Dienstag, 12. November 2019

The Wild Boys - Les garcons sauvages

























Regie: Bertrand Mandico

Fünf böse Buben...

"Les garcons sauvages" ist ein französischer Film aus dem Jahr 2017, der von Bertrand Mandico inszeniert wurde. Dem 1971 geborenen Regisseur gelang damit in seinem Heimatland ein echter Kritikererfolg. Die Filmzeitschrift "Cahiers du Cinema" kürte diesen besonderen Film zum besten Film des Jahres 2018 - noch vor "Coincoin et les z'inhumains" von Bruno Dumont, "Der seidene Faden" von Paul Thomas Anderson und "Burning" von Lee Chang-Dong. Dabei erschafft er auch in "The Wild Boys" zahlreiche Zwischenwelten und interpretiert Genres völlig neu. Die Geschichte spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf der Insel La Reunion und handelt von fünf heranwachsenden Jungen aus sehr wohlhabenden Familien. Jean-Louis (Vimala Pons), Tanguy (Anael Snoek), Hubert (Diane Rouxel), Sloane (Mathilde Warnier) und Romuald (Pauline Lorillard) sind Nichtsnutze und in etwa vergleichbar mit der Gang des jungen Schurken Alex de Large aus Stanley Kubricks "Uhrwerk Orange". Alle fünf sind faszniert vom Okkultismus und begehen einen scheußlichen Ritualmord an ihrer Lehrerin (Nathalie Richard). Als sie vor Gericht stehen, lügen sie bis die Balken brechen. Aber damit kommen sie mit einer vermeintlich milden Strafe davon. Ein niederländischer Kapitän (Sam Louwyck) garantiert den Eltern, dass ihre Jungs auf seinem heruntergekommenen Segelboot zu besseren Menschen werden. Er will sie auf eine Erziehungsfahrt aufs Meer mitnehmen und ihnen Manieren beibringen. Es garantiert zwar für eine Änderung, aber er kann nicht versprechen, dass alle Kinder diese Fahrt überleben. Dabei ist noch sein treuer Hund und dann geht es los aufs offene Meer. Das Boot wird sehr schnell zur schwimmenden Strafkolonie und immer mehr entfernen sie sich von der Zivilisation. Der Kapitän löst bei den Jungen zuerst Unterwerfungsphantasien aus, doch die fünf beten weiterhin ein atavistisches Phantasiewesen an. Dann erreichen sie eine Insel, die mehr als seltsam ist. Alles scheint dort sehr gefährlich zu sein - Flora und Fauna sind mehr als bemerkenswert. Die Bäume haben Schwänze, aus denen man trinken kann und die Sträucher auf dem Boden öffnen bereitwillig ihre Äste, die wie Schenkel aussehen, wenn man auf ihnen liegt Das Klima ist äusserst lasziv und während der Kapitän sich mit seiner geheimnisvollen Auftragsgeberin (Elina Löwenstein) trifft, beginnen die Jungs sich zu verändern. Die Geschlechtsteile fallen ab und die jungen Männern verwandeln sich zu Frauen...




Mit "The Wild Boys" präsentiert Bertrand Mandico ein Debüt, dass aufhorchen lässt. Im Grunde ein Film auf der Höhe der Zeit und ein gewagtes und dennoch stimmiges Plädoyer für die Vielfalt der Erotik und auch für eine eigene sexuelle Identität. Dies ist nie anstößig, denn Mandico hat seinen Film so künstlerisch ausgestaltet, dass der Zuschauer durch die Bilder alles visuell etwas verfremdet wahrnimmt und die Szenerie damit viel weniger anstößig ist. Ein Hauch von Unschuld ist gegenwärtig. Viel Expressionimus wird aufgeboten. Gerade die schwarz weiß Szenen auf dem Boot und auf der Insel lassen an alte Filmklassiker erinnern. Dann führen psychedelisch, sexuell aufgeladene Bildwelten in ungewöhnlichen Farben wieder weg. Ein bemerkenswertes Beispiel eines politschen Kinos, das zur Kunst wird. So werden die adoleszenten Gefühle auf eine Galeere geladen und auf der geheimnisvollen Insel kommt es zur völligen geschlechtlichen Verwandlung. Mandico entwirft eine fantasievolle Interpretation von Gender oder Sexualität und dies eingebettet in einem Abenteuerkleid ala "Zwei Jahre Ferien" von Jules Verne. Der größte Coup des Films ist die Tatsache, dass alle fünf Jungs von jungen Schauspielerinnen gespielt werden.
 




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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