Regie: Martin Scorsese
Das Paradies der Spieler....
"Casino" aus dem
Jahr 1995 ist nicht nur einer der großen Mafiafilme von Martin Scorsese,
sondern hat darüberhinaus eine starke Ähnlichkeit mit dem später
entstandenen "Wolf on Wall Street". Grund dafür ist das in beiden Filmen
dominante Thema "Die Macht des Geldes". Auch der fünf Jahre zuvor
entstandene "Good Fellas" widmete sich stark der Gier nach Schotter.
40 Millionen Dollar Produktionskosten fielen bei diesem ausufernden
178 Minuten langem Las Vegas Monumentalfilm an. Es lohnte sich aber -
an der Kasse spielte "Casino" 116 Millionen Dollar ein und wurde ein
guter Kassenhit.
"Wenn es die Mafia nicht gäbe, müsste man sie erfinden" - das
gleiche gilt auch für Las Vegas. Ein Ort, mitten in der Wüste, wo die
Regeln irgendwie aufgehoben schienen, an dem es keinen Tag und keine
Nacht gibt. Wo alles einen Preis hat und wenn das Glück mit Dir ist,
dann gehst du als Millionär nach Hause. Aber die meisten Menschen
verlieren ihr Geld, denn das meiste Geld sackt das Casino ein.
Robert Altman hat 1974 mit "California Split" eine kleine Filmperle
über Spieler gemacht, die süchtig nach dem Glücksspiel sind. Ähnlich
ging Paul Thomas Anderson in seinem 1996 gedrehten Neo Noir "Hard Eight"
vor - er porträtiert vier Spieler in Las Vegas. 1991 inszenierte Barry
Levinson mit "Bugsy" den Mobster Bugsy Siegel als Gründervater des
Konzepts der Hotelcasinos und des modernen Las Vegas. Seit 1941 betrieb
der Gangster ein Wettbüro in Las Vegas und kaufte vier Jahre später mit
seinen Partnern Meyer Lansky, Moe Sedway und David Berman ein
Glücksspielhotel, dass er gewinnbringend verkaufte. Diesen Gewinn
investierte er in den Bau des Flamingo Las Vegas, ein Hotelcasino mit
Hollywoodflair und so konzipiert, dass auch Stars dort auftreten
konnten.
Genauso schillernd wie bei Levinson geht es auch bei Scorsese zu.
"Casino" basiert auf einem Buch von Nicholas Pileggi, der
uneingeschränkten Zugang und größtes Vertrauen zu einem Mann hatte, der
einst vier Casino für die Mafia betrieb und dessen wahre Geschichte die
Handlung des Films inspiriert.
Doch "Casino" beginnt zuerst mit einer Szene, in der gleich eine
Autobombe explodieren wird. Sie soll Sam "Ace" Rothstein (Robert de
Niro) ins Jenseits befördern und als er den Zündschlüssel dreht, kommt
es zur Explosion. Dies geschieht 1983 und der Film geht sofort nach der
Katastrophe mit einem brennenden Auto 10 Jahre zürück. In dieser Zeit
ist Rothstein ein erfolgreicher Berufsspieler und pflegt gute
Beziehungen zur Mafia, vor allem mit dem Paten Remo Gaggi (Pascale
Gajano). Obwohl er kein Italiener sondern Jude ist, bekommt er die
Chance in Las Vegas das neue Casino "Tangiers" zu leiten. Da er
vorbestraft ist, wird einfach nur eine Lizenz als Restaurantmanager
beantragt und der strafrechtlich nicht vorbelastete Philip Green (Kevin
Pollak) wird offiziell Kasinochef, ist aber lediglich ein "Strohmann".
Wichtig für die Mafiabosse ist nur, dass das Kasino sehr viel Geld
macht. Und dass es keine Probleme gibt - damit dies alles funktioniert
wird Polizei, Politik und Behörden "geschmiert". Tatsächlich erweist
sich Rothstein als echter Macher, er verdoppelt die Gewinne. Zur seiner
Unterstützung und dass die Gelder reibungslos fließen schickt die Mafia
den skrupellosen Nicky Santoro (Joe Pesci) nach Las Vegas. Nicky ist ein
Jugendfreund von Rothstein. Der weiß auch, dass Nickys Auftauchen
Probleme mit sich bringen kann, da dieser auch auf eigene Rechnung
arbeitet. Mit Nicky und seiner Bande wird das Klima auch um ein
vielfaches krimineller. Der jähzornige Nicky hat Null Skrupel und macht
sich bald unbeliebt. Zur gleichen Zeit verliebt sich Rothstein in die
attraktive Ginger McKenna (Sharon Stone), eine exklusive
Edelprostituierte mit einer Schwäche und einer Hörigkeit für ihren
Ex-Zuhälter Lester Diamond (James Woods). Immerhin schafft es Rothstein,
dass Ginger seinen Heiratsantrag annimmt...
Was folgt ist nicht das große Glück, sondern im Laufe der Ehe
nehmen die Hassgefühle immer mehr zu. Bald spielt auch die schöne
Blondine ein falsches Spiel und der Traum vom großen Geld endet in
vielen Fällen mit dem Tod. Sharon Stone wurde für die Rolle der Ginger
bei der Oscarverleihung 1996 mit einer Nominierung als beste
Hauptdarstellerin bedacht - sie musste sich am Ende allerdings von Susan
Sarrandon geschlagen geben. Bei den Golden Globes liefs besser...dort
gewann Stone den Preis und es ist bis heute ihre beste Performance
geblieben. Anfänglich wirkt "Casino" etwas unterkühlt und an manchen
Stellen wie ein Dokumentarfilm, dann hält der reale Wahnsinn (durch
unersättliche Gier) Einzug im Casino und Scorsese ist voll in seinem
Element. Schonungslos zeigt Scorsese das Treiben in den Spielhöllen, das
Zählen des vielen Geldes, die Aktivitäten der Mafia - auch wie sie ihre
Einnahmen mit rücksichtsloser Gewalt sichern. "Las Vegas, das ist für
uns Spieler das, was Lourdes für die Gebrechlichen und Verkrüppelten
ist" wird Ace Rothstein einmal im Film sagen. Dabei erweist sich dieses
Umfeld als Vorhof zur Hölle...sowohl geschäftlich wie privat. Und deNiro
und Pesci spielen natürlich wieder genauso genial auf wie in "Good
Fellas".
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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