Montag, 16. April 2018

Das Auge

























Regie. Claude Miller

Papas kleiner Liebling, eine Serienkillerin...

Der französische Filmregisseur Claude Miller drehte 1976 mit "Unser Weg ist der Beste" seinen ersten Spielfilm, der auch gleich mehrfache Cesar-Nominierungen erhielt. In den 80er Jahren entstanden seine erfolgreichsten Filme. Das kriminalistische Kammerspiel "Das Verhör" erhielt 4 französische Filmpreise, auch "Das freche Mädchen" aus dem Jahr 1985 wurde mit zwei Trophäen ausgezeichnet. Für viele Kritiker ist jedoch der 1983 entstandene "Das Auge" sein Meisterwerk.
Das Drehbuch stammt von Michel Audiard und seinem Sohn Jacques, der später mit großartigen Meisterwerken wie "Der wilde Schlag meines Herzens" und "Ein Prophet" zu einem der wichtigsten und begehrtesten Regisseuren des Landes aufsteigen sollte.
In das Auge wird die Story eines Detektivs erzählt, der er einer mutmaßlichen Serienkillerin quer durch Europa folgt - das Hauptthema ist der Verlust eines Kindes. Sowohl Audiard als auch Hauptdarsteller Michel Serrault hatten das gemeinsame Schicksal, dass sie persönlich mit diesem tragischen Schicksal betroffen waren.
Louis Beauvoir (Michel Serrault) wird in Fachkreisen "Das Auge" genannt und war einer der besten Männer im Detektivbüro von Madame Schmitt-Boulanger (Genevieve Page). Doch das Auge ist müde geworden und er sucht schon Jahre nach seiner kleinen Tochter Marie, die er nie wieder sah als seine Frau ihn mit dem Kleinkind verließ. Das einzige was er hat ist ein Klassenfoto von der Einschulung und selbst dort kann er seine Tochter unter den vielen anderen Mädchen nicht erkennen. Durch seinen neuen Auftrag muss er die neue Freundin von Paul Hugo, einem vermögenden Sohn reicher Eltern (Philippe Lelievre) beschatten, weil die Eltern ihr misstrauen. Und dieses Gefühl stellt sich dann auch tatsächlich als begründet heraus, denn nach einer Liebesnacht hat Chaterine Leiris (Isabelle Adjani) ihren von ihr getöteten Lover im See verschwinden lassen. Die junge Frau reist unter vielen Namen quer durch Europa, sie nennt sich einmal Lucie Brentano, dann Ève Granger, manchmal tritt sie als Dorothée Ortis in Erscheinung oder als  Ariane Chevalier, auch Charlotte Vincent ist ein bevorzugter Name der geheimnisvollen Dame. Das nächste Opfer ist der reiche Michel de Meyerganz (Patrick Bouhitey). Augenzeuge beider Verbrechen ist der Detektiv, doch er wird die Mörderin nicht der Polizei melden. Auch seine Chefin führt er an der Nase herum, gibt falsche Erkenntnisse und wird zum Verfolger und zum Beobachter der Mörderin, die auch in Baden-Baden zwei Menschen meuchelt. Immer mehr wird der Detektiv dabei zum Beschützer der Frau und man hat das Gefühl, dass er in der Serienmörderin immer mehr seine Tochter sieht. So folgt er ihr von Monte Carlo nach Biarritz, vom Hotel Metropole von Brüssel nach Rom. Im Miami Fast Food Restaurant in Seine-Saint-Denis taucht Catherine unter ihre Freundin Betty (Dominique Frot) bei einem gemeinsam Banküberfall von der Polizei erschossen wurde. Dort spricht das Auge auch zum ersten Mal Catherine an. Aber auf deren Fersen ist nicht nur die Polizei, sondern auch zwei sonderbare Gestalten: Ein Zuhälter und eine ältere Prostituierte (Guy Marchant/Stephane Audran)...



"Das Auge" heißt im Original "Mortelle randonee" und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Marc Behm.
Die Killerin erweist sich in der Geschichte als großer Fan der Liedes "La Paloma" - das gesummt oder gesungen wird. Man hört das Lied auch in der Fassung von Hans Albers.
Miller inszenierte seinen Film mit einer guten Portion Humor und er bezieht eine zusätzliche Spannung in der psychologischen Verquickung zwischen Detektiv und Mörderin. Der Mann sieht in der jungen Frau die Tochter und wird zunehmend zum Komplizen. Die Frau merkt den Zusammenhang auch irgendwann und in einer Szene klopft sie an seine Tür und ruft dabei "Papa" - als der Vater öffnet, hat sie schon die Knarre in der Hand und versucht ihm eine Kugel zu verpassen. Aber dennoch bleibt das Auge auf den Fersen. Isabelle Adjani ist natürlich die perfekte Besetzung für diese Femme Fatale. Da sie aber in diesem Jahr mit "Ein mörderischer Sommer" eine gleich gute Leistung vollbrachte, wurde sie für Jean Beckers Film für den Cesar nominiert - sie gewann auch die Auszeichnung.
Michel Serrault und eine völlig veränderte, extrem hässliche Stephane Audran bekamen Nominierungen - ebenso das beste Szenenbild, der beste Ton und die Kameraarbeit von Pierre Lhomme wurden vorgeschlagen. Am Ende ging "Das Auge" aber leer aus - dennoch ist Claude Miller einer der besten französischen Krimis der 80er Jahre gelungen.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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