Dienstag, 23. Januar 2018

Natural Born Killers

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Oliver Stone
 
Mickey und Mallory...
 
Auch beim jetztigen zweiten Ansehen mag ich Oliver Stones "Natural Born Killers" immer noch nicht und es liegt höchstwahrscheinlich an den überzogenen Darstellungen der Filmfiguren. Egal ob Serienkillerpaar, Fernsehmann oder Gesetzeshüter, sie sind alle "Over the Top" und bieten in den meisten Szenen Overacting bis zum Umfallen.
Das verschafft "Natural Born Killers" sicherlich den Sprung in die Satire, aber für mich geht dadurch viel verloren, was Regisseur Oliver Stone mit diesem Film vorhatte: Eine treffende Analyse über die zunehmende Gewalt in den 9ßerm - vor allem auch in den Medien - und er wollte dem Zuschauer mal einen Spiegel vorhalten.
Immerhin muss ich aber die äusserst gewagte und raffinierte Kameraarbeit von Robert Richardson hervorheben. Der Mann, der oft mit Oliver Stone zusammengearbeitet hat, bekam auch für einen dieser Filme den Oscar. Die Academy verlieh ihm den begehrten Filmpreis im Jahr 1992 für "JFK - Tatort Dallas". Den zweiten bekam er einige Jahre später für Martin Scorseses "Aviator" und Oscar Nr. 3 gabs für "Hugo Cabret". Robert Richardson ist auch einer von Quentin Tarantinos bevorzugten Kameramänner.
Neben dem eher schwachen Gesamturteil für den Film bietet "Natural Born killers" aber eine ganz Menge von guten Einzelszenen, die mit Innovation ausgestattet sind. Beispielsweise kommt nach dem ersten Gewaltexzess in einem Drugstore im Stil einer Sitcom eine wirklich geniale Rückblende, die das Leben von Mallory (Juliette Lewis) im Kreis ihrer missratenen Familie (Rodney Dangerfield; Edie Mclurg, Ross Malinger) zeigt. Es wird gleich klar, dass das junge Mädchen ständig vom Vater missbraucht wurde und daher hat sie die Hölle, die man Zuhause nennt, gründlich satt. Sie verliebt sich sofort in den Fleischergesellen Mickey Knox (Woody Harrelson), der dem Vater eine Lieferung abgibt. Die beiden Liebenden fliehen mit dem Auto des Vaters, das bringt Mickey leider Gefängnis ein. Doch er flieht und gemeinsam bringen sie dann die Rabeneltern um. Gejagt von den Bullen werden Mickey und Mallory zu einem populären Serienkillerpaar, die Medien vermarkten sie als Nachfolger von Charles Manson. Und das Publikum liebt die Aussenseiter. Von den Gesetzeshütern wie Detektive Jack Scagnetti (Tom Sizemore) allerdings weniger - er verfolgt die beiden hartnäckig. Und tatsächlich gelingt der Zugriff nach über 40 Opfern. Im Gefängnis, dass von Warden Dwight McLusky (Tommy Lee Jones) geleitet wird, kommt es einige Zeit nach der Festnahme zu einer Anfrage eines US-Fernsehsenders, der bekannte Fernsehmoderator Wayne Gale (Robert Downey jr) bekommt die Genehmigung für ein Interview mit Mickey - zur gleichen Zeit entsteht allerdings eine größere Revolte unter den Gefangenen. Im Zuge dieses Chaos bekommt Mickey eine Knarre in seine Hände...



Oliver stones Film war sicherlich einer der umstrittensten Filme des Jahres 1994 und er wurde auch rasch zum Gewalt-Kultfilm der 90er Jahre, ähnliches gelang Brian de Palma mit seinem Remake "Scarface" in den 80ern. Einige Verbrechen sollen wohl begangen worden sein, nachdem der Film angeschaut wurde und es so zu einer Nachahmung kam. Der Film ist sicherlich keine reine Gewaltorgie, dazu platzierte Stone zuviele interessante Sequenzen mit ein. So bleibt auch die Szene mit dem Indianer und Schlangenbändiger Warren Red Cloud im Gedächtnis. Dieser Schamane wird von Russell Means gespielt und ist für mich die beste Darstellerleistung des Films. Lewis und Harrelson sind mit zu übertrieben durchgedreht und Robert Downey jr. gespielter Fernsehmensch wirkt genauso künstlich. In einer kleinen Szene als Tankwart ist Balthazar Getty (Lost Highway, Herr der Fliegen) zu sehen. Er darf sich der Serienkillerin hautnah nähern - überlebt den Geschlechtsakt aber nur eine Minute. Die eingestreuten Interviews mit normalen Bürgern gehören ebenfalls auf die Positivliste von "Natural Born Killers".




Bewertung: 5 von 10 Punkten.

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