Mittwoch, 14. Mai 2025

Die Brüder Karamasow


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Iwan Pyrjew, Michail Uljanow und Kirill Lawrow

Es war einmal in Russland...

Im Februar 1968 waren bereits zwei Teile von "Die Brüder Karamasow" abgedreht, als Regisseur Iwan Pyrjew überraschend verstarb. Die Darsteller spielen gut, sie sind aber alle ein bisschen zu alt für ihre Rollen. Denn in Dostojewskis großartigem Roman sind die Brüder 28, 24 und 20 Jahre alt. Die Darsteller sind aber alle mindestens 10 Jahre älter wie ihre Figuren. Dazu kommt der starke Eindruck von Yul Brynner, der in der früheren Verfilmung von Richard Brooks aus dem Jahr 1958 die Hauptfigur des Dmitri Karamasow spielte. Man hat diesen charismatischen Akteur ständig im Gedächtnis, das hat natürlich auch Auswirkungen auf Michail Uljanow, der seine Rolle zwar solide spielt, aber im Vergleich zu Brynner dann doch auch seine Schwächen offenbart. Trotzdem ist die Verfilmung von Iwan Pyrjew aus dem Jahr 1968 sehr gelungen. Es ist auch erstaunlich, dass beide Hauptdarsteller Uljanow und Kirill Lawrow nach dem plötzlichen Tod des Regisseurs während der Dreharbeiten die Regie übernahmen, so dass das ehrgeizige Filmprojekt fertiggestellt werden konnte. Im Jahr 1969 gab es keinen erfolgreicheren Film als diese Literaturverfilmung.  Die Familie Karamasow versammelt sich um den Ältesten Zosima (Pawel Pawlenko), einen verehrten Mönch und Mentor von Aljoscha Karamasow (Andrei Mjakow). Dmitri (Michail Uljanov), der älteste Sohn wirft seinem Vater (Mark Prudkin) vor, Geld zurückzuhalten, da er es brauche, um Gruschenka (Lionella Pyrjewa) zu erobern, in die er vernarrt ist. Der Vater kontert und behauptet, Dmitri habe eine andere Frau, Katerina (Swetlana Korkoschko), betrogen und sei nur an Gruschenkas Zuneigung interessiert. Die Spannungen nehmen zu, als Vater und Sohn um Gruschenka buhlen. Wütend greift Dmitri seinen Vater an und bedroht ihn. Die Brüder Iwan und Aljoscha schreiten ein. Iwan (Kirill Lawrow), ein intellektueller Nihilist, widersetzt sich seinem Vater, lehnt aber Gewalt ab. Dmitri war mit Katerina verlobt. Vor einem Jahr kam sie in finanziellen Schwierigkeiten zu ihm, und er wollte sie um Geld bitten. Als sie einwilligte, in der Hoffnung, seine Gier zu entlarven, gab er ihr das Geld und ließ sie gehen – ein unerwartetes Zeichen der Großzügigkeit. Kurz darauf verlobten sie sich, obwohl Dmitri vermutete, dass Katerinas wahre Zuneigung Ivan galt. Dmitri verlässt Katerina jedoch aus Liebe zu Gruschenka, was nach einer Auseinandersetzung, bei der Gruschenka Katerina zutiefst demütigt, zu Bitterkeit zwischen Katerina und Gruschenka führt. Trotzdem schuldet Dmitri Katerina immer noch Geld: Sie hatte ihm einst 3000 Rubel für die Reise seiner Tante nach Moskau geliehen, doch Dmitri gab das Geld für Gruschenka aus. Betrunken schreibt er Katerina und behauptet, er versuche, das Geld aufzutreiben; falls er scheitere, droht er, seinem Vater etwas anzutun. Dmitri versucht vergeblich, Geld von einem Anwalt und einem Förster zu bekommen, während Aljoscha versucht, den Vater zu überreden, das Geld zu geben, doch dieser lehnt ab, da er Gruschenka für sich selbst begehrt. Ivan beschließt, nach Moskau zu reisen, auch weil er seine Gefühle für Katerina überwunden hat. Der Diener seines Vaters, Smerdjakow (Walentin Nikulin), schlägt diesen Schritt vor. Es stellt sich heraus, dass Smerdjakow glaubt, Dmitri wolle seinen Vater töten, da er Dmitri über die 3000 Rubel informiert hat, die der Vater für Gruschenka in seinem Besitz hat. Durch seine Abreise nach Moskau kann Iwan einer Verwicklung in den Mord entgehen, denn Smerdjakow macht seltsame Andeutungen, dass dem Vater etwas passieren könnte.  Entsetzt willigt Iwan ein, am nächsten Morgen abzureisen. Unterdessen wird Gruschenka von ihrem Ex-Mann Samsonow vorgeladen. Sie reist ab, ohne sich von Dmitri zu verabschieden, und behauptet, ihre Liebe zu ihm sei nur von kurzer Dauer gewesen. Wütend und im Glauben, sich für seinen Vater entschieden zu haben, stürmt Dmitri auf ihn zu. Kurz darauf taucht er in Gruschenkas Residenz auf, wo ihre Diener ihm ihren wahren Aufenthaltsort verraten. Dmitri besucht Gruschenka und Samsonow, die in einem Gasthaus in einem Dorf übernachten. Er verjagt Samsonow und verbringt den Abend mit Gruschenka bei Musik und Tanz. In einem Moment der Einsamkeit betet er für die Genesung der Person, der er Schaden zugefügt hat, und hofft, dass sie noch lebt. Der Gastwirt hört sein Gebet und ruft die Polizei, was zu Dmitris Verhaftung führt. Denn sein Vater wurde ermordet und an Iwans Kleidung ist blut. Er bestreitet, seinen Vater getötet zu haben. Er gibt nur zu, es aus Eifersucht vorgehabt zu haben, änderte aber schließlich seine Meinung. Das Blut an seinen Händen stammt von Smerdjakow, den er im Garten niedergeschlagen hat. Das bei ihm gefundene Geld stammt von Katerina, nicht von seinem Vater. Dmitri wird eingesperrt, und Gruschenka verspricht, auf ihn zu warten. Aljoscha, der an Dmitris Unschuld glaubt, besucht ihn im Gefängnis. Währenddessen besucht Iwan den kranken Smerdjakow, der Iwan gesteht, den Vater auf Iwans Befehl ermordet zu haben, wie sie es vor Iwans Abreise besprochen hatten. Smerdjakow besteht darauf, dass Iwan das im Haus versteckte Geld nimmt, und gibt sich als Iwans Halbbruder zu erkennen. Entsetzt plant Iwan, Smerdjakow am nächsten Tag vor Gericht zu bringen und sich für das Verbrechen zu schuldig zu machen. Nach seiner Rückkehr in seine Wohnung manifestieren sich Iwans Wahnvorstellungen: Er sieht sich dem leibhaftigen Teufel gegenüber. Aljoscha unterbricht seine Visionen, um ihm die Nachricht von Smerdjakows Selbstmord zu überbringen. Bei Dmitris Prozess am nächsten Tag scheinen die Aussichten auf einen Freispruch zunächst vielversprechend. Katerina zeichnet ein positives Bild ihrer Beziehung zu Dmitri und verschweigt den belastenden Morddrohbrief im betrunkenen Zustand. Gruschenka beschuldigt Smerdjakow als Mörder und sät gleichzeitig Zweifel an Katerina. Iwan gesteht, Smerdjakows Vatermord angestiftet zu haben. Während Iwans offensichtlicher Zusammenbruch gipfelt, wird er aus dem Gerichtssaal geführt, und Katerina nutzt die Gelegenheit, dem Richter den belastenden Brief zu überreichen. Dmitris Verteidigung scheitert, was zu seiner Verurteilung und anschließender Verurteilung zu Zwangsarbeit in Sibirien führt. Gruschenka begleitet ihn solidarisch....











