Sonntag, 3. November 2019

Liebe auf der Flucht

























Regie: Francois Truffaut

Antoine weiß nicht was er will...

Der 1979 gedrehte "Liebe auf der Flucht" ist der letzte Film aus Francois Truffauts interessantem Antoine-Doinel-Zyklus. Begonnen hat alles mit "Sie küßten und sie schlugen ihn" im Jahr 1959. Der Film zeichnet den Weg des 14jährigen Antoine aus Paris und Truffaut war so sehr an dieser Filmfigur interessiert, dass er mit dem Schauspieler Jean-Pierre Leaud weitere Geschichten nachschob. So steuerte die Episode "Antoine und Colette" für den Episodenfilm "Liebe mit Zwanzig" bei und 1968 startete "Geraubte Küsse" in Kino. In den 1970 gedrehten "Tisch und Bett" ist Antoine schon Ehemann. So hatte der Regisseur für seinen fünften Film "Liebe auf der Flucht" die einzigartige Möglichkeit aus ganz viel Filmmaterial der Vergangenheit sehr üppige Rückblenden in die Geschichte einzupflegen. Die Scheidung mit Christine (Claude Jade) steht an. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn. Der kleine Alphonse (Julien Dubois) lebt bei der Mutter, er hat aber ein gutes Verhältnis zu seinem Vater, der ja selbst noch ein bisschen Kind ist. Inzwischen hat er mit der jungen Sabine Barnerias (Dorothee) eine Beziehung. Typisch Antoine, wie er die junge Frau kenennlernte. Er hat einen Mann in einer Telefonzelle beobachtet, der nach dem Gespräch ein Foto zerreißt. Als der Fremde verschwindet, hebt er diese Schnipsel auf, klebt sie zusammen und ist von dem Foto des Mädchens so fasziniert, dass er sie unbedingt kennenlernen muss. Mit kriminalistischen Spürsinn findet er die Frau tatsächlich, er lernt sie erfolgreich kennen, doch er verschweigt ihr natürlich unter welchen Umständen dies alles zustande kam. Ausserdem hat Antoine seine Jugendliebe Colette (Marie France Pisier) zufällig wiedergetroffen. Als junger Mann war er in sie heftig verliebt, doch es blieb bei einer platonischen Beziehung. Nun steht sie am Bahnhof und steigt in den Zug. Eigentlich brachte Antoine nur seinen kleinen Jungen an den Bahnsteig, aber das zufällige Wiedersehen stachelt ihn an in diesen Zug auf dem anderen Gleis, der gerade abfährt, als blinder Passagier zu steigen. Er trifft Colette in ihrem Abteil, sie liest gerade Antoines veröffentlichten autobiographischen Roman "Liebes-Salat". In Antoines Gegenwart werden aber immer wieder Erinnerungen eingestreut. So kommt ihm auch wieder seine Dreiecksbeziehung mit seiner Frau und derern Freundin Liliane (Dani). Er vermutet zuerst, dass die beiden Frauen ein lesbischen Verhältnis haben....





In schwarz-weiß fotografiert sind die Sequenzen zwischen den ganz jungen Antoine und seiner Mutter (Rosy Varte). Ausserdem trifft er auf deren frühen Liebhaber Monsieur Lucien (Julien Bertheau). "Liebe auf der Flucht" skizziert die Gegenwart eines Mannes, der sich erinnert und so hat der Film eine gewisse Dynamik. Die Themen tauchen bei Truffaut auch in anderen Filmen immer wieder auf. Die Suche nach einem Traumbild, die Liebe zur Literatur, die Liebe zu den Frauen. Der Titelsong "L´amour en fuite" von Alain Souchon passt sehr gut zur Geschichte, die Musik stammt von Georges Delerue und Nestor Almendros sorgte für eine adäquate und edle Kameraarbeit. Im Grunde ist "Liebe auf der Flucht" nicht schwächer als die beiden Doinel Vorgänger. Er hat sogar einen gewissen Doku-Einschlag, aber es ist lediglich eine Wiederholung dessen, was man als Filmkenner von Antoine Doinel eh schon weiß.
 





Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

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