Regie. Claude Miller
Papas kleiner Liebling, eine Serienkillerin...
Der französische Filmregisseur Claude Miller drehte 1976 mit 
"Unser Weg ist der Beste" seinen ersten Spielfilm, der auch gleich 
mehrfache Cesar-Nominierungen erhielt. In den 80er Jahren entstanden 
seine erfolgreichsten Filme. Das kriminalistische Kammerspiel "Das 
Verhör" erhielt 4 französische Filmpreise, auch "Das freche Mädchen" aus
 dem Jahr 1985 wurde mit zwei Trophäen ausgezeichnet. Für viele Kritiker
 ist jedoch der 1983 entstandene "Das Auge" sein Meisterwerk.
Das Drehbuch stammt von Michel Audiard und seinem Sohn Jacques, der
 später mit großartigen Meisterwerken wie "Der wilde Schlag meines 
Herzens" und "Ein Prophet" zu einem der wichtigsten und begehrtesten 
Regisseuren des Landes aufsteigen sollte.
In das Auge wird die Story eines Detektivs erzählt, der er einer 
mutmaßlichen Serienkillerin quer durch Europa folgt - das Hauptthema ist
 der Verlust eines Kindes. Sowohl Audiard als auch Hauptdarsteller 
Michel Serrault hatten das gemeinsame Schicksal, dass sie persönlich mit
 diesem tragischen Schicksal betroffen waren.
Louis Beauvoir (Michel Serrault) wird in Fachkreisen "Das Auge" 
genannt und war einer der besten Männer im Detektivbüro von Madame 
Schmitt-Boulanger (Genevieve Page). Doch das Auge ist müde geworden und 
er sucht schon Jahre nach seiner kleinen Tochter Marie, die er nie 
wieder sah als seine Frau ihn mit dem Kleinkind verließ. Das einzige was
 er hat ist ein Klassenfoto von der Einschulung und selbst dort kann er 
seine Tochter unter den vielen anderen Mädchen nicht erkennen. Durch 
seinen neuen Auftrag muss er die neue Freundin von Paul Hugo, einem 
vermögenden Sohn reicher Eltern (Philippe Lelievre) beschatten, weil die
 Eltern ihr misstrauen. Und dieses Gefühl stellt sich dann auch 
tatsächlich als begründet heraus, denn nach einer Liebesnacht hat 
Chaterine Leiris (Isabelle Adjani) ihren von ihr getöteten Lover im See 
verschwinden lassen. Die junge Frau reist unter vielen Namen quer durch 
Europa, sie nennt sich einmal Lucie Brentano, dann Ève Granger, manchmal
 tritt sie als Dorothée Ortis in Erscheinung oder als  Ariane Chevalier,
 auch Charlotte Vincent ist ein bevorzugter Name der geheimnisvollen 
Dame. Das nächste Opfer ist der reiche Michel de Meyerganz (Patrick 
Bouhitey). Augenzeuge beider Verbrechen ist der Detektiv, doch er wird 
die Mörderin nicht der Polizei melden. Auch seine Chefin führt er an der
 Nase herum, gibt falsche Erkenntnisse und wird zum Verfolger und zum 
Beobachter der Mörderin, die auch in Baden-Baden zwei Menschen meuchelt.
 Immer mehr wird der Detektiv dabei zum Beschützer der Frau und man hat 
das Gefühl, dass er in der Serienmörderin immer mehr seine Tochter 
sieht. So folgt er ihr von Monte Carlo nach Biarritz, vom Hotel 
Metropole von Brüssel nach Rom. Im Miami Fast Food Restaurant in 
Seine-Saint-Denis taucht Catherine unter ihre Freundin Betty (Dominique 
Frot) bei einem gemeinsam Banküberfall von der Polizei erschossen wurde.
 Dort spricht das Auge auch zum ersten Mal Catherine an. Aber auf deren 
Fersen ist nicht nur die Polizei, sondern auch zwei sonderbare 
Gestalten: Ein Zuhälter und eine ältere Prostituierte (Guy 
Marchant/Stephane Audran)...
"Das Auge" heißt im Original "Mortelle randonee" und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marc Behm.
Die Killerin erweist sich in der Geschichte als großer Fan der 
Liedes "La Paloma" - das gesummt oder gesungen wird. Man hört das Lied 
auch in der Fassung von Hans Albers.
Miller inszenierte seinen Film mit einer guten Portion Humor und er
 bezieht eine zusätzliche Spannung in der psychologischen Verquickung 
zwischen Detektiv und Mörderin. Der Mann sieht in der jungen Frau die 
Tochter und wird zunehmend zum Komplizen. Die Frau merkt den 
Zusammenhang auch irgendwann und in einer Szene klopft sie an seine Tür 
und ruft dabei "Papa" - als der Vater öffnet, hat sie schon die Knarre 
in der Hand und versucht ihm eine Kugel zu verpassen. Aber dennoch 
bleibt das Auge auf den Fersen. Isabelle Adjani ist natürlich die 
perfekte Besetzung für diese Femme Fatale. Da sie aber in diesem Jahr 
mit "Ein mörderischer Sommer" eine gleich gute Leistung vollbrachte, 
wurde sie für Jean Beckers Film für den Cesar nominiert - sie gewann 
auch die Auszeichnung.
Michel Serrault und eine völlig veränderte, extrem hässliche 
Stephane Audran bekamen Nominierungen - ebenso das beste Szenenbild, der
 beste Ton und die Kameraarbeit von Pierre Lhomme wurden vorgeschlagen. 
Am Ende ging "Das Auge" aber leer aus - dennoch ist Claude Miller einer 
der besten französischen Krimis der 80er Jahre gelungen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.  











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