Regie: Franco Zefirelli
Franz von Assisi...
Franco Zefirellis Film "Bruder Sonne, Schwester Mond" aus dem Jahr 1972 zeigt im Gegensatz zu Roberto Rosselinis "Franziskus, Gaukler Gottes" vor allem den Werdegang von Franz von Assisi nach. Rossellini dagegen zeigt das Leben der Mönche von Franziskus nach deren Audienz bei Papst Innozenz III. Der Film von Zefirelli endet nach der Begegnung mit dem Pontifex. Franz von Assisi wurde 1181 oder 1182 in Assisi geboren und starb am 3. Oktober 1226. Er war der Begründer der Minderbrüder (Franziskaner) und gilt auch als Mitbegründer der Klarissen. Er wird in der katholischen Kirche als Heiliger verehrt und gehört zu den am besten dokumentierten Persönlichkeiten des Mittelalters. Sein Ziel war es nach dem Vorbild von Jesus Christus zu leben, dies zog gleichgesinnte Gefährten an. Trotz der zahlreichen Widerstände der katholischen Kirche während der ersten Zeit seines Wirkens wurde er von der Kirche bereits 2 Jahre nach seinem Tod heilig gesprochen. "Bruder Sonne, Schwester Mond" (italienisch: Fratello sole, sorella luna) hat einige Stärken, wirkt aber manchmal sehr übertrieben. Das klasse bebilderte historische Drama (Kamera Ennio Guarnieri) aus dem Jahr 1972, basiert auf der Hagiographie des Heiligen. Im Vergleich mit Rossellinis Film werden aber gewisse Schwächen sichtbar. Francesco (Graham Faulkner), der verwöhnte Sohn des wohlhabenden Textilhändlers Pietro Bernardone (Lee Montague), kehrt aus dem Krieg zwischen Assisi und Perugia zurück. Eine Krankheit zwingt ihn, den Krieg zu verlassen. Francesco wird von Visionen seiner Vergangenheit gequält, als er ein ungestümes, arrogantes Kind war. Während einer langen Genesung findet er Gott in Armut, Keuschheit und Gehorsam und erlebt eine körperliche und geistige Erneuerung. Francesco erholt sich. Doch zum Entsetzen seiner Eltern (seine französisch sprechende Mutter wird von Valentina Cortese gespielt) verbringt er die meiste Zeit inmitten der Natur, mit Blumen, Bäumen, Tieren und Gedichten, da er sich weigert, seinen früheren Lebensstil wieder aufzunehmen. Pietros Goldbesessenheit erfüllt Francesco nun mit Abscheu und führt zu einer offenen Konfrontation zwischen ihm. Eines Tages wandert Francesco in den Keller und spürt die Hitze und Feuchtigkeit der Färbebottiche. Er sieht die Arbeiter mit ihren Familien, die in der Hitze ohne Pause schuften. Er lehnt das Angebot seines Vaters ab, ihm die Übernahme des Geschäfts zu überlassen, und zieht stattdessen die Arbeiter aus dem Gebäude, um das Tageslicht zu genießen. Dann wirft er die von seinem Vater gelagerten Textilien aus dem Fenster zu den unten versammelten Armen. Francesco fordert seinen Vater auf, mitzumachen. Pietro schlägt Francesco, schleppt ihn zum Bischofspalast und demütigt seinen Sohn vor den Zuschauern und dem Bischof (John Sharp). Liebevoll verzichtet Francesco auf allen weltlichen Besitz und seine bürgerliche Familie, einschließlich des Namens "Bernardone“, entkleidet sich und verlässt Assisi, nackt und frei von seiner Vergangenheit, um als Asket die Schönheit der Natur zu genießen und ein einfaches Leben als Mann Gottes zu führen. Francesco geht zu den Ruinen der Kapelle von San Damiano, wo er Gottes Stimme hört, die ihn bittet, "meine Kirche wiederherzustellen“. Im Glauben, dass Gott San Damiano meint, beginnt Francesco um Steine zu betteln, um die Kirche wieder aufzubauen. Sehr zum Entsetzen seiner Familie schließen sich ihm einige von Francescos Freunden (Leigh Lawson als Bernardo, Kenneth Granham als Paolo, Michael Feast als Silvestro; Nicholas Willatt als Giochondo) an. Allmählich gewinnt er Anhänger unter den Söhnen der Reichen, die beginnen, sich unter den Armen zu engagieren. Der Bischof weigert sich, Francesco aufzuhalten, da dieser eine Kirche wiederaufbaut und die Werke der Barmherzigkeit vollbringt, die