Mittwoch, 19. September 2018

Die Nacht der Generäle

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Anatole Litvak
 
General und Serienmörder...
 
Sam Spiegel war einer der letzten großen Persönlichkeiten des klassischen Hollywoodfilms und produzierte bedeutende Filmklassiker wie "Die Faust im Nacken", "Die Spur des Fremden", "African Queen" oder "Lawrence von Arabien". Viermal erhielt er den Oscar, zuletzt 1964 den Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk. Im Jahr 1967 tat er sich mit dem aus der Ukraine gebürtigen Hollywood-Regisseur Anatole Litvak zusammen und es entstand nach dem gleichnamigen Roman von Hans Hellmut Kirst der besondere Kriegsfilm "Die Nacht der Generäle". Es war nicht der erste Roman von Kirst aus dem 2. Weltkrieg, der verfilmt wurde. Bereits 1954 realisierte Paul May den Kassenhit "08/15" mit Joachim Fuchsberger und der bedeutende deutsche Regisseur Frank Wisbar verfilmte 1960 dessen "Fabrik der Offiziere". Die Filmgestalt einer der Hauptfiguren in Litvaks "Die Nacht der Generäle" orientiert sich an Paul Hauser, der als SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 an Hilter den Putsch der Generäle in Frankreich unterdrückte und genauso wie General Tanz aus dem Film nach dem Krieg für eine längere Zeit in Haft saß. Nach seiner Entlassung spielte er dennoch eine führende Rolle in den Veteranenverbänden der SS.
Im Film selbst wird diese Figur von Schauspieler-Legende Peter O´Toole verkörpert, der natürlich auch in dieser Rolle einen Glanzpunkt setzte. Auch insgesamt weist diese etwas bizarre von der Kritik eher vernachlässigte Mischung aus Kriegsdrama und Kriminalfilm ein hochkarätiges Ensemble aus, in Nebenrollen sind Christopher Plummer als Feldmarschall Rommel, Harry Andrews als General von Stülpnagl, Gordon Jackson als Hauptmann Engel, Philippe Noiret als Inspektor Morand und Juliette Greco als Chansonsängerin Juliette zu sehen. Neben O´Toole sind in den Hauptrollen Omar Sharif, Tom Courtenay und Donald Pleasance zu sehen.
Die Geschichte selbst umfasst drei verschiedene Zeitebenen, zwei davon spielen sich in der Vergangenheit während des 2. Weltkrieges, einmal in Warschau und einmal in Paris, ab. Die dritte spielt in der damaligen Gegenwart im Jahr 1965 in Hamburg. Alle drei Schauplätze haben eine schreckliche Gemeinsamkeit: Immer wurde eine Prostituierte von einem unbekannten Serienmörder regelrecht abgeschlachtet. Zuerst gibt Litvak dem Zuschauer einen Einblick in das besetzte Warschau. Dort geschieht ein Mord an einer Prostituierten. Major Grau (Omar Sharif) leitet die schwierigen Ermittlungen, denn die Zeugen schweigen zuerst. Dann meldet sich ein Augenzeuge, der durch den offenen Spalt einer Toilette die Uniform des Mörders gesehen hat. Es handelt sich dabei um eine Generalsuniform, somit noch schwieriger zu ermitteln für einen rangniedrigeren Major. Immerhin findet Grau heraus, dass die meisten Generäle zur Zeit der Tat ein stichfestes Alibi aufweisen. Nur bei den drei Generälen Tanz (Peter O´Toole), Generalmajor Kahlenberg (Donald Pleasence) und General von Seydlitz-Gabler (Charles Gray) lässt sich nicht herausfinden, wo sie zur Tatzeit waren. Grau lässt sich aber nicht beirren, auch wenn seine deutschen Kameraden ihn eindringlich warnen - ein deutscher General soll der Mörder einer käuflichen Frau sein ?  Dies lässt sich schon mal gar nicht mit dem erhabenen Herrschaftsrasse-Gedanken vereinbaren. So sieht Grau zwar noch wie Tanz in Warschau den Widerstand bekämpft, wird aber interessanterweise befördert und nach Paris versetzt. Doch der Zufall will es, dass auch die drei Generäle in Paris stationiert sind und so hat Grau erneut die Chance den Mord von damals wieder auszugraben. In einer Nebenhandlung verliebt sich Ulirike (Joanna Pettet), die Tochter von Seydlitz-Gabler in den Gefreiten Hartmann (Tom Courtenay), der zufälligerweise bzw. sogar beabsichtigt Zeuge eines weiteren Frauenmordes wird. Doch dieser Mord wird überschattet von der Operation Walküre und den darauffolgenden Ereignissen. Wieder kommt der Frauenmörder ungeschoren davon. In Hamburg wird 20 Jahre später wieder in einem Mordfall an einer Prostituierten ermitteln, dabei wird Inspektor Morand (Philippe Noiret) aus Paris eine wichtige Rolle spielen, denn dieser Fall trägt die genaue Handschrift der bisher noch ungeklärten Morde in Warschau und Polen...




Leider wurde dieser eigenartige Kriegskrimi damals von der Kritik sehr schlecht bewertet. Man fand ihn zu überfrachtet mit diesen drei Zeitebenen und drei völlig verschiedenen Handlungssträngen. Weder Zeitbild noch die psychologische Studie wären angemessen bearbeitet. Wobei ich finde, dass Litvak diese verschiedenen Elemente schon sehr schlüssig und recht spannend miteinander verbunden hat. "Die Nacht der Generäle" ist natürlich nicht so atmosphärisch perfekt wie Robert Siodmaks Meisterwerk "Nachts, wenn der Teufel kam", ein Film der ebenfalls einen Frauenmörder in der Zeit des Dritten Reiches zum Thema hat. Litvaks Film ist weitaus schriller und auch etwas kolportagehaft. Aber das ist kein negativer Aspekt, denn er hat auch enorme Stärken und wirkt in seinen besten Szenen sehr beängstigend und beklemmend. Für die opulenten Kamerabilder war Henri Decae verantwortlich, die Filmmusik komponierte Maurice Jarre.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

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