Regie: Kathryn Bigelow
Nationales Kriegsgebiet...
Eine der größten Unruhen in den USA waren die Rassenunruhen in
Detroit des Jahres 1967. Insgesamt musste man 43 Todesopfer beklagen. Es
gab 1.189 Verletzte und die damals hart vorgehende Polizei verhaftete
insgesamt 7.000 Menschen. Zu den Unruhen kam es durch eine Polizeirazzia
am 23. Juli 1967, die eine Bar von Afroamerikanern schloß, weil die
Betreiber keine Ausschankgenehmigung hatten.
Die Detroiter Police arbeitete mit Einheiten bestehend aus 4 Mann.
Diese Einheit wurde "Squad" genannt und waren die ersten vor Ort. Sie
rechneten aber nicht damit, dass die dort stattfindende Party von 82
Afroamerikanern besucht wurde. Es wurde Verstärkung angefordert, der
Unmut der schwarzen Bevölkerung war dann auch schon auf der Straße vor
dieser Bar deutlich spürbar. Gleiche Rechte wurden eingefordert und die
Wut der Menschen wurden noch größer als die Partygänger abgeführt und
abtransportiert wurden. Es kam zu Vandalismus und Brandstiftung als
Folge dieser vorherrschenden und wenig subtilen Polizeigewalt. Auf den
Vandalismus folgten massive Plünderungen und die Polizei wurden mit
Heckenschützen konfrontiert. Der Gouverneur mobilisierte daraufhin die
Nationalgarde. Dieser Krieg, der Vietnam nicht unähnlich war, dauerte 5
Tage.
Kathryn Bigelows Film ist sehr eindrücklich, obwohl es am Anfang
etwas schwer ist dem Geschehen in "Detroit" zu folgen. Denn die
Regisseurin setzt auf ein "Mittendrin und voll dabei" und die Kamera von
Barry Ackroyd ist damit nicht nur dicht am Geschehen, sondern ganz
dicht am Mann. Die Polizei steht unter Strom und der junge Polizist
Philipp Kraus (Will Poulter) schließt auf einen Plünderer, der flüchtet
und später an den Folgen des Schusses in den Rücken stirbt.
Auch der Wachmann Melvin Dismukes (John Boyega) erlebt die Unruhen
hautnah. Er sieht die Gewalt auf beiden Seiten und immer wieder muss er
sich bei seinem weißen Kollegen für die schwarzen Brüder rechtfertigen.
Ihm ist allerdings auch klar, dass die Gewalt auch von der Polizei in
großem Maße ausgeübt wird - Rassismus ist an der Tagesordnung. Auch
einige Bandmitglieder der "Dramatics" werden in die Gewaltspirale mit
hineingezogen, obwohl Sänger Larry Reed (Algee Smith) und sein bester
Freund Fred Temple (Jacob Latimore) sich zuerst nach dem geplatzten
Auftritt in ein Hotel zurückziehen, um diese aggressive Nacht zu
überleben. Denn auf der Straße wird geschossen. Dort im Algier Hotel
treffen sie auf Julie (Hannah Murray) und Karen (Kaitlyn Dever), zwei
weiße Mädchen. die dort auch ein Zimmer gemietet haben. Man flirtet ein
bisschen und trifft sich anschließend mit einigen anderen Gästen, die
alle dunkelhäutig sind. Greene (Anthony Mackie), Carl (Jason Mitchell),
Aubrey (Nathan Davis jr.), Malcolm (Miguel), Leon (Tyler James
Williams), Lee (Peyton Alex Smith) und Michael (Malcolm David Kelly)
hängen ab und diskutieren über die Rassenproblematik, Carl macht den
Fehler mit einer Schreckschußpistole aus dem Fenster zu zielen. Dieses
Ereignis hat zur Folge, dass das Motel gestürmt wird, denn die
Ordnungshüter halten das für einen Scharfschützenangriff. Dort findet
die Polizei und die Nationalgarde die jungen Leute vor und sie sind der
felsenfesten Überzeugung, dass einer von diesen Hotelgästen ein
Heckenschütze ist. Einer der Polizisten ist auch der junge Detroiter
Polizeioffizier Krauss, der am gleichen Tag schon den Plünderer
gerichtet hat und Krauss ist es auch, der sofort auf Carl stirbt. Doch
das ist nicht der einzige Tote des anschließenden Polizeiverhörs im
Algier Hotel. Krauss und seine Kollegen gehen hart vor und schrecken
auch nicht vor fiesen psychologischen Foltermethoden und körperlicher
Gewalt zurück, um die jungen Leute zum Reden zu bringen...
Interessanterweise floppte der neue Bigelow Film "Detroit" an der
Kasse. Bei einem Budget von 34 Millionen Dollar konnten bislang nur 21
Millionen wieder eingespielt werden. Vielleicht ist auch das Thema
"Rassismus" den Amis immer wieder unangenehm, gerade in der heutigen
Zeit, in der wiederholt wieder Meldungen auftauchen von Polizisten, die
schwarze Verdächtige abgeknallt haben. Möglicherweise kann man der
Filmemacherin vorwerfen ihr Thema zu kommerziell und kalkuliert gemacht
zu haben, dennoch erweist sich Kathryn Bigelow nach Filmen wie "The Hurt
Locker" oder "Zero Dark Thirty" als Chronistin aktueller amerikanischer
Politik und Gesellschaftsproblemen. "Detroit" macht da keine Ausnahme.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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