Regie: Luis Bunuel
Gönner und Peiniger...
"Tristana" aus dem Jahr 1970 ist einer der besten Filme von Luis Bunuel, da bei dieser spanisch-italienisch-französischen Gemeinschaftsproduktion ein hohes Augenmerk auf hervorragende Ausstattung und Szenenbild (Luis Arguello/Rafael Borge) oder Kameraführung (Jose F. Aguayo) gelegt wurde. Als Lohn gabs auch 1971 eine Nominierung als bester ausländischer Film. Bunuels Film unterlag allerdings dem italienischen Beitrag "Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger" von Elio Petri.
"Tristana" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Benito Perez Galdos aus dem Jahr 1892. Bunuel hat die Geschichte aber in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts versetzt und der Ort der Handlung ist die spanische Stadt Toledo.
Dort lebt der angesehene Don Lope (Fernando Rey) - ein "Senorito", der zu der oberen Schicht gehört, noch nie gearbeitet hat und dennoch einigermaßen luxuriös leben kann. Sein Herz des Ehrenmannes gehört aber den Schwachen und Armen und er legt großen Wert auf die persönliche Ehre. Er trauert der alten Zeit nach, als sich die Männer noch wegen der Ehre duellierten und findet die jüngeren Geschlechtsgenossen verweichlicht. Liberal ist allerdings seine Haltung gegenüber der Sexualiät, er gilt als Schürzenjager. Und selbst seine langjährige Haushälterin Saturna (Lola Gaos) weiß, dass ihr Herr gerne Frauen erobert und in solchen Phasen zum echten Teufel wird. Als die 18jährige Tristana (Chaterine Denueve), eine Verwandte von ihm zur Waise wird, nimmt der Wohltäter sie sofort in seinem Haus auf. Auch Saturnas taubstummer Junge Saturno (Jesus Fernandez) darf vorübergehend in Don Lopes Wohnung bleiben. Der Vormund ist aber 40 Jahre älter als sein Mündel und nachdem er eine Zeit lang in der Rolle ihres Vaters war, macht er die junge unerfahrene Frau auch zu seiner Geliebten. Allerdings ist seine Rolle als Ehemann der jungen Frau weniger glücklich, denn bald fühlt sich Tristana von Don Lope mehr als genervt. Bei einem Spaziergang lernt Tristana den Maler Horacio (Franco Nero) kennen, dem sie nach einer gewissen zeit nach Madrid folgt. Doch in der Fremde erkrankt Tristana an Krebs und sie möchte wieder ins Haus ihres Vormunds gebracht werden. Don Lope sagt zu, weil er auch durch den Tod seiner vermögenden Schwester viel Geld geerbt hat und somit auch gut für die Genesung von Tristana sorgen kann. Leider muss man ihr ein Bein amputieren. Tristana schickt den Maler fort und bleibt bei Don Lope, den sie sogar in der Folgezeit heiratet. Don Lope glaubt sich am Ziel seiner Wünsche - nun hat er seine große Liebe wieder. Doch in einer kalten Winternacht erkrankt er...
Die Finalszene zeigt wie Tristana - anstatt dem Arzt zu telefonieren - das Fenster im Zimmer des Erkrankten öffnet, damit er - der sowohl ihr Gönner wie ihr Peiniger war - schneller stirbt. Das Thema von "Tristana" ist die Befreiung des Menschen von ganz alltäglichen Zwängen, so ist Don Lope auch allergisch gegen die Kirche und religiöse Empfindungen. Anders wie im Roman hat auch der taubstumme Sohn der Haushälterin eine größere Rolle im Film bekommen. Es ist offensichtlich, dass der junge Mann Tristana gedrängt, da die Erotik in ihm erwacht ist. Unterlegt wurde das Meisterwerk von der Musik des Frederic Chopin.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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