Mittwoch, 13. Mai 2020

Trainspotting
















Regie: Danny Boyle

Mark Rentons Welt...

Das Britische Filminstitut wählte 1999 die 100 wichtigsten britischen Spielfilme aus und in dieser Umfrage belegte Danny Boyles "Trainspotting" den 10. Rang. Der Film entstand nach dem gleichnamigen Kultroman von Irvine Welsh und war Boyles zweiter Spielfilm. Bereits sein Debütfilm "Kleine Morde unter Freunden" wurde hochgelobt und erhielt diverse Preise. In beiden Filmen bekam der Youngster Ewan McGregor eine Hauptrolle - in "Trainspotting" spielt er den heroinsüchtigen Mark Renton. Drehbuchautor John Hodge schaffte es sogar eine Oscarnominierung zu bekommen.
Der Drogenfilm wurde zu einem der kommerziellesten britischen Filme der 90er Jahre, wobei die sehr freizügige Darstellung von Heroin- und Drogenkonsum zu kontroversen Diskussionen führte -manche sahen eine Verharmlosung des Drogenproblems.
Man könnte allerdings als Gegenargumentation die berühmte Ekelszene von der dreckigsten Toilette in Schottland nehmen. In dieser Szene taucht die Hauptfigur in dieses Klo, um sein kurz vorher ausgeschiedenes Opiumzäpfchen herauszufischen.
Einen großen Anteil am Erfolg des Films hatte der irre Soundtrack, der auf geniale Weise Songs der 70er von Iggy Pop oder Lou Reed mit Electrosounds der 80er von New Order oder Heaven 17 mit angesagtem Britpopsound der 90er von Oasis oder Blur mischte. Der stärkste Filmsong aber war "Born Slippy" von Underworld und alles in Allem waren die Sounds very british, was natürlich perfekt zur Story und zum Film passte.
Die Geschichte spielt in Edinburgh, die Figuren kommen aus Familien, die wirtschaftlich etwas benachteiligt sind.
Mark Renton (Ewan McGregor) ist arbeitslos und darüberhinaus fleißiger Drogenkonsument. Er wohnt noch bei den Eltern in einem Vorort bei Edinburgh, doch sein Leben spielt sich in der Subkultur der Stadt ab. Renton hängt ständig mit seinen Kumpels dem James Bond Fan Simon "Sick Boy" Williamson (Jonny Lee Miller), dem gutmütigen Spud Murphy (Ewen Bremner), dem psychopathischen Francis Begbie (Robert Carlyle) und dem Fußballspieler Tommy McKenzie (Kevin McKidd) in der Szene herum. Nur Begbie und Tommy sind clean, die anderen Freunde nehmen regelmässig Stoff. Die Drogen bekommen sie von "Mother Superior" (Peter Mullan), dem Händler ihres Vertrauens.
In einer Disco lernt er Diane Coulston (Kelly MacDonald) kennen, mit der er Sex hat und erst danach erfährt, dass das Mädchen gerade mal 15 Jahre alt ist. Immer wieder versucht Renton sich wieder von den Drogen loszusagen. Sogar die Eltern zwingen ihn im heimischen Zimmer zu einem kalten Entzug. Doch auch immer wieder sind Rückfälle zu verzeichnen. Dann probiert auch Tommy Drogen aus. Renton schafft jedoch vom Heroin loszukommen. Nach einem negativen Aids-Test fängt er ein neues Leben in London an und wird zum erfolgreichen Immobilienmakler. Dann tauchen die alten Freunde wieder auf und das Chaos beginnt von Neuem...






Der Film endet offen mit einem Ausbruch Rentons vom bisherigen Leben und von der Loslösung von seinen Kumpels. Boyles Kultfilm zeigt selbstzerstörerische Junkies auf Identitätssuche in einer erstarrten, selbstgefälligen Gesellschaft, ohne Hoffnung auf eine gravierende Veränderung. Die Atmosphäre im Leben der Protagonisten ist geprägt von Gewalt, Drogen und Sex - und damit ein fast schon provokatives Gegengewischt der bürgerlichen Scheinwelt mit ihren Spielregeln und Moralvorstellungen. Alle jungen Darsteller sind großartig und sie haben sich so stark mit ihren Figuren identifiziert, dass sie mit diesen Figuren verschmelzen. Angereichert wurde die Drogensaga mit sehr viel schwarzem Humor und visuell einfallsreichen Kameratricks. Sowohl der Regisseur als auch der Autor verweigern einen moralischen Standpunkt abzuliefern. So sieht der Zuschauer zu und kann sich seine eigene Meinung bilden. Neben Ewan McGregor startete auch Robert Carlyle eine aussergewöhnlich starke internationale Karriere.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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