Mittwoch, 13. Mai 2020

Kap der Angst - Cape Fear

























Regie: Martin Scorsese

Der Psychopath und der Anwalt...

Als Martin Scorseses Remake von "Cape Fear" 1992 in die Kinos kam, war ich sehr begeistert. Der Film spielte weltweit 182 Millionen Dollar und bescherte dem Erfolgsregisseur ein famoses Kassenergebnis. Robert de Niro erhielt für seine Darstellung des Exknackis Max Cady von der deutschen Filmzeitschrift den Jupiter als bester Schauspieler und eine Oscarnominierung erhiehlt er auch. Auch die junge Juliette Lewis erhielt für ihr Leinwanddebüt als Danielle Bowden eine Nominierung als beste Nebendarstellerin.
Aus heutiger Sicht hat der Film aber auch einige Schwächen in Sachen Logik (manche Drehbucheinfälle sind eher unwahrscheinlich und nur schwer nachzuvollziehen) und ich würde ihn trotz der starken Schauspielerleistungen von de Niro, Nick Nolte und Jessica Lange nicht zu Scorseses allerbesten Filmen zählen. Das Original aus dem Jahr 1962 stammt von J. Lee Thompson und dort wurde Max Cady von Robert Mitchum gespielt und Gregory Peck war in der Rolle von Anwalt Sam Bowden zu sehen. Der Originalfilm ist zwar ähnlich spannend, aber wirkt nicht ganz so brutal und drastisch wie die Version von Scorsese. Was den Scorsese Film jedoch auszeichnet ist die viel tiefere Charakterisierung des Anwalts und seiner Frau. Während Gregory Pecks Rolle als "gut" angelegt war, erscheint Nick Noltes Figur als reichlich ambivalent. Ein Mann, der auch Leichen im Keller vergraben hat und dessen Ehe auf der Kippe steht, weil er ein notorischer Fremdgeher ist.
Robert de Niro als Rächer - das ist natürlich eine Paraderolle. Als Max Cady ist er klasse, auch wenn die Drehbuchautoren meinen, dass Ganze noch zu toppen, im dem der Psychopath noch als Racheengel mit religiösem Wahn gezeigt wird. Wie gesagt ist manches zu übertrieben, um total zu begeistern.
Scorsese hat mit der Verpflichtung von Robert Mitchum und Gregory Peck ein schönes Zeichen für die Wertschätzung des Originals gesetzt. Auch Martin Balsam ist mit dabei - auch wer war bereits im original zu sehen. Das Wiedersehen der bereits betagten Topfilmstars macht echt Spass.
Pate stand auch die Arbeit von Alfred Hitchcock. Die Hitchock Partituren von Bernard Herman wurden von Elmer Bernstein überarbeitet, aber man hat ständig ein Suspence Gefühl, wie wenn der große Meister seine Finger im Spiel gehabt hätte.
Ausserdem wird Hitchcock auch in manchen ungewöhnlichen Kameraeinstellungen oder bei der Beleuchtung kopiert.
Die erste Szene zeigt die letzten Stunden der Gefängniszeit des Max Cady (Robert de Niro), der nach 14 Jahren endlich ein freier Mann ist. Damals wurde er von dem Anwalt Sam Bowden (Nick Nolte) verurteilt. Der hat einen schweren Fehler begangen, weil er entlastendes Material für seinen Mandanten verschwinden ließ und es nicht in der Verhandlung verwendete. Denn zu sehr schockte ihn Cadys brutale Vergewaltigung an einer jungen Frau und zu sehr empfand er seinen eigenen Mandanten für schuldig. Der hat sich aber in all den langen Gefängnisjahren gebildet - der ungebildete Mann lernte lesen, schreben und befasste sich später mit juristischen Fragen. Irgendwann entdeckte er, dass sein Anwalt ihn hinterging. Cadys Rachegedanken sind stark er will es dem Anwalt mit gleicher Münze heimzahlen. Er und seine Familie sollen leiden...das erste Opfer nach seiner Freilassung ist der Hund, der Bowdens, den er vergiftet. Natürlich kann man ihm nichts nachweisen und offensichtlich stellt er dem Anwalt, dessen Frau Leigh (Jessica Lange) und der fünfzehnjährigen Tochter Danielle (Juliette Lewis) nach. Doch immer so, dass man ihm nichts anhaben kann. Damit setzt er den Anwalt unter Druck handeln zu müssen und der entscheidet sich nach einigen vernünftigen Versuchen Max Cady zu beruhigen für die harte Tour. Auf Anraten seines Detektivs Claude Kersek (Joe Don Baker) soll ein Schlägertrupp Cady zur Aufgabe und zum Verschwinden zwingen. Doch dieser Schuß geht nach hinten los..
Der Showdown findet dann an "Cape Fear" statt - denn nach zwei fiesen Morden hat die Familie genug und flüchtet auf das Hausboot. Dort ist natürlich auch der Rächer und die Familie muss irgendwann um ihr leben kämpfen. Der Film hat einige geniale Szenen für den Zuschauer bereit und das Darstellerquartett spielt auf höchstem Niveau. Ich finde sogar, dass Nick Nolte und Jessica Lange für ihre tiefgründigen und subtilen Leistungen eines Ehepaars mindestens genauso eine Nominierung für den Oscar verdient hätten als Juliette Lewis und Robert de Niro mit ihren etwas markanteren, auffälligeren Rollen.



Die Flucht der Familie ist etwas absurd, ebenso die Art wie ihnen Cady folgen kann. Solche sonderbaren Drehbucheinfälle werden natürlich vielleicht beim ersten Sehen aufgrund des hohen Spannungsfaktors übersehen - auch die Verweigerung der Freundin des Anwalts (wird gespielt von Illeana Douglas) gegen den Vergewaltiger Cady auszusagen, ist reichlich absurd. Stattdessen will die Frau irgendwo neu anfangen....reichlich sonderbar, aber damit kann der Psychopath im Film weiter sein Unwesen treiben.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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