Donnerstag, 26. März 2020

Roma

























Regie: Alfonso Cuaron

Aus dem Alltag einer Hausangestellten..

Alfonso Cuarons Schwarzweißfilm "Roma" beginnt mit dem Bidl eines Bodens. Es handelt sich dabei um den Innenhof des Hauses der Familie Antonio. Ein Innenhof, der ständig von der jungen Haushälterin und dem Kindermädchen Cleo (Yalitza Aparicio) gesäubert werden muss, denn der Hund hinterlässt dort gerne seine Notdurft. Die Kamera (Regisseur Cuaron war gemeinsam mit Galo Olivares für die Bilder verantwortlich) wandert durch das Haus, nach oben, nach unten. Esstisch und Küche, dann im Laufe der Handlung wandert die Kamera aus dem Haus auf die Bürgersteige der Stadt - durch die Straßen, durch Krankenhäuser, auf Sportplätze, in die Kinos, in Hotelzimmer und noch weiter aufs Land, in die Vororte der Stadt bis an die Westküste, an den Golf von Mexiko mit seinen kräftigen Gezeiten und hohen Wellen, bis der Film wieder im Innenhof des Hauses endet. Dieses Haus liegt im Stadtteil "Roma" der Riesenmetropole von Mexico City und spielt im Jahr 1970/1971.
Der Regisseur gab an, dass 90 % des sehr intimen Films seinen eigenen Erinnerungen an diese Zeit entsammen. Cuaron repoduzierte sozusagen sein Zuhause von früher und dies versuchte er so identisch wie möglich wieder auferstehen zu lassen. "Roma" war der erste Netflix Film, der es zu echtem Weltruhm brachte, obwohl er gar nicht mal in sovielen Kinos lief. Daher war das Einspielergebnis eher bescheiden und es dauerte auch sehr lange bis der interessierte Kinofan das preisgekrönte Werk nun auf DVD ansehen kann.
Der dramatische Höhepunkt der Geschichte ist das Fronleichnam Massaker, das definitiv eine Narbe im kollektiven Bewusstsein des mexikanischen Volkes hinterlassen hat. Aber noch mehr ist "Roma" eine Hommage auf das Hausmädchen Libo geworden, die die Kindheit des Regisseurs deutlich mitprägte.
Der Film gewann den goldenen Löwen von Venedig und erhielt überraschend bei der 91. Oscar-Verleihung 10 Nominierungen. Drei davon konnte "Roma" in einen Sieg umwandeln: Bester ausländischer Film, beste Regie Alfonso Cuaron und beste Kamera. Die sieben anderen Nominierungen gabs in den Kategorien Ton, Tonschnitt, bester Film, bestes Originaldrehbuch, bestes Szenenbild, Hauptdarstellerin Yalitza Aparicio und Nebendarstellerin Marina de Tavira, die einzige professionelle Schauspielerin, die für den Film gecastet wurde - alle anderen waren Laiendarsteller.
Im mexikanischen Stadtteil Colonia Roma sind Cleo und Adela (Nancy Garcia) Hausangestellte einer bürgerlichen Familie. Zur Familie gehören Vater Antonio (Fernando Gregiaga), seine Frau Sofia (Marina de Tavira) und ihre vier kleinen Kinder Tono (Diego Cortina Autrey), Paco (Carlos Peralta), Pepe (Marco Graf) und Sofi (Daniela Demesa). Ausserdem wohnt die Oma (Veronica Garcia) im Haus. Die Kinder lieben Cleo. Der Hausherr ist Arzt im Krankenhaus und muss zu einer Konferenz nach Quebec. Die Ehe ist angespannt und auch Kindermädchen Cleo hat arge Probleme. Sie ist schwanger, doch Freund Fermin (Jorge Antonio Gerrero) lässt das Mädchen fallen, als sie ihm davon erzählt. Die Familie kümmert sich aber rührend um die Schwangere. Als die Oma mit Cleo ein Kinderbett kaufen will, brechen in der Stadt - nach dem Protesten von Studenten - Unruhen aus. Es fallen Schüsse...





Regisseur Alfonso Cuaron bekam für "Roma" bereits seine 2. Regie-Oscar - die Academy hat in den letzten Jahre ein Faible für mexikanische Regisseure bewiesen. Auch Regiekollegen wie Alejandro Gonzales Inarritu gewann diesen Preis zweimal und Guillermo del Toro setzte sich 2018 durch. Im Jahr 2001 begeisterte der Regisseur mit dem Roadmovie "Y tu mama tambien" und nach dem Erfolgen in Hollywood kehrte der Regisseur mit "Roma" nach Mexiko zurück, um einen Film zu schaffen, der so gar nicht in das übliche Filmschema von Heute passt, aber mit einer sehr scharfen Sensibilität die alltäglichen Dinge des Lebens in den Vordergrund rückt. Mit "Roma" kommt nun auch endlich der beste Film der Oscarverleihung 2019 zu DVD-Ehren. Etwas was schon lange überfällig war - wer sich an einen spröden Film wagt, der wird auch mit einem Jetztschon-Klassiker von ungewöhnlicher Schönheit belohnt.





Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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