Christus von seinen Anhängern verlangt. Francescos Freund Bernardo schließt sich ihm nach seiner Rückkehr vom Vierten Kreuzzug an. Klara (Judi Bowker), eine junge Frau, ebenfalls aus wohlhabender Familie, kümmert sich um Leprakranke in der Nähe der Stadt. Sie schließt sich den Brüdern an. In Assisi protestieren unterdessen Adel und wohlhabende Kaufleute gegen Francesco und seine Gruppe, weil sie befürchten, dass sie die Jugend der Stadt verderben. Sie befehlen Francescos Freund Paolo, die sogenannten"Kleinen Brüder“ aufzuhalten. Eines Tages wird die wiederaufgebaute Kirche in Brand gesteckt, und einer von Francescos Anhängern wird getötet. Francesco gibt sich selbst die Schuld, kann aber nicht begreifen, was er falsch gemacht hat. Er beschließt, nach Rom zu gehen und Papst Innozenz III. (Sir Alec Guinness) um Rat zu fragen. In Rom ist Francesco fassungslos über Reichtum und Macht des päpstlichen Hofes. Vor dem Papst unterbricht Francesco Paolos sorgfältig vorbereitete Rede und protestiert ruhig gegen Prunk und Weltlichkeit. Er zitiert einige Worte Jesu aus der Bergpredigt, um zu zeigen, dass Christi Lehren im völligen Gegensatz zu Roms Reichtumssucht stehen. Die Kardinäle, Bischöfe und Äbte des päpstlichen Hofes fühlen sich beleidigt. Francesco und seine Freunde werden ausgewiesen. Paolo, der Francesco bewundert, beschließt, sich ihnen anzuschließen. Francesco versucht, Paolo zu schützen, indem er sagt, er gehöre nicht zu ihnen, doch sein Freund besteht darauf, sich den Mönchen anzuschließen und überzeugt Francesco von der Aufrichtigkeit seiner Bekehrung. Sie werden mit den anderen hinausgeworfen. Papst Innozenz, scheinbar aus einem Traum erwacht, befiehlt, Francesco und seine Freunde zurückzuholen. Der Papst wendet sich an Francesco: „In unserer Besessenheit von der Erbsünde haben wir die ursprüngliche Unschuld vergessen.“ Der Papst gibt zu, dass er als junger Vikar mit dem gleichen Idealismus wie Franziskus gedacht habe, "bis er in die Fänge der Kirchenregierung geriet“. Er gesteht, dass die Kirche im Laufe der Jahrhunderte großen Reichtum und große Macht erlangt habe und dass Papst Innozenz angesichts der extremen Armut von Franziskus und seinen Gefährten „uns (die etablierte Kirche) alle in Schande gebracht“ habe. In Psalmenform betet Innozenz, dass Francescos Orden "wie die Palme gedeihen“ möge. Dann kniet Papst Innozenz zum Erstaunen aller nieder, küsst Francescos Füße, segnet ihn und seine Gefährten und erteilt ihnen die Erlaubnis, ihren heiligen Orden zu gründen. Eine der letzten Zeilen stellt die Aufrichtigkeit der Reaktion des Papstes in Frage, als ein Kardinal, der das Vorgehen des Papstes beobachtet, einem Bischof sagt: "Seien Sie unbesorgt, Seine Heiligkeit weiß, was er tut. Dies ist der Mann, der zu den Armen sprechen und sie zu uns zurückbringen wird.“ Der Film endet damit, dass Francesco allein aufs Land geht, begleitet vom Titelsong „Bruder Sonne und Schwester Mond“, von Donovan, der den Soundtrack zu Film komponiert hat...
Seine Lieder passen zu dem Film, sie wären aber noch schöner in italienischer Sprache gewesen. In der Szene seiner erbauten Kirche wird die Messe zelebriert und alle singen plötzlich ein Lied in englischer Sprache, was dann leider auch wenig authentisch ist. Zefirelli ist manchmal zu nah an der damalige Hippie und Flower Power Bewegung und setzt vielleicht die Bewegungen gleich. Es ist nicht verwunderlich, dass er den Plan hatte die Beatles zu engagieren, die Franziskaner Mönche spielen sollten. Es ist ihm mit Sicherheit ein sehr schöner Bilderfilm gelungen, der auch in der Kategorie "Bestes Szenenbild" eine Oscarnominierung bekam. Das Drehbuch wurde von Zefirelli gemeinsam mit Lina Wertmüller und und Suso D´Amico verfasst.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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