Regie: Jean Charles Tacchella
Hochzeiten und andere Familienfeiern...
Die 1975 gedrehte Romantic-Comedy "Cousin Cousine" von Jean-Charles
 Tacchella wurde nicht nur ein Publikumserfolg sondern auch ein Erfolg 
bei der Kritik. Vier Cesar-Nominierungen kamen 1976 zustande, einen 
davon (beste Nebendarstellerin Marie-France Pisier) wurde in einen Sieg 
verwandelt. Als bester Film des Jahres ging "Cousin Cousine" leer aus. 
Ebenso in den Kategorien "Bestes Drehbuch" (von Tacchella selbst 
geschrieben) und bester Schauspieler Victor Lanoux. Hauptdarstellerin 
Marie-Christine Barrault wurde nicht nominiert, sie wurde aber 1977 - 
also ein Jahr später - für den Oscar als beste Schauspielerin nominiert.
 Wieder wurde das Drehbuch nominiert und ebenso war "Cousin Cousine" der
 Favorit bei der Vergabe "Bester Ausländischer Film" - wurde aber 
überrascht vom Beitrag der Elfenbeinküste "Sehnsucht nach Afrika" 
(Regie: Jean Jacques Annaud) geschlagen.
Die Handlung selbst deutet auf eine leichtfüßige, etwas frivole 
Komödie hin, wie sie damals beim Publikum sehr beliebt waren, vor allem 
dann, wenn sie aus Frankreich kamen. Doch Taccellas Film bietet dann 
doch durch einen perfekten Zeit- und Ortskolorit viel mehr.
Es fängt alles an mit der Hochzeit von Biju (Ginette Garcin) mit 
Gobert (Pierre Plessis). Durch diese Heirat werden Marthe 
(Marie-Christine Barrault), Tocher der Braut und Ludovic (Victor 
Lanoux), Neffe des Bräutigams und Tanzlehrer von Beruf zu Cousin und 
Cousine. Die Hochzeitsfeier ist ein voller Erfolg, es wird viel getanzt 
und viel getrunken und auch fremdgegangen. Marthes immer wieder untreuer
 Ehemann Pascal (Guy Marchand) kann Ludovics Frau Karine (Marie-France 
Pisier) zu einem flüchtigen Abenteuer überreden, die beiden verziehen 
sich in die Büsche. Währenddessen sprechen Cousin und Cousine 
miteinander und finden sich irgendwie sympathisch. Es bleibt den beiden 
auch nicht verborgen, dass die Partner fremd gingen. Man verabschiedet 
sich und durch weitere Familientreffen sieht man sich wieder und so 
beginnen Marthe und Ludovic sich auch ausserhalb solcher Feiern zu 
verabreden. 
Sie halten die Bekanntschaft auch nicht geheim. Warum auch ? Denn 
sie haben sich nichts vorzuwerfen, gemeinsamer Sex ist Tabu. Und das 
Umfeld vermutet aber, dass die beiden schon ein echtes Liebespaar sind.
Bei einem weiteren Familientreffen, wo Ludovics Tochter Nelsa 
(Catherine Verlor) Dias zeigt, die sie bei der Hochzeit aufgenommen hat 
(auch kompromittierende Fotos von Pascal und Karine) , stirbt Bijous 
Mann Gobert. Bei der Beerdigung lernt sie aber Ludovics Vater (Popeck) 
besser kennen, der auch kürzlich seine Ehefrau verloren hat. Es könnte 
sich also wieder eine Liason anbahnen, natürlich auch ein weiteres Fest.
Pascal und Karine unterdessen versuchen den jeweiligen Ehepartner 
wieder zurückzugewinnen. Die sind nach wie vor standhaft und lieben sich
 platonisch bis zu dem Tag, an dem sie zusammen ein Hotelzimmer 
mieten...
Auch heute noch begeistert dieser Film durch die exakte 
Beschreibung des französischen Kleinbürgertums. Zwei Menschen raufen 
sich langsam aber sicher zusammen, um dem Stumpfsinn des Alltags und den
 eingelernten Ritualen entgegenzuwirken. "Cousin Cousine" beschreibt 
einen Ausbruch aus dem langweilig geworden Alltag. Am schluß 
verabschiedet sich das neue Liebespaar von der verrückten Familie - und 
das während der Weihnachtsfeier, gleich nach der Übertragung der 
Mitternachtsmesse. Sie gehen sofort, ohne Reue. Ob sie wieder 
zurückkehren ? Dies lässt der Film von Tacchella offen.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 









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