Regie: Florestano Vancini
Der Beginn der Diktatur...
"Die Ermordung Matteottis" (Italienisch: Il delitto Matteotti) wurde 1973 von Florestano Vancini inszeniert. Es geht um die Ereignisse, die zum tragischen Ende des Parlamentariers Giacomo Matteottis führten und damit auch zur Errichtung der Diktatur durch Benito Mussolini in Italien. Er wurde beim 8. Internationalen Filmfestival Moskau mit dem Sonderpreis der Jury ausgezeichnet. Am 30. Mai 1924 forderte Giacomo Matteotti, Sekretär der Unitarischen Sozialistischen Partei, in einer mutigen und engagierten Rede in Rom die Annullierung der Wahlen vom 6. April 1924 und stellte deren Gültigkeit infrage. Der Politiker behauptet, die Regierungsmehrheitsliste habe zwar nur nominell über mehr als 4 Millionen Stimmen verfügt, diese aber nicht rechtmäßig und frei erhalten. Er behauptet, das Ergebnis sei aufgrund der von der Nationalfaschistischen Partei propagierten Vergeltungsmaßnahmen und Gewalt manipuliert worden. Seine Worte lösen sofort Reaktionen im Parlament, kurz darauf auch in Presse und Öffentlichkeit aus, und auch innerhalb der Regierung breitet sich die Angst vor Volksaufständen aus. Die mysteriöse Entführung des Abgeordneten lässt sich nicht verhindern. Die öffentliche Meinung ist erschüttert, und die politische Opposition verfestigt sich und beschließt, die Arbeit des Parlaments zu boykottieren. Es ist schwierig, Ermittlungen zur Rettung Matteottis einzuleiten, doch der Druck der Medien und der Öffentlichkeit zwingt Benito Mussolini zu Entscheidungen. Am 3. Januar 1925 hält der zukünftige Duce eine Rede vor der Kammer, die sich als der eigentliche Beginn seiner Diktatur herausstellen wird. Aber zuvor befiehlt der zukünftige Duce (Mario Adorf in einer Glanzrolle) einem seiner Auftragsmörder Amerigo Dumini ((Umberto Orsini) den sozialistischen Abgeordneten Matteotti (Franco Nero) zu töten. Dieser wird am 10. Juni vor seinem Haus entführt. Zwei Tage nach dem Verschwinden bitten die Familie und die Parlamentskollegen, vertreten durch den Abgeordneten Modigliani (Piero Gerlini), die Behörden um Informationen. Polizeikommissar Bertini (Jose Quaglio) liefert jedoch vage Erklärungen und weigert sich, eine formelle Untersuchung einzuleiten. Anschließend berichtet er General Emilio De Bono (Mario Maffei) von dem Besuch. De Bono, dem Kommandeur der Miliz und damaligen Polizeichef, berichtet der Kommissar, dass er Dumini und seine Bande verdächtige und es einen Augenzeugen gebe, ihm aber keine Hinweise für konkrete Maßnahmen vorlagen. Der von De Bono beruhigte Kommissar erfährt jedoch, dass der Zeuge der Presse bereits das Kennzeichen des Wagens mitgeteilt hat und dass dieser, obwohl noch nicht gefunden, identifiziert wurde und zu der Garage gehört, die die Tageszeitung Corriere Italiano, deren Chef Filippo Filippelli (Pietro Bondi) ist, üblicherweise nutzt. Mussolini befürchtet, dass die Verbindungen zwischen Dumini, Filippelli und Cesare Rossi (Cesare Barbetti), seinem Kollaborateur der ersten Stunde und Organisator der sogenannten Ceka, einer Geheimorganisation zur Bekämpfung von Regimegegnern, zu ihm führen könnten. Nachdem De Bono ihn über die Reaktionen der öffentlichen Meinung informiert hat, beginnt er zu handeln. Der erste Schritt ist eine Erklärung gegenüber der Kammer über die bereits begonnene Suche nach dem Vermissten. Diese überzeugt die Opposition jedoch nicht. Sie behauptet, Mussolini müsse persönlich für Matteottis Schicksal geradestehen, und plant trotz der internen Meinungsverschiedenheiten eine Enthaltung von der parlamentarischen Arbeit, wodurch die Wahlen delegitimiert werden. Diese Enthaltung wird jedoch umgehend von Mussolini neutralisiert, der die Schließung der Kammer auf unbestimmte Zeit erreicht. Gleichzeitig ordnet er die Verhaftung Duminis, den Rücktritt De Bonos als Polizeichef und die Absetzung Cesare Rossis an. Rossi, der befürchtet, zum Sündenbock gemacht zu werden, bedroht Mussolini und erinnert ihn daran, dass er alles wisse und seine Befürchtungen verstanden habe. Inzwischen wird das für die Entführung verwendete Fahrzeug gefunden, in dessen Inneren deutliche Spuren einer Auseinandersetzung, vermutlich gefolgt von einem Mord, zu erkennen sind. Schließlich werden Ermittlungen eingeleitet, die von Dr. Mauro Del Giudice (Vittorio de Sica), unterstützt von Umberto Tancredi (Renzo Montagnani) geleitet werden. Die Ermittlungen werden eingeleitet, während im ganzen Land Stimmen gegen das Regime laut werden. Zu ihnen zählen unter anderem Piero Gobetti (Stefano Oppedisano), ein junger Journalist aus Turin, der Mussolinis Aufmerksamkeit erregt und bald darauf angegriffen wird und stirbt...
Die Entdeckung von Matteottis Leiche, in einem Zustand, der die Feststellung der Todesursache unmöglich macht, löst erneute Empörung in der Bevölkerung aus, doch das Regime hält – erneut – stand. Unmittelbar danach übernimmt Mussolini die politische und moralische (aber nicht strafrechtliche) Verantwortung für das Geschehene und beantragte und erhielt vom König das Vorrecht, die Kammer aufzulösen. Danach wurde die Pressefreiheit unterdrückt, was der Diktatur Tür und Tor öffnete. Ein glaubwürdiger und authentischer Politthriller, der Hintergründe aufdeckt und der mit dem Globo dóro ausgezeichnet wurde. Für einen Nichtkenner der italienischen Geschichte ist er etwas kompliziert, bleibt aber dennoch ein faszinierender Film. Die „Matteotti-Krise“ war ein Wendepunkt in der Politik Mussolinis. Hatte er vorher noch versucht, in einem gewissen Maß mit den parlamentarischen Institutionen zusammenzuarbeiten, setzte er danach auf eine konsequente Unterdrückung der Opposition, Einschränkung der Pressefreiheit und den Aufbau der Geheimpolizei
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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