Regie: Martin Scorsese
Der Psychopath und der Anwalt...
Als
Martin Scorseses Remake von "Cape Fear" 1992 in die Kinos kam, war ich
sehr begeistert. Der Film spielte weltweit 182 Millionen Dollar und
bescherte dem Erfolgsregisseur ein famoses Kassenergebnis. Robert de
Niro erhielt für seine Darstellung des Exknackis Max Cady von der
deutschen Filmzeitschrift den Jupiter als bester Schauspieler und eine
Oscarnominierung erhiehlt er auch. Auch die junge Juliette Lewis erhielt
für ihr Leinwanddebüt als Danielle Bowden eine Nominierung als beste
Nebendarstellerin.
Aus heutiger Sicht hat der Film aber auch einige Schwächen in
Sachen Logik (manche Drehbucheinfälle sind eher unwahrscheinlich und nur
schwer nachzuvollziehen) und ich würde ihn trotz der starken
Schauspielerleistungen von de Niro, Nick Nolte und Jessica Lange nicht
zu Scorseses allerbesten Filmen zählen. Das Original aus dem Jahr 1962
stammt von J. Lee Thompson und dort wurde Max Cady von Robert Mitchum
gespielt und Gregory Peck war in der Rolle von Anwalt Sam Bowden zu
sehen. Der Originalfilm ist zwar ähnlich spannend, aber wirkt nicht ganz
so brutal und drastisch wie die Version von Scorsese. Was den Scorsese
Film jedoch auszeichnet ist die viel tiefere Charakterisierung des
Anwalts und seiner Frau. Während Gregory Pecks Rolle als "gut" angelegt
war, erscheint Nick Noltes Figur als reichlich ambivalent. Ein Mann, der
auch Leichen im Keller vergraben hat und dessen Ehe auf der Kippe
steht, weil er ein notorischer Fremdgeher ist.
Robert de Niro als Rächer - das ist natürlich eine Paraderolle. Als
Max Cady ist er klasse, auch wenn die Drehbuchautoren meinen, dass
Ganze noch zu toppen, im dem der Psychopath noch als Racheengel mit
religiösem Wahn gezeigt wird. Wie gesagt ist manches zu übertrieben, um
total zu begeistern.
Scorsese hat mit der Verpflichtung von Robert Mitchum und Gregory
Peck ein schönes Zeichen für die Wertschätzung des Originals gesetzt.
Auch Martin Balsam ist mit dabei - auch wer war bereits im original zu
sehen. Das Wiedersehen der bereits betagten Topfilmstars macht echt
Spass.
Pate stand auch die Arbeit von Alfred Hitchcock. Die Hitchock
Partituren von Bernard Herman wurden von Elmer Bernstein überarbeitet,
aber man hat ständig ein Suspence Gefühl, wie wenn der große Meister
seine Finger im Spiel gehabt hätte.
Ausserdem wird Hitchcock auch in manchen ungewöhnlichen Kameraeinstellungen oder bei der Beleuchtung kopiert.
Die erste Szene
zeigt die letzten Stunden der Gefängniszeit des Max Cady (Robert de
Niro), der nach 14 Jahren endlich ein freier Mann ist. Damals wurde er
von dem Anwalt Sam Bowden (Nick Nolte) verurteilt. Der hat einen
schweren Fehler begangen, weil er entlastendes Material für seinen
Mandanten verschwinden ließ und es nicht in der Verhandlung verwendete.
Denn zu sehr schockte ihn Cadys brutale Vergewaltigung an einer jungen
Frau und zu sehr empfand er seinen eigenen Mandanten für schuldig. Der
hat sich aber in all den langen Gefängnisjahren gebildet - der
ungebildete Mann lernte lesen, schreben und befasste sich später mit
juristischen Fragen. Irgendwann entdeckte er, dass sein Anwalt ihn
hinterging. Cadys Rachegedanken sind stark er will es dem Anwalt mit
gleicher Münze heimzahlen. Er und seine Familie sollen leiden...das
erste Opfer nach seiner Freilassung ist der Hund, der Bowdens, den er
vergiftet. Natürlich kann man ihm nichts nachweisen und offensichtlich
stellt er dem Anwalt, dessen Frau Leigh (Jessica Lange) und der
fünfzehnjährigen Tochter Danielle (Juliette Lewis) nach. Doch immer so,
dass man ihm nichts anhaben kann. Damit setzt er den Anwalt unter Druck
handeln zu müssen und der entscheidet sich nach einigen vernünftigen
Versuchen Max Cady zu beruhigen für die harte Tour. Auf Anraten seines
Detektivs Claude Kersek (Joe Don Baker) soll ein Schlägertrupp Cady zur
Aufgabe und zum Verschwinden zwingen. Doch dieser Schuß geht nach hinten
los..
Der Showdown
findet dann an "Cape Fear" statt - denn nach zwei fiesen Morden hat die
Familie genug und flüchtet auf das Hausboot. Dort ist natürlich auch der
Rächer und die Familie muss irgendwann um ihr leben kämpfen. Der Film
hat einige geniale Szenen für den Zuschauer bereit und das
Darstellerquartett spielt auf höchstem Niveau. Ich finde sogar, dass
Nick Nolte und Jessica Lange für ihre tiefgründigen und subtilen
Leistungen eines Ehepaars mindestens genauso eine Nominierung für den
Oscar verdient hätten als Juliette Lewis und Robert de Niro mit ihren
etwas markanteren, auffälligeren Rollen.
Die Flucht der
Familie ist etwas absurd, ebenso die Art wie ihnen Cady folgen kann.
Solche sonderbaren Drehbucheinfälle werden natürlich vielleicht beim
ersten Sehen aufgrund des hohen Spannungsfaktors übersehen - auch die
Verweigerung der Freundin des Anwalts (wird gespielt von Illeana
Douglas) gegen den Vergewaltiger Cady auszusagen, ist reichlich absurd.
Stattdessen will die Frau irgendwo neu anfangen....reichlich sonderbar,
aber damit kann der Psychopath im Film weiter sein Unwesen treiben.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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