Regie: Carlos Carrera
Verbrecher, Sünder und Heilige...
"El Crimen del padre Amaro" von Regisseur Carlos Carrera aus dem Jahr 2002 wurde als mexikanischer Beitrag für den Oscar eingereicht und schaffte es tatsächlich unter die fünf Besten in der Kategorie "Internationaler Film" zu kommen - am Ende bekam aber der deutsche Film "Nirgendwo in Afrika" die meisten Punkte und gewann den Oscar. Erst im Jahr 2019 gelang es Mexico mit Alfonso Araus "Roma" den Oscar in dieser Kategorie zu gewinnen. Zuvor unterlagen Klassiker wie Bunuels "Nazarin", "Das Wunder von Tlayucan", "Amores Perros", "Biutiful" oder "Pans Labyrinth". Entgegen seiner Verdammung durch die Kirche wurde "El Crimen del Padre Amaro" zum bis dahin größten Kassenerfolg eines einheimischen Films in Mexiko. Übersetzt heißt der Film "Das Verbrechen des Padre Amaro" - in Deutschland erhielt er den Verleihtitel "Die Versuchung des Padre Amaro" - ein Titel, der die sexuelle Versuchung des jungen Pfarrers schon vorwegnimmt. Der Film basiert lose auf dem Roman O Crime do Padre Amaro (1875) des portugiesischen Schriftstellers José Maria de Eça de Queiroz aus dem 19. Jahrhundert. Allerdings wurde die Geschichte ins Jahr 2002 verlegt. Durch seine kirchenkritische Haltung löste der Kassenhit eine Kontroverse unter römisch-katholischen Gruppen in Mexiko aus, die versuchten, die Aufführung des Films zu verhindern. Sie scheiterten, und der Film wurde zum größten Kassenschlager aller Zeiten in Mexiko und übertraf mit einem Einspielergebnis von 16,3 Millionen US-Dollar alle vorherigen Filmhits. Insgesamt kam der Film auf einen Umsatz von 27 Millionen Dollar. Mit der Veröffentlichung gab es wütende Proteste der mexikanischen katholischen Kirche, da es die Korrumpierung eines zunächst anständigen Jungpfarrers durch die Kirche darstellt. Entgegen seiner Verdammung durch die Kirche wurde es zum bis dahin größten Kassenerfolg eines einheimischen Films in Mexiko. Der frisch zum Priester geweihte 24-jährige Pater Amaro (Gael García Bernal) kommt nach Los Reyes, einer Kleinstadt im fiktiven Bundesstaat Aldama, um dort sein Leben im Dienst der Kirche zu beginnen. Er ist der Protegé eines skrupellosen politischen Bischofs, während der örtliche Priester, Pater Benito (Sancho Gracia), eine langjährige Affäre mit einer Restaurantbesitzerin (Anjelica Aragon) hat. Benito baut ein großes Krankenhaus und ein Erholungszentrum, das teilweise vom Drogenbaron eines Kartells finanziert wird. Unterdessen wird gegen einen anderen Priester der Gegend, Pater Natalio (Damián Alcázar), den einzigen im Film positiv dargestellten Geistlichen, ermittelt, weil er linksgerichtete Aufständische in seinem abgelegenen ländlichen Kirchengebiet unterstützt. Amélia (Ana Claudia Talancón), ein 16-jähriges Mädchen aus der Gegend, unterrichtet die Kinder der Stadt im Katechismus und ist die Tochter von Benitos Geliebten. Zu Beginn der Geschichte erwägt sie, Rubén (Andrés Montiel), einen jungen Journalisten am Anfang seiner Karriere, zu heiraten. Doch es kommt zu Spannungen, da Rubén kein Gläubiger und Amélia streng katholisch ist. Rubéns Vater ist ein bekennender antiklerikaler Atheist und in der Stadt wegen seiner starken Ansichten unbeliebt. Amaro verliebt sich bald in Amélia, die sich stark zu ihm hingezogen fühlt und im Beichtstuhl unangenehme Fragen über