Regie: Paul McGuigan
Eine wahrhafte Geschichte...
Paul McGuigan ist ein britischer Regisseur und wurde bekannt durch seinen Gangsterfilm "Gangster Nr. 1" mit Malcolm McDowell. Sein bekanntester Film ist "Lucky Number Slevin" mit Josh Hartnett. Bruce Willis, Ben Kingsley und Morgan Freeman. Dieser Gangsterfilm wurde ein bisschen zum Kultfilm. Sein bester Film ist vielleicht der nur wenig bekannte Historienfilm "The Reckoning" aus dem Jahr 2003.
Darin geht es auch um den tieferen Sinn des Geschichtenerzählens. McGuigan wirft mit seinem Szenario auch die Frage auf, warum in unserer Kulturgeschichte die Kunst des Fabulierens so einen riesengroßen Raum einnimt. Im tief religiös geprägten Mittelalter war auf den Theaterbühnen nur das Erbe der Bibel zu sehen. Die Akteure, meist fahrendes Volk, bot die Geschichte des Sündenfalls oder den Brudermord von Kain und Abel vor dem Publikum an. Die Bühne war der Dorfplatz und die interessierte Bevölkerung gab den Schauspielern eine kleine Zuwendung, ein kleine Geldspende.
England im Jahr 1380: Der junge Priester Nicholas (Paul Bettany) treibt es im Schuppen mit einer verheirateten Frau. Er wird von dem gehörnten Ehemann gestellt und es kommt zum Kampf. Nicholas flieht und versteckt sich in den Wäldern, weil nach ihm gesucht wird. Immer wieder tauchen im Lauf der Handlung Fragmente dieser Anfangsszene wieder auf, die Nicholas am liebsten verdrängen würde. Als er eine fahrende Gauklertruppe entdeckt, beobachtet er diese in der Nacht. Die Truppe wird angeführt von Martin (Willem Dafoe) und hat schon bessere Tage gesehen. Der Anführer der Schauspielgruppe, Martins Vater, ist gerade verstorben und man weiß nicht so recht, wie es weitergehen soll. Zu dem fahrenden Schauspielvolk gehören auch Tobias (Brian Cox), Sarah (Gina McKee), Stephen (Simon McBurney), Stras (Tom Hardy) und Springer (Stuart Wells). Nicholas will sich der Reisegruppe anschließen, die zuerst von diesem Wunsch nicht besonders angetan ist. Aber da mit dem Ausfall durch den Tod von Martins Vater Rollen umgesetzt und neu gestaltet werden müssen, nimmt man schließlich den Neuling mit, von dem keiner weiß, dass er ein Priester auf der Flucht ist. Sie reisen durch die Berge, durch eine winterliche Landschaft und machen zu einem Zeitpunkt in einem Dorf halt, als gerade eine taubstumme Frau des Mordes an einem Jungen angeklagt wird. Durch die Aussage des Mönchs Simon Damian (Ewen BreMner); der behauptet die Tat gesehen zu haben, wird die Frau zum Tod durch Erhängen verurteilt. Im Dorf selbst regiert der undurchsichtige Lord de Guise (Vincent Cassel), dessen Burg über dem Dorf thront. Durch den anhaltenden Misserfolg mit der Nacherzählung biblischer Geschichten, kommt Martin, der nun der Chef des Ensembles ist, auf die Idee, diesen aktuellen Mordfall in einem Stück nachzuspielen. Mit ungeahnten Folgen. Denn immer mehr stoßen die Akteure bei ihrer Recherche auf Ungereimtheiten, die Zweifel an der Schuld der Verurteilten aufkommen lassen...
bereits in der ersten Inszenierung des Ensembles, die sich an die offizielle Version der Ereignisse hält, entsteht im Publikum plötzlich ein Unbehagen, dass zum echten Tumult ausartet. Man nötigt die Truppe dazu, dass sie schnell wieder die Stadt verlassen. Was sie auch tun. Nur Nicholas fühlt sich seinem Gewissen verpflichtet und unternimmt den gefährlichen Versuch die Frau irgendwie vor dem Tod zu rächen. Ausserdem trägt er natürlich eine Schuld aus der Vergangenheit mit sich. McGuigans Film ist ein herausragendes Plädoyer für die aufklärerischen Qualitäten des Erzählens von wahrhaftigen Geschichten. Doch er zeigt auch die Gefahr, denn in dem Moment, wo die offizielle Version brüchig wird, könnte sie das etablierte System stürzen und dies wollen die Mächtigen ja auf jeden Fall verhindern. Noch mehr kommt heraus. Der Burgherr ist ein perverser Knabenschänder, der seine Opfer dann nach seinen Taten einfach verschwinden lässt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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