Der Roman ist stark konstruiert und diese russische Verfilmung auch, denn sie ist viel näher an der Vorlage als Richard Brooks erfolgreicher Hollywoodfilm und auch ganz anders. Es wirkt fast wie eine Theaterverfilmung diese Geschichte von de drei Brüdern, die für verschiedene Prinzipien stehen (Iwan für das Denken, Dmitri für die Leidenschaft, Aljoscha für schöpferischen Willen). In der US-Verfilmung hat die Szene in der Yul Brynner den verarmten ehemaligen Soldaten Nicolai Snegirjow zunächst vor den Augen von dessen an Schwindsucht erkranktem Sohn Iljuscha aufs Äusserste demütigt und erst am Ende um Verzeihung bittet einen sehr großen dramaturgischen Stellenwert - in Pyrjews Verfilmung fehlt diese Nebenhandlung total. Dabei kann man den gütigen Snergirjow eigentlich als liebevoll-väterliche Kontrastfigur zu dem herrschsüchtigen und Ichbezogenen Fjodor Karamasow ansehen. Die Brüder sind durch ihren Hass auf die Vaterfigur in Schuld verstrickt und leben in starker Zerrissenheit - es ist auch eine Geschichte über Menschen, die nicht mehr an Gott glauben und sich als das höchste aller Wesen begreifen. "Die Brüder Karamasow" wurde in der Kategorie "bester fremdländischer Film" für einen Oscar nominert, musste sich aber von "Z" von Costa Gavras geschlagen geben. 











Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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