Liebe und Sünde stellt. Dabei gesteht sie, dass sie vor Jesus masturbiert. Später berührt sie seine Hand, während sie ihn im Restaurant bedient. Die Zeitung erhält einen Tipp, dass Benito das neugeborene Kind des Drogenbarons tauft, und Rubén wird gebeten, über die Skandale in seiner Heimatstadt zu schreiben. Mithilfe der Berge von Beweisen, die sein Vater zusammengetragen hat, veröffentlicht er einen Artikel darüber, dass Benitos Krankenhaus eine Tarnung für Geldwäsche darstellt. Die Kirche lässt Amaro ein Dementi schreiben, woraufhin Rubén unter dem Druck der katholischen Lobby von der Zeitung entlassen wird. Amélia ruft Rubén an,gibt ihm den Laufpass und beschimpft ihn mit einer Reihe von Obszönitäten. Rubéns Elternhaus wird von gläubigen Katholiken verwüstet, und als er nach Hause kommt, greift er Amaro an, als er ihn auf der Straße sieht. Amaro beschließt, keine Anzeige zu erstatten, und Rubén entgeht einer Gefängnisstrafe. Der Film beleuchtet den Kampf der Priester zwischen Verlangen und Gehorsam. Amaro wird von Schuldgefühlen wegen seiner Gefühle für Amélia geplagt. Als die Lokalpresse beginnt, die Geheimnisse der Gemeinde zu enthüllen, wendet sich Amaro an seinen Vorgesetzten Benito. Amaro und Amélia beginnen heimlich eine Affäre, und Amaro zitiert Verse aus dem Hohelied, während er sie verführt. Später legt er Amélia bei einem geheimen Treffen ein Gewand um, das für die Marienstatue bestimmt war. Nachdem Amélia mit Amaros Kind schwanger geworden ist, versucht er, sie zu überreden, die Stadt zu verlassen, um ihn zu schützen. Später beschließt sie, die Stadt auszutricksen, indem sie Rubén als Vater ausgibt. Sie versucht, sich wieder mit ihm zu vereinen und kurzfristig eine Hochzeit zu organisieren, damit das Baby ihm zugeschrieben werden kann, doch er erklärt ihr, dass er kein Interesse mehr hat. Als Benito droht, Amaro anzuzeigen, droht dieser mit Vergeltung für Benitos Affäre. Bei einer darauffolgenden Rauferei verletzt sich Benito bei einem Sturz und wird ins Krankenhaus eingeliefert. Schließlich arrangiert Amaro mitten in der Nacht eine illegale Abtreibung. Diese geht schief, und Amélia beginnt zu verbluten. Amaro fährt sie in ein Krankenhaus in einer Großstadt, doch sie stirbt, bevor sie dort ankommen. Amaro weint. Die grausamen Details des Falles werden verschwiegen, doch Benito und eine zynische alte Frau (Luisa Huertas) wissen, was geschehen ist. Eine falsche Geschichte macht in der Stadt die Runde: Rubén wird beschuldigt, Amélia vor der Hochzeit geschwängert zu haben, und Amaro wird gelobt, weil er in die Abtreibungsklinik eingebrochen sei und Amélia befreit habe, nachdem sein Versuch, sie und ihr Kind zu retten, gescheitert war. Amaro leitet Amélias Beerdigung, die von Trauernden überfüllt ist. Benito, der inzwischen im Rollstuhl sitzt, dreht sich angewidert um und rollt davon....
Die deutschen Kritiker waren sich über die Qualiät des Films uneinig. Manche fühlten sich an "Die Dornenvögel" erinnert, andere zogen Vergleich zu antiklerikalen Werken von Luis Bunuel. Der Film schwankt auch tatsächlich zwischen Melodram und Satire hin und her, am Ende siegt aber die bitterböse Sicht auf das Geschehene. Gael Garcia Bernal spielt hervorragend.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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