Donnerstag, 19. März 2020

Joker


























Regie: Todd Phillips

Vom Opfer zum Täter...

Der Vorläufig künstlerische Höhepunkt im Filmschaffen von Regisseur Todd Phillips (Road Trip, Starsky & Hutch, Hangover Trilogie) dürfte der oscarpreisgekrönte "Joker" sein. Bei der Oscarverleihung 2020 bekam der Film insgesamt 11 Nominierungen (bester Film, beste Regie, bester Darsteller, bestes adaptiertes Drehbuch, beste Kamera, bester Schnitt, bester Tonschnitt, bester Ton, beste Musik, bestes Makeup und bestes Kostümdesgn) und konnte zwei davon in Siege umwandeln. Joaquin Phoenix bekam den schon lang ersehnten Preis als bester Hauptdarsteller und der isländische Musiker Hildur Guðnadóttir wurde für seinen Filmsoundtrack ebenfalls ausgezeichnet.
Beim Publikum hat die Figur von Joker - dem fiesesten Gegenspieler von Batman - eh ein Stein im Brett. Bereits Jack Nicholson (Batman), Heath Ledger (The Dark Knight) oder Jaret Leto (Suicidal Squad) begeisterten bereits das Kinopublikum und auch die Darstellung von Phoenix ist phänomenal. Er spielt diesen Aussenseiter, der psychisch krank ist und sich als Partyclown seine Kröten verdient einfach perfekt und seine Darstellung ist sogar ebenbürtig mit der ebenfalls oscargekrönten Performance von Heath Ledger. Der Film spielte 1,07 Milliarden Dollar ein und mit einem solch herausragenden Ergebnis schafft man es natürlich in die Bestenliste der erfolgreichsten Blockbuster unter die ersten 40.
Der Film erzählt wie aus dem unscheinbaren Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) ein Megagangster der Metropole Gotham City wird und so wird der Zuschauer Zeuge eines Rückblicks in das Jahr 1981. Dort ist Arthur Fleck in psychiatrischer Betreuung und lebt mit seiner Mom Penny Fleck (Frances Conroy) sehr bescheiden, denn Arthur findet nur schwer Arbeit. Aber immerhin hat er noch seinen Job als Clown, der gemietet werden kann. Seine Kollegen behandeln ihn eher vorsichtig, denn Arthur ist kein einfacher Zeitgenosse. Seine Krankheit will es so, dass er zu den unangemessensten Zeiten einfach loslacht. Dieses Lachen ist aber nicht befreiend, sondern hört sich sehr krankhaft und gezwungen an. Arthur ist auf Medikamente angewiesen und hat so gut wie keine Kontakte. Seine Nachbarin Sophie Drummond (Zazie Beetz) gefällt ihm. Er beobachtet die alleinerziehende Mutter einer kleinen Tochter und folgt ihr manchmal auf dem Weg zu ihrer Arbeit. Ein Arbeitskollege schenkt Arthur eine Knarre, nachdem dieser von einigen jugendlichen Rowdys bei der Ausübung seines Clownjobs verprügelt wurde. In den Straßen von Gotham ist die Kriminalität extrem hoch, kein Wunder bei der hohen Arbeitslosigkeit. Arthur würde gerne Karriere als Standup Comedian machen und sein Idol ist der berühmte Murray Franklin (Robert de Niro), der eine eigene Comedyshow im TV hat. Seine Mutter schwärmt von dem Politiker Thomas Wayne (Brett Cullen), bei dem sie früher gearbeitet hat und der gerne Bürgermeister der Stadt werden würde. Als Arthur in einem Krankenhaus als Clown auftritt, verliert er aus Versehen seine Waffe, die für alle sichtbar auf den Boden fällt. Dies kostet ihn seinen Job. Doch noch ist der Höhepunkt dieser Verkettung dramatischer Erlebnisse noch nicht erreicht. In einer U-Bahn wird er von drei Yuppies angegriffen und geprügelt. Arthur nimmt die Waffe und erschießt die drei Angreifer. Damit ist der Grundstein für den Joker gelegt und in Gotham City sucht man verbissen nach dem Killer, der im Clownkostüm mordet...



"Joker" erweist sich als schrille Charakterstudie und bietet darüberhinaus auch noch ein gewisses Zustandsbild an, indem er den einzelnen "Verlierer" zeigt, der unweigerlich mit einer kalten und schroffen Umwelt konfrontiert wird. Bei soviel Kränkung, die diesem seltsamen Zeitgenossen widerfährt, ist es fast schon logisch, dass er sich eines Tages wehrt und diese Wehrhaftigkeit macht ihn dann auch erstmalig zu einem Machmenschen. Joaquin Phoenix hat das unheimlich gut mit seinem Gesichtsausdruck und den Gesten zur Geltung gebracht - nach der für ihn befreienden Schießerei wird auch der Gang von Arthur selbstbewusster und man kann sich als Zuschauer vorstellen, dass dieser Mensch nun endlich einen Weg - wenn auch ein sehr fataler und gewalttätiger Weg - aus seiner Misere als "Opfer" gefunden hat. Er ist dann lieber Täter.




Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen