der langen laufzeit nie Langeweile aufkommt. Natürlich fehlt am Ende der Tiefgang, denn die Rückkehr in die Zivilisation wird melancholisch nach Hollywood Manier gezeigt, dabei wird Chuck doch auf die zertrümmerten Reste seines früheren Lebens prallen. Dieses seelische Dilemma wird Zemeckis zugunsten einer rührenden, emotional bewegenden Begegnung mit der Freundin geopfert, die inzwischen verheiratet ist. Hier hat man das Gefühl Chuck stünde dennoch über allem, was nicht so recht logisch erscheint. Die beste Szene des Films spielt auf dem Ozean, begleitet vons einem treuen Volleyball Wilson übersteht der Mann einen heftligen sturm, doch der Ball fliegt ins Wasser und verschwindet immer mehr, heulend trauert Chuck ihm nach. Nur durch Glück wird er von einem Containerschiff gesehen.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.

Samstag, 21. Mai 2016

The Reckoning

























Regie: Paul McGuigan

Eine wahrhafte Geschichte...

Paul McGuigan ist ein britischer Regisseur und wurde bekannt durch seinen Gangsterfilm "Gangster Nr. 1" mit Malcolm McDowell. Sein bekanntester Film ist "Lucky Number Slevin" mit Josh Hartnett. Bruce Willis, Ben Kingsley und Morgan Freeman. Dieser Gangsterfilm wurde ein bisschen zum Kultfilm. Sein bester Film ist vielleicht der nur wenig bekannte Historienfilm "The Reckoning" aus dem Jahr 2003.
Darin geht es auch um den tieferen Sinn des Geschichtenerzählens. McGuigan wirft mit seinem Szenario auch die Frage auf, warum in unserer Kulturgeschichte die Kunst des Fabulierens so einen riesengroßen Raum einnimt. Im tief religiös geprägten Mittelalter war auf den Theaterbühnen nur das Erbe der Bibel zu sehen. Die Akteure, meist fahrendes Volk, bot die Geschichte des Sündenfalls oder den Brudermord von Kain und Abel vor dem Publikum an. Die Bühne war der Dorfplatz und die interessierte Bevölkerung gab den Schauspielern eine kleine Zuwendung, ein kleine Geldspende.
England im Jahr 1380: Der junge Priester Nicholas (Paul Bettany) treibt es im Schuppen mit einer verheirateten Frau. Er wird von dem gehörnten Ehemann gestellt und es kommt zum Kampf. Nicholas flieht und versteckt sich in den Wäldern, weil nach ihm gesucht wird. Immer wieder tauchen im Lauf der Handlung Fragmente dieser Anfangsszene wieder auf, die Nicholas am liebsten verdrängen würde. Als er eine fahrende Gauklertruppe entdeckt, beobachtet er diese in der Nacht. Die Truppe wird angeführt von Martin (Willem Dafoe) und hat schon bessere Tage gesehen. Der Anführer der Schauspielgruppe, Martins Vater, ist gerade verstorben und man weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Zu dem fahrenden Schauspielvolk gehören auch Tobias (Brian Cox), Sarah (Gina McKee), Stephen (Simon McBurney), Stras (Tom Hardy) und Springer (Stuart Wells). Nicholas will sich der Reisegruppe anschließen, die zuerst von diesem Wunsch nicht besonders angetan ist. Aber da mit dem Ausfall durch den Tod von Martins Vater Rollen umgesetzt und neu gestaltet werden müssen, nimmt man schließlich den Neuling mit, von dem keiner weiß, dass er ein Priester auf der Flucht ist. Sie reisen durch die Berge, durch eine winterliche Landschaft und machen zu einem Zeitpunkt in einem Dorf halt, als gerade eine taubstumme Frau des Mordes an einem Jungen angeklagt wird. Durch die Aussage des Mönchs Simon Damian (Ewen BreMner); der behauptet die Tat gesehen zu haben, wird die Frau zum Tod durch Erhängen verurteilt. Im Dorf selbst regiert der undurchsichtige Lord de Guise (Vincent Cassel), dessen Burg über dem Dorf thront. Durch den anhaltenden Misserfolg mit der Nacherzählung biblischer Geschichten, kommt Martin, der nun der Chef des Ensembles ist, auf die Idee, diesen aktuellen Mordfall in einem Stück nachzuspielen. Mit ungeahnten Folgen. Denn immer mehr stoßen die Akteure bei ihrer Recherche auf Ungereimtheiten, die Zweifel an der Schuld der Verurteilten aufkommen lassen...


bereits in der ersten Inszenierung des Ensembles, die sich an die offizielle Version der Ereignisse hält, entsteht im Publikum plötzlich ein Unbehagen, dass zum echten Tumult ausartet. Man nötigt die Truppe dazu, dass sie schnell wieder die Stadt verlassen. Was sie auch tun. Nur Nicholas fühlt sich seinem Gewissen verpflichtet und unternimmt den gefährlichen Versuch die Frau irgendwie vor dem Tod zu rächen. Ausserdem trägt er natürlich eine Schuld aus der Vergangenheit mit sich.  McGuigans Film ist ein herausragendes Plädoyer für die aufklärerischen Qualitäten des Erzählens von wahrhaftigen Geschichten. Doch er zeigt auch die Gefahr, denn in dem Moment, wo die offizielle Version brüchig wird, könnte sie das etablierte System stürzen und dies wollen die Mächtigen ja auf jeden Fall verhindern. Noch mehr kommt heraus. Der Burgherr ist ein perverser Knabenschänder, der seine Opfer dann nach seinen Taten einfach verschwinden lässt.
Mit der Kriminalgeschichte kommte auch ein bisschen Flair ala "Der Name der Rose" auf. 



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Montag, 2. Mai 2016

Stalingrad

























Regie: Joseph Vilsmaier

Der Niedergang der 6. Armee...

1992 wagte sich der Münchner Regisseur Joseph Vilsmaier (Herbstmilch, Schlafes Bruder, Comedian Harmonists) mit "Stalingrad" an die Beschreibung dieser verheerenden Schlacht, die mit der Vernichtung der deutschen 6. Armee Anfang 1943 endete. Durch diese Niederlage wurde der Wendepunkt des 2. Weltkriegs eingeläutet. Der Kampf um die Stadt dauerte vom 23. August 1942 bis zum 2. Februar 1943. Auf der russischen Seite gab es wesentlich größere Verluste. Aber auch 150.000 deutsche Soldaten starben in den Kämpfen oder am Hunger und an der Kälte. Von den 108.000 Männern, die in russische Kriegsgefangenschaft kamen, überlebten nur 6000 Männern. Der 138 Minuten lange Antikriegsfilm lief erfolgreich im Kino (ca. 1,3 Millionen Zuschauer in Deutschland) und zeichnete vielleicht das bisher drastischste Bild dieses Häuserkampfes in dieser Großstadt an der Wolga, die seit 1961 Wolgograd heißt. Im August 1942 ist die deutsche Armee noch auf der Siegerstraße. Eine Gruppe von deutschen Soldaten halten sich nach dem erfolgreichen Einsatz in Nordafrika in  Cervo, Ligurien auf und genießen Sommer, Sonne und Strand. Es gibt sogar für einige Soldaten eine Auszeichnung wegen Tapferkeit. Doch bald wird es eine neue Mission geben, die die Männer ins winterliche Russland führen wird. Leutnant Hans von Witzland (Thomas Kretschmann) schreibt im Zug seiner Freundin einen Brief. Er hat bisher noch wenig Erfahrung. Seine Untergebenen Obergefreiter Fritz Reiser (Dominque Horwitz) und der Unteroffizier Manfred Rohleder (Jochen Nickel) sind skeptisch. Rohleder, der von allen "Rollo" genannt wird, schlägt von Witzland eine Wette vor. Er wettet, dass er den Krieg überlebt und sein Vorgesetzter nicht. Der akzeptiert etwas irritiert diese makabre Wette. Als sie am Bestimmungsort ankommen, treffen sie die Hölle vor. In der fast zerstörten STadt bleibt der Vormarsch der Landser im erbitterten Häuserkampf stecken. Auch die Versorgung ist schlecht, genauso wie die Moral der Männer. Als dr Landser Feldmann (Thorsten Bollof) aus versehen ein Schuß von seiner Waffe gibt, verrät er damit den Roten Armee Soldaten die Position der Kameraden. Unter Kugelhagel wagt von Witzland einen kurzen Waffenstillstand mit den Russen aus. Doch dieser scheitert an dem deutschen Soldaten Müller (Sebastian Rudolph), der aus Panik wieder das Feuer eröffnet. Kolya (Pawel Mang), ein russischer Junge gerät in deutsche Gefangenschaft. Von Witzland versucht mit den Soldaten Müller, Emigholz (Heinz Emigholz), Reiser und Wölk (zdenec Venci) durch den Weg in der Kanalisation Hilfe zu holen. Dabei treffen sie auf die Russin Irina (Dana Vavrova), die aber wieder fliehen kann. Die Männer erreichen mit dem schwer verwundeten Emigholz das Lazarett, wo Reiser durchdreht und den Arzt mit einer vorgehalten Pistole zwingt den Verletzten zuerst zu behandeln. Dies führt die Männer in ein Strafbataillon. Bei eisiger Kälte und Hungerrationen müssen sie im gefrorenen Boden nach Minen suchen und diese entschärfen. Hier lernen sie den äußert zynischen Soldaten Otto (Sylvester Groth) kennen. Doch schon bald werden die Frontkämpfer knapp. Die Soldaten aus dem Strafbataillon werden wieder in den normalen Dienst gestellt, dafür wird ihnen die Rehabilitation versprochen. Denn nichts hat mehr Priorität als der Ausbruch aus dem Kessel. Die Männer bewähren sich, aber der nächste Befehl von Hauptmann Haller (Dieter Okras) führt zur Schlüsselszene für die Männer...



Vilsmaier ist vor allem in Sachen Bilder ein erschütterndes Epos gelungen. Die Geschichte selbst hätte man vielleicht etwas besser und logischer gestalten können, hier gibts doch einige Schwachstellen. Und manchmal vielleicht zu offensichtlich diese "böser Nazi" und "guter Landser" Schiene. Wobei ich die erwähnte Schlüsselszene dann doch zu den besten Sequenzen des Films zähle. Und beeindruckende Szenen bietet der Film schon einige, auch wenn er im ganzen Kampfgetümmel ein bisschen die Figurenzeichnung vergisst. Nur gut, dass die Schauspieler gut ausgewählt wurden und die das Beste aus ihren Figuren herausholen. Das Schlußbild stimmt sehr traurig.



Bewertung: 7 von 10 Punkten.