Regie: Caroline Link
Hapes Kindheit...
Die Verfilmung von Hape Kerkelings Beschreibung seiner
Pilgerwanderung auf dem Jacobsweg "Ich bin dann mal weg" von Julia von
Heinz wurde im Kino zum großen Erfolg. 1,97 Millionen Zuschauer wollten
in Deutschland den Film sehen und so stand der erfolgreichen Verfilmung
von "Der Junge muss an die frische Luft" nichts mehr im Wege. Hape
Kerkeling erzählt in der gleichnamigen Autobiographie von seiner
Kindheit und Jugend in der Ruhrgebietsstadt Recklinghausen. Dies
interessierte den deutschen Kinogänger noch mehr und der Film erreichte
eine phantastische Zuschauerzahl von ca. 3,72 Millionen. Auch die Kritik
war positiv gestimmt, denn es gab 6 Nominierungen für den deutschen
Filmpreis. Am Ende blieben drei Auszeichnungen: Bester Film in Bronze,
beste Nebendarstellerin Luise Heyer und als besucherstärkster Film nahm
die Regisseurin Caroline Link die Auszeichnung entgegen.
Man muss die Filmemacherin, die für "Nirgendwo in Afrika" 2003 mit
dem Oscar ausgezeichnet wurde, sehr loben. Denn ihr Biopic macht echte
Freude, weil sie die Geschichte als Familienchronik angelegt hat. So ist
nicht nur der junge Hape (Julius Weckauf) der Hauptdarsteller, sondern
sein ganzes Umfeld und die ganze Familie.
Julius Weckauf ist als kleiner Hape einfach eine Wucht. Das
Zusammenleben in der Familie ist geprägt durch menschliche Wärme und
Zusammenhalt. Der kleine Hape ist ein guter Beobachter, er belauscht die
Tratsch- und Klatschgeschichten der Erwachsenen und zur großen Freude
der Familie parodiert er diese Beobachtungen später im Kreise seiner
Familie. Feste werden groß geschrieben. Dabei hat Hape ein gutes
Verhältnis zu den Großeltern (väterlicherseits: Hedi Kriegeskotte als
Oma Änne, Rudolf Kowalski als Opa Herrmann/mütterlicherseits: Ursula
Werner als Oma Berta, Joachim Krol als Opa Willi) und auch zu Vater
Heinz (Sönke Möhring), der oft auf Montage ist und Mutter Margret (Luise
Heyer). Nicht zu vergessen sein größerer Bruder Matthes (Jan Lindner).
Die Jungs haben schon sehr früh Kontakt zur Natur und zu Pferden. Leider
ist Mutter Margret oft überfordert und dies führt auf lange Zeit zu
einer depressiven Erkrankung. Hape bringt immer wieder seine Familie zum
Lachen, auch in der Schule spielt er oft den Komiker. Das Leben bringt
aber auch einige schwere Schicksalsschläge...
So ist Leben natürlich immer eine Tragikomödie. Aber hier überwiegt
am Ende doch ein Gutes Gefühl, denn die Familie kann diese
Schicksalsschläge immer wieder auffangen. Kamerafrau Judith Kaufmann hat
idyllische Bilder eingefangen, die ein bisschen an französische
Kollegen erinnern lassen. Die Geschichte - wie das Leben eben. Mal
heiter, mal traurig. Mit diesem erlebten Wechselbad der Gefühle kann
sich jeder Zuschauer identifizieren. "Der Junge muss an die frische
Luft" wirkt enorm authentisch und nie aufgesetzt. Die kleinbürgerliche
Welt des Ruhrpotts in den 70er Jahren wurde von Caroline Link perfekt
eingefangen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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