Regie: Danny Boyle
Mark Rentons Welt...
Das Britische
Filminstitut wählte 1999 die 100 wichtigsten britischen Spielfilme aus
und in dieser Umfrage belegte Danny Boyles "Trainspotting" den 10. Rang.
Der Film entstand nach dem gleichnamigen Kultroman von Irvine Welsh und
war Boyles zweiter Spielfilm. Bereits sein Debütfilm "Kleine Morde
unter Freunden" wurde hochgelobt und erhielt diverse Preise. In beiden
Filmen bekam der Youngster Ewan McGregor eine Hauptrolle - in
"Trainspotting" spielt er den heroinsüchtigen Mark Renton. Drehbuchautor
John Hodge schaffte es sogar eine Oscarnominierung zu bekommen.
Der Drogenfilm
wurde zu einem der kommerziellesten britischen Filme der 90er Jahre,
wobei die sehr freizügige Darstellung von Heroin- und Drogenkonsum zu
kontroversen Diskussionen führte -manche sahen eine Verharmlosung des
Drogenproblems.
Man könnte
allerdings als Gegenargumentation die berühmte Ekelszene von der
dreckigsten Toilette in Schottland nehmen. In dieser Szene taucht die
Hauptfigur in dieses Klo, um sein kurz vorher ausgeschiedenes
Opiumzäpfchen herauszufischen.
Einen großen
Anteil am Erfolg des Films hatte der irre Soundtrack, der auf geniale
Weise Songs der 70er von Iggy Pop oder Lou Reed mit Electrosounds der
80er von New Order oder Heaven 17 mit angesagtem Britpopsound der 90er
von Oasis oder Blur mischte. Der stärkste Filmsong aber war "Born
Slippy" von Underworld und alles in Allem waren die Sounds very british,
was natürlich perfekt zur Story und zum Film passte.
Die Geschichte spielt in Edinburgh, die Figuren kommen aus Familien, die wirtschaftlich etwas benachteiligt sind.
Mark Renton (Ewan
McGregor) ist arbeitslos und darüberhinaus fleißiger Drogenkonsument. Er
wohnt noch bei den Eltern in einem Vorort bei Edinburgh, doch sein
Leben spielt sich in der Subkultur der Stadt ab. Renton hängt ständig
mit seinen Kumpels dem James Bond Fan Simon "Sick Boy" Williamson (Jonny
Lee Miller), dem gutmütigen Spud Murphy (Ewen Bremner), dem
psychopathischen Francis Begbie (Robert Carlyle) und dem Fußballspieler
Tommy McKenzie (Kevin McKidd) in der Szene herum. Nur Begbie und Tommy
sind clean, die anderen Freunde nehmen regelmässig Stoff. Die Drogen
bekommen sie von "Mother Superior" (Peter Mullan), dem Händler ihres
Vertrauens.
In einer Disco
lernt er Diane Coulston (Kelly MacDonald) kennen, mit der er Sex hat und
erst danach erfährt, dass das Mädchen gerade mal 15 Jahre alt ist.
Immer wieder versucht Renton sich wieder von den Drogen loszusagen.
Sogar die Eltern zwingen ihn im heimischen Zimmer zu einem kalten
Entzug. Doch auch immer wieder sind Rückfälle zu verzeichnen. Dann
probiert auch Tommy Drogen aus. Renton schafft jedoch vom Heroin
loszukommen. Nach einem negativen Aids-Test fängt er ein neues Leben in
London an und wird zum erfolgreichen Immobilienmakler. Dann tauchen die
alten Freunde wieder auf und das Chaos beginnt von Neuem...
Der Film endet
offen mit einem Ausbruch Rentons vom bisherigen Leben und von der
Loslösung von seinen Kumpels. Boyles Kultfilm zeigt selbstzerstörerische
Junkies auf Identitätssuche in einer erstarrten, selbstgefälligen
Gesellschaft, ohne Hoffnung auf eine gravierende Veränderung. Die
Atmosphäre im Leben der Protagonisten ist geprägt von Gewalt, Drogen und
Sex - und damit ein fast schon provokatives Gegengewischt der
bürgerlichen Scheinwelt mit ihren Spielregeln und Moralvorstellungen.
Alle jungen Darsteller sind großartig und sie haben sich so stark mit
ihren Figuren identifiziert, dass sie mit diesen Figuren verschmelzen.
Angereichert wurde die Drogensaga mit sehr viel schwarzem Humor und
visuell einfallsreichen Kameratricks. Sowohl der Regisseur als auch der
Autor verweigern einen moralischen Standpunkt abzuliefern. So sieht der
Zuschauer zu und kann sich seine eigene Meinung bilden. Neben Ewan
McGregor startete auch Robert Carlyle eine aussergewöhnlich starke
internationale Karriere.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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