Regie: Anatole Litvak
General und Serienmörder...
Sam Spiegel war einer der letzten großen Persönlichkeiten des
klassischen Hollywoodfilms und produzierte bedeutende Filmklassiker wie
"Die Faust im Nacken", "Die Spur des Fremden", "African Queen" oder
"Lawrence von Arabien". Viermal erhielt er den Oscar, zuletzt 1964 den
Irving G. Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk. Im Jahr 1967 tat
er sich mit dem aus der Ukraine gebürtigen Hollywood-Regisseur Anatole
Litvak zusammen und es entstand nach dem gleichnamigen Roman von Hans
Hellmut Kirst der besondere Kriegsfilm "Die Nacht der Generäle". Es war
nicht der erste Roman von Kirst aus dem 2. Weltkrieg, der verfilmt
wurde. Bereits 1954 realisierte Paul May den Kassenhit "08/15" mit
Joachim Fuchsberger und der bedeutende deutsche Regisseur Frank Wisbar
verfilmte 1960 dessen "Fabrik der Offiziere". Die Filmgestalt einer der
Hauptfiguren in Litvaks "Die Nacht der Generäle" orientiert sich an Paul
Hauser, der als SS-Oberst-Gruppenführer und Generaloberst der Waffen-SS
nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 an Hilter den Putsch
der Generäle in Frankreich unterdrückte und genauso wie General Tanz aus
dem Film nach dem Krieg für eine längere Zeit in Haft saß. Nach seiner
Entlassung spielte er dennoch eine führende Rolle in den
Veteranenverbänden der SS.
Im Film selbst wird diese Figur von Schauspieler-Legende Peter
O´Toole verkörpert, der natürlich auch in dieser Rolle einen Glanzpunkt
setzte. Auch insgesamt weist diese etwas bizarre von der Kritik eher
vernachlässigte Mischung aus Kriegsdrama und Kriminalfilm ein
hochkarätiges Ensemble aus, in Nebenrollen sind Christopher Plummer als
Feldmarschall Rommel, Harry Andrews als General von Stülpnagl, Gordon
Jackson als Hauptmann Engel, Philippe Noiret als Inspektor Morand und
Juliette Greco als Chansonsängerin Juliette zu sehen. Neben O´Toole sind
in den Hauptrollen Omar Sharif, Tom Courtenay und Donald Pleasance zu
sehen.
Die Geschichte selbst umfasst drei verschiedene Zeitebenen, zwei
davon spielen sich in der Vergangenheit während des 2. Weltkrieges,
einmal in Warschau und einmal in Paris, ab. Die dritte spielt in der
damaligen Gegenwart im Jahr 1965 in Hamburg. Alle drei Schauplätze haben
eine schreckliche Gemeinsamkeit: Immer wurde eine Prostituierte von
einem unbekannten Serienmörder regelrecht abgeschlachtet. Zuerst gibt
Litvak dem Zuschauer einen Einblick in das besetzte Warschau. Dort
geschieht ein Mord an einer Prostituierten. Major Grau (Omar Sharif)
leitet die schwierigen Ermittlungen, denn die Zeugen schweigen zuerst.
Dann meldet sich ein Augenzeuge, der durch den offenen Spalt einer
Toilette die Uniform des Mörders gesehen hat. Es handelt sich dabei um
eine Generalsuniform, somit noch schwieriger zu ermitteln für einen
rangniedrigeren Major. Immerhin findet Grau heraus, dass die meisten
Generäle zur Zeit der Tat ein stichfestes Alibi aufweisen. Nur bei den
drei Generälen Tanz (Peter O´Toole), Generalmajor Kahlenberg (Donald
Pleasence) und General von Seydlitz-Gabler (Charles Gray) lässt sich
nicht herausfinden, wo sie zur Tatzeit waren. Grau lässt sich aber nicht
beirren, auch wenn seine deutschen Kameraden ihn eindringlich warnen -
ein deutscher General soll der Mörder einer käuflichen Frau sein ? Dies
lässt sich schon mal gar nicht mit dem erhabenen
Herrschaftsrasse-Gedanken vereinbaren. So sieht Grau zwar noch wie Tanz
in Warschau den Widerstand bekämpft, wird aber interessanterweise
befördert und nach Paris versetzt. Doch der Zufall will es, dass auch
die drei Generäle in Paris stationiert sind und so hat Grau erneut die
Chance den Mord von damals wieder auszugraben. In einer Nebenhandlung
verliebt sich Ulirike (Joanna Pettet), die Tochter von Seydlitz-Gabler
in den Gefreiten Hartmann (Tom Courtenay), der zufälligerweise bzw.
sogar beabsichtigt Zeuge eines weiteren Frauenmordes wird. Doch dieser
Mord wird überschattet von der Operation Walküre und den darauffolgenden
Ereignissen. Wieder kommt der Frauenmörder ungeschoren davon. In
Hamburg wird 20 Jahre später wieder in einem Mordfall an einer
Prostituierten ermitteln, dabei wird Inspektor Morand (Philippe Noiret)
aus Paris eine wichtige Rolle spielen, denn dieser Fall trägt die genaue
Handschrift der bisher noch ungeklärten Morde in Warschau und Polen...
Leider wurde dieser eigenartige Kriegskrimi damals von der Kritik
sehr schlecht bewertet. Man fand ihn zu überfrachtet mit diesen drei
Zeitebenen und drei völlig verschiedenen Handlungssträngen. Weder
Zeitbild noch die psychologische Studie wären angemessen bearbeitet.
Wobei ich finde, dass Litvak diese verschiedenen Elemente schon sehr
schlüssig und recht spannend miteinander verbunden hat. "Die Nacht der
Generäle" ist natürlich nicht so atmosphärisch perfekt wie Robert
Siodmaks Meisterwerk "Nachts, wenn der Teufel kam", ein Film der
ebenfalls einen Frauenmörder in der Zeit des Dritten Reiches zum Thema
hat. Litvaks Film ist weitaus schriller und auch etwas kolportagehaft.
Aber das ist kein negativer Aspekt, denn er hat auch enorme Stärken und
wirkt in seinen besten Szenen sehr beängstigend und beklemmend. Für die
opulenten Kamerabilder war Henri Decae verantwortlich, die Filmmusik
komponierte Maurice Jarre.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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