Regie: Jacques Deray
Jagd auf den Staatsfeind Nr. 1...
Jacques Deray wurde manchmal als "Hitchcock des französischen
Films" genannt und tatsächlich drehte er hauptsächlich Kriminalfilme.
Vielfach arbeitete er mit den beiden erfolgreichsten französischen
Schauspielern seiner Zeit Alain Delon und JeanPaul Belmondo zusammen.
Zu seinen bekanntesten Filmen zählen "Die Haut des Anderen" mit
Lino Ventura, "Swimmingpool" mit dem Paar Rom Schneider und Alain Delon,
"Borsalino" mit dem Duett Delon und Belmondo und "Der Profi 2".
Sein "Flic Story" entstand 1975 und präsentiert Alain Delon als
Roger Borniche, Inspektor der Mordkommisson der Surete Nationale, der ab
dem 4. September 1947 den Auftrag erhielt den aus der Psychiatrie
entflohnene Mörder und Gangster Emile Buisson zu fangen. Dies gelingt
dem Bullen auch am 10. Juni 1950 in einem Restaurant. Der gefangene
Gangster, ein Soziopath, wird am 28. Februar 1956 durch das Fallbeil
geköpft.
Derays Film "Flic Story" basiert auf der Autobiographie von Borniche -
Nachdem Emile Buisson (Jean Louis Trintignant) aus einer
psychiatrischen Anstalt flieht, in die er untergebracht war, kehrt er
nach Paris zurück und agiert sofort mit Raub und Mord. Er hat viele
Handlanger und auch Freunde, die bei ihm als Bandenmitglieder mitmachen
und wird bald zum Staatsfeind Nr. 1 in Frankreich.
Kommissar Vieuchenne (Marco Perrin) steht sehr unter Druck, denn
man erwartet von dem Staatsbeamten und Chef der Surete Nationale den
schnellen Fahndungserfolg. Es wird damit gerechnet, dass Buisson
weiterhin bei seinen Coups mordet - 30 Morde und 100 Raubüberfälle gehen
am Ende der Jagd auf sein Konto. Roger Borniche (Alain Delan) braucht
daher den entscheidenden Tipp, wo sich Buisson versteckt hat. Und dessen
Freunde halten dicht, denn sie wissen, wenn sie was ausplaudern, ist
das ihr sicheres Todesurteil. Mit seinen Kollegen Inspector Lucien
Darros (Denis Manuel) und Inspector Hidoine (Henri Guybet) macht er
seine Ermittlungen. Dabei ärgert sich Borniche sehr oft über die
brutalen Verhörmethoden seiner Kollegen. Er bevorzugt die weniger harte
Gangart, weil sein Bruder Opfer von brutalen Gestapo Foltermethoden
wurde. Doch der Erfolg bleibt aus - trotz Jagden durch enge Gassen,
wilden und waghalsigen Verfolgungsjagden auf den Dächern von Paris oder
trotz diverser möglicher Zugriffe, die bleihaltig sind. Der Chef ist
dabei so verärgert, dass er seinen besten Mann sogar an seinem freien
Tag, den dieser mit seiner hübschen Freundin Cathierine (Claudine Auger)
verbringt, anruft und Auskünfte möchte. Am Ende kann Borniche Buissons
Mann Paul Robier (Paul Crauchet), der Paul der Bomber genannt wird,
davon überzeugen, dass ein Verrat unvermeidbar ist. Vorher hat Buisson
einen anderen Komplizen, Mario le Rital (Renato Salvatori) wegen
Verdacht des Verrats von hinten erschossen...
Ein nostalgischer Kriminalfilm, der als Film Noir konzipiert ist
und auch die dazu notwendige düstere Stimmung des Genres pflegt. Dabei
hat der Film natürlich Versatzstücke von Jean-Pierre Melville zu bieten
und einen echten "Wow" Stunt, als der Inspektor den flüchtenden Mörder
auf den Dächern von Paris verfolgt. Dort kommt es beim Sprung auf das
etwas niedriger gelegene Nachbarsdach zu einem spektakulären Unfall des
Polizisten - diese Szene ist ein echter Knaller. Auch die Szene vom
Zugriff auf den Gesuchten in einem ausserhalb gelegenen Restaurant ist
klasse inszeniert. So können vor allem einige Einzelszenen restlos
überzeugen und auch die Figuren sind gut gezeichnet. Alain Delon spielt
super - er hat die für die Rolle nötige Arroganz, aber strahlt auch
einiges an Menschlichkeit aus und irgendwann am Ende entdeckt er sogar
in dem Verhör mit seinem Gefassten so eine Art leichter
Seelenverwandtschaft. Den Part des Bösen übernahm Jean Louis
Trintignant. Ebenfalls eine gute Wahl, denn auch er versteht sich auf
charismatische Figuren.
Trotz der guten Einzelszenen fehlt dem Film allerdings ein bisschen
die markante Handschrift, die Melville hatte. So ist "Flic Story" zwar
ein unterhaltsamer Krimi mit viel French und etwas Noir Flair - aber zum
Meisterwerk reichte es natürlich nicht.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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