Sonntag, 22. Januar 2017

New Jack City

























Regie: Mario van Pebbles

Der King von Harlem...

"New Jack City" ist das Kino-Regiedebüt des Regisseurs Mario Van Pebbles. Vorher inszenierte er die Serie "21 Jump Street" fürs Fernsehen. Mit seinem Drogenthriller aus dem Jahr 1991 katapulierte er sich auf einen Schlag in die Riege wichtiger Vertreter des New Black Cinema. Mit einem vergleichsweiße geringen Budget von 8 Millionen Dollar konnte der Film in den Kinos einen Umsatz von fast 48 Millionen Dollar machen. Er kam auch zur richtigen Zeit in die Kinos - denn ab den späten 80er Jahren leitete vor allem Spike Lee das Comeback des Black Cinema ein. Kameramann Francis Kenny zeigt dem Publikum auch in der ersten Szene eine hervorragend eingefangenen Überflug der New Yorker Skyline (ähnlich wie Jahrzehnte vorher das Intro von West Side Story) - die Kamera führt den Zuschauer dann nach Harlem, das gesellschaftlich geächtete und sozialschwache Ballungsgebiet der dunkelhäutigen Einwohner. Viele dieser Menschen kämpfen im Viertel in den maroden Häusern und den verdreckten Hinterhöfen um die Existenz. Die Menschen in diesem Viertel haben nur die Perspektive erfolgreich kriminell zu werden, um aus diesem Dilemma zu entweichen. Beinahe sind diese Aussagen schon extrem klischeehaft - wenn sie nur nicht so wahrhaftig und real wären.
Und genauso im gewohnten Klischee verhalten sich auch die Menschen dort. Der dunkelhäutige Scotty Appleton (Ice T) und Nick Peretti (Judd Nelson) sind dort aufgewachsen. Sie leben aber ihre Aggressionen für die gute Seite aus, denn sie sind Cops geworden. Und zwar ganz spezielle Polizisten, die undercover arbeiten können, weil sie die Sprache der Straße und das Verhalten im Ghetto beherrschen. Sie gehören dazu. So denkt keiner im Traum daran, dass diese kaputten Typen für die Polizei arbeiten. Während Scotty den jungen Dealer Pookie (Chris Rock) verhaftet, sind andere Jungs im Ghetto auf dem Weg nach Oben. Zumindest auf der Leiter der kriminellen Hierachie. Es sind die Freunde Nino Brown (Wesley Snipes), Gee Money (Allan Payne) und Da Da Man (Bill Nunn), die sich die Cash Money Brothers nennen und mit Drogen handeln. Darüberhinaus ist der gerissene Nino Besitzer eines Nachtclubs. Von Gee Money kommt aber die Idee, dass man ab sofort mit der neuen Droge "Crack" handeln muss, denn die erobert gerade den Markt. Nino geht darauf ein, er will das Geschäft aber ohne die Italiener durchziehen, die ihm auf seiner Karriereleiter nach oben geholfen haben. Das bringt natürlich gewaltvolle Konflikte. Aber die scheut die Gang nicht. Mit roher Gewalt wird das Carter Building - ein großer Wohnblock in Harlem - übernommen. Dort wird ein Stockwerk zum Drogenareal umfunktioniert. Das sorgt für ne Menge illegaler Arbeitsplätze, denn Crack wird dort nicht nur hergestellt, sondern auch verkaufsfertig gemacht. Der Kunde kann sich in diesem Drogenzentrum seine Ware abholen und zahlt bar. Ein Millionengeschäft. Die Detectives Stone (Mario van Pebbles) und Park (Russell Wong) werden auf die Dealer angesetzt, die wissen aber genau, dass nur die undercover Cops Appleton und Peretti hier helfen können...




Ein guter Vertreter des Black Cinema - aber mit einigen Abstrichen. Denn Regisseur Mario van Pebbles kann sich nicht so recht entscheiden, ob er ein dramatisches Epos ala "Scarface" inszenieren soll (einige Szenen des dePalma Films werden sogar gezeigt) oder ein schnörkelloses Actionszenario nach bester Blaxploitation Tradition. Erschwerend kommt hinzu, dass Ice T als Polizist ein bisschen zu übertrieben den starken mann markiert und nicht in jeder Szene "echt" rüberkommt. Und Wesley Snipes wird ein bisschen zu böse dargestellt - er pfeift auf den Schwur mit seinem Bruder und benutzt bei einem Anschlag der Mafia auf ihn ein kleines Kind als menschliches Schutzschild. Auch etwas übertrieben. Diese dramatischen Anteile mögen zwar effektvoll sein, aber sie mindern für mich ein bisschen die Authentizität. Auch bei Snipes ist diese Übertriebenheit zu erkennen, besonders in der Schlußszene, wo sich die Brüder gegenüberstehen und der Gangsterboss das tun muß, was er tun muß. Die Bruderschaft ein Lippenbekenntniss - richtig ist "Mir gehört alles".




Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

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