Regie: Sylvain Chomet
Der Zauberer und seine Bewunderin...
Während der große Jacques Tati seine Klassiker "Mon Oncle" und "Tatis herrliche Zeiten" drehte, schrieb er auch ein Drehbuch, dass von der väterlichen Beziehung zwischen einem alten armen Zauberer und einer jungen Bewunderin handelt. Tati hat zwar vor das Skript selbst zu verfilmen, aber wurde doch nie realisiert. Erst Sylvain Chomet, der Macher des Animationsfilms "Das große Rennen von Belleville" bekam die Erlaubnis von Tatis Tochter zu verfilmen. Ausschlaggebend war es, dass Sylvain Chomet keinen Realfilm im Sinn hatte, denn es wäre nach Ansicht der Tochter lächerlich gewesen, dass ein Schauspieler die Rolle ihres Vaters übernommen hätte. Der Film heißt "Der Illusionist" und wurde 2010 realisiert. Im Paris des Jahres 1959 packt ein arbeitsloser Illusionist seine Sachen, darunter ein übellauniges Kaninchen, und zieht nach London. Da er mit moderner Unterhaltung wie Rock ’n’ Roll nicht mithalten kann, übt er sein Handwerk bei kleineren Veranstaltungen in Bars, Cafés und auf Partys aus. Er nimmt die Einladung eines betrunkenen Partygastes an, eine abgelegene schottische Insel zu besuchen, wo er die Einheimischen unterhält. In einem Zimmer über dem Pub lernt er Alice kennen, die von seinen Illusionen und seiner Freundlichkeit fasziniert ist und ihr rote Schuhe schenkt. Alice glaubt, der unterdrückte Künstler besitze echte magische Kräfte und folgt ihm nach Edinburgh, wo er in einem bescheidenen Theater auftritt. Sie teilen sich ein Zimmer in einem heruntergekommenen Gästehaus, das bei anderen verblassenden Künstlern beliebt ist. Der Illusionist schläft auf einer Couch, während das Mädchen sich mit Putzen und Kochen beschäftigt, das sie mit den Nachbarn teilt. Die Zuneigung des Mädchens zähmt sogar das Kaninchen, doch der immer kargere Lohn des Illusionisten, der für Geschenke für Alice ausgegeben wird, führt dazu, dass er seinen Zauberkasten verpfändet und heimlich erniedrigende Jobs annimmt. Alice erregt die Zuneigung eines attraktiven jungen Mannes. Als der Illusionist die beiden zusammen spazieren sieht, hinterlässt er ihr Geld und eine Notiz mit der Aufschrift "Zauberer gibt es nicht“. Er lässt das Kaninchen auf Arthur’s Seat frei, wo es bald auf andere Kaninchen trifft. Als Alice bei ihrem Freund einzieht, reist der Illusionist mit einem Zug ab, der von einer Lokomotive mit der Nummer 4472 gezogen wird. Im Zug führt er einem Kind einen letzten einfachen Zaubertrick vor...
Eine schöne einfache Geschichte, die wunderbar bebildert wurde. Nostalgie wird großgeschrieben in dieser melancholischen Geschichte. Jacques Tatis verlorener Film enthüllt eine Menge Schmerz des Verfassers. Durch seine ruhige und langsame Art ist "Der Illusionist" fast schon ein Gegenmittel zum grellen Mainstream. Eine zarte und nachdenkliche Geschichte eines Mannes, der keine Wurzeln kennt. Wenn man den überwältigenden Wow-Faktor der Filmgestaltung einmal beiseite lässt, sorgt das Fehlen einer starken Charakterisierung dafür, dass das Endergebnis düsterer und weniger ergreifend ist, als wahrscheinlich beabsichtigt. Dafür gab es einen Cesar und auch den Europäischen Filmpreis - ausserdem konnte man sich über die Golden Globe Nominierung freuen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen