Regie: Sebastian Schipper
Abschied von der Jugend...
Sebastian Schippers 1999 entstandener Film "Absolute Giganten" ist
ein kleiner, feiner Film und noch viel mehr, denn ich zähle ihn zu den
besten deutschen Filmen der letzten 20 Jahre. Er schafft das schwierige
Spagat zwischen Optimismus und Melancholie, ist einerseits sehr traurig
und dennoch in seiner Aussage wunderschön. Es geht dabei um
Freundschaft, um das Ende eines Abschnitts, um Abschied und die wirklich
wichtigen Dinge im Leben: Freundschaft und ums Kämpfen für das eigene
momentane Glück, auch wenn der Alltag viel Tristesse bietet und wenig
Perspektive offenbart.
Denn die drei Helden und Freunde des Films sind rein oberfläächlich
gesehen zuerst einmal typische Verlierer. Aber Floyd (Frank Giering),
Ricco (Florian Lucas) und Walter (Antoine Monot jr) sind auch Hamburger
Jungs und die lassen sich nicht so leicht unterkriegen. Sie sind zwar
sozial nicht unbedingt begünstigt. Walter ist Lackierer in einer
schäbigen HInterhofwerkstatt. Ricco rappt was das Zeug hält und arbeitet
im Schnellimbiss. Floyd, der eigentliche Anführer der drei Freunde, hat
als Bewährungsstrafe in einem Krankenhaus gearbeitet, jetzt wo die
Strafe abgebüßt ist, hat er spontan - ohne seinen Freunden was zu sagen -
auf einem Containerschiff in Richtung Kapstadt angeheuert. Somit wird
der heutige Tag auch der Tag der Wahrheit und des Abschieds. Zuerst
scheint alles noch ausgelassen, man trifft sich zum Fußballspielen und
anschliessend kommt das Geständnis, dass die Stimmung deutlich
herabsenkt. Die drei Freunde beschliessen aber den letzten Abend noch
einmal gemeinsam zu feiern. So fahren sie im friesierten Fort Granada
von Walter durch die nächtliche Metropole, sie entdecken eine Stunt Show
und bestreiten auch in dieser Nacht das Tischkicker Turnier ihres
Lebens. Sie treffen auf Tesla (Julia Hummer), einem jungen Mädchen aus
Floyds Wohnsiedlung und besuchen einen Nachtclub. Dort wird heftlig
getrunken. Es kommt zu einem Notfall, anschliessend betrachten die vier
gemeinsam den Sonnenaufgang am Hafen. Während die Freunde schlafen,
nimmt Floyd seine Reisetasche und schaut noch einmal kurz seine Freunde
an...
Sebastian Schipper gelang ein großartiger Coming of Age Film, der
auch einen weiteren Hauptdarsteller hat: Die Stadt Hamburg. Sie wird
auch etwas grau und trist dargestellt, aber wenn man näher hinsieht
tauchen immer wieder hoffnungsvolle Farbtupfer auf, die Menschen füllen
die Umgebung und geben ihr Wärme. Die vier jugendlichen Darsteller
spielen ihre Rollen hervorragend und jede Figur bekommt mehr und mehr an
Tiefe, je länger man sie auf dieser nächtlichen Tour begleitet. Man
wünscht ihnen das Beste, dass sie in eine glückliche Zukunft führt. Noch
ist alles wunderbar in der Schwebe, wie im richtigen Leben halt. Ein
großartiger Film.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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