Samstag, 29. Oktober 2016

Jan der Söldner

























Regie: Roland Verhavert

Der Wehrpflichtige....

Der belgische Historienfilm "Jan, der Söldner" (Originaltitel: De Loteling) von Regisseur Roland Verhavert enstand 1974 und hatte seine Premiere bei den 24sten Filmfestspielen in Berlin. Er nahm am Wettbewerb um den goldenen Bären teil. Wenig später schickte Belgien diesen sehr authentischen Film ins Oscar-Rennen in der Kategorie "Bester ausländischer Film". "Jan der Söldner" schaffte es aber am Ende leider doch nicht zu den fünf offiziellen Nominierten zu gehören. Federico Fellinis "Amarcord" ging bei diesen 47sten Academy Awards in dieser Kategorie als Sieger hervor.
Wenig später hatte der Film auch beim ZDF als "Der besondere Film" Fernsehpremiere. Seitdem ist dieser sehr schöne, aber auch sehr brutale Film leider in Vergessenheit geraten.
Die Geschichte basiert auf dem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 1850 des Schriftstellers Henrik Conscience, der damit ein stimmungsvolles Portrait seiner Zeit entwarf. In Belgien des Jahres 1833 befürchtet das junge belgische Königreich immer noch eine holländische Invasion. Deshalb ist Aufrüstung angesagt.
Arme Bauern werden deshalb rekrutiert. Das damals gängige Verfahren sah vor, dass sich alle jungen Männer am Dorfplatz versammeln musste. Dort war das Militär anwesend und bestimmte durch eine Losziehung welcher Bursche in den Krieg ziehen soll und welcher zuhause bei seiner Familie bleiben darf. Jan Braems (Jan Decleir) hat Glück, denn die Losfee meint es gut mit ihm. Prima - dann kann ich weiterhin bei meiner Freundin Katrien (Ansje Beentjes) bleiben, die ich schon seit Kindheitstagen kenne, die mich liebt und die ich bald heiraten will. Vor allem könnte Jan auch weiterhin als Bauer tätig sein und dafür sorgen, dass keiner Hunger leidet. Sein kleiner Bruder nicht, sein Großvater (Gaston Vandermeulen), der nicht mehr viel arbeiten kann ebenfalls nicht. Auch nicht seine Geliebte und deren Mutter (Gella Allaert). Doch Jan bekommt gleich noch am Dorfplatz ein raffiniertes Angebot und ein feines Glas Bier spendiert. Man bietet ihm für eine gute Summe Geld an seine Losnummer gegen eine andere einzutauschen. Was soviel heißt: Er müsste für einen reichen jungen Mann in den Krieg ziehen, der sich aber freikaufen will. Das Geld verlockt und so geht Jan auf das Angebot ein. Sagt aber seinen Lieben nichts von dem Deal, den er da einging. Das Geld nimmt er mit und er hat vor einige Anschaffungen für den Bauernhof zu tätigen - wenn er irgendwann wieder zu Hause ist. Doch das Heerleben ist noch härter als das Schuften auf dem Feld. Zudem versteht er seine französisch sprechenden Vorgesetzten nicht. Bald wird auch das Geld gestohlen und er zieht sich eine Geschlechtskrankheit zu. Zuhause kann die Pacht nicht gezahlt werden und die Gläubiger pfänden große Teile von Jans Hab und Gut...
 



Eine sehr schöne Geschichte über eine einfachen Bauerntölpel, dessen größte Stärke die Treue seiner Freundin Katrien ist. Denn dieses Mädchen setzt alle Hebel in Bewegung und nimmt alle Gefahren auf sich, dass sich das Schicksal dennoch wendet. Sie ist fest im Glauben verankert was ihr hilft - auf dem Höhepunkt dieses beeindruckenden Historienfilms über die einfachen Leute - dass sich das böse Schicksal vielleicht noch einmal wendet, auch wenn man mehrmals gescheitert ist. Kameramann Ralf Boumans hat diese einfache, aber sehr eindrückliche Geschichte, die in eine Odyssee mündet, mit zwar kargen, aber dennoch atmosphärisch dichten Bildern bestückt. Man fühlt sich tatsächlich in diese zeit hineinversetzt - was alle geglückten Historienfilme auszeichnet. Umso bedauerlicher ist es, dass dieser sehr gute Film im Lauf der Zeit völlig in Vergessenheit geriet. Dass er einmal als deutschsprachige DVD erscheint ist ein Wunder und gibt Anlass zur Hoffnung, dass noch ein weiterer sehr guter Historienfilm "Die Pforten des Paradieses" des kürzlich verstorbenen polnischen Regisseurs Andrzej Wajda ebenfalls in einer würdigen DVD Ausgabe erscheint, denn dieser Film war fast zeitgleich mit "jan der Sölder" ebenfalls ein von dem ZDF gezeigter Beitrag in der von mir sehr schmerzlich vermissten Serie "Der besondere Film". 




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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