Freitag, 15. Mai 2020

Die Wütenden - Les Miserables

























Regie: Ladj Ly

Das Viertel brennt...

Im Nachbarland Frankreich wurde "Les Miserables" mit fast 1,7 Millionen Kinozuschauern ein großer Erfolg. Der Film des französischen Filmemachers Ladj Ly, der in Mali geboren wurde, wurde mit 4 Cesars ausgezeichnet. Er bekam den Preis als Bester Film, Alexis Djebril gewann in der Kategorie "Bester Nebendarsteller" und ausserdem gewann "Die Wütenden" (so der deutsche Verleihtitel) den Preis für den besten Schnitt und erhielt den Publikumspreis.
Dem Regisseur Ladj Ly liegen die Probleme der Banlieues am Herzen. Ly hatte 2005 während der Unruhen in seinem Viertel begonnen, die Doku "365 Tage in Clichy-Montfermeil" zu drehen. Er zeigte die Gewalt, die sich damals in den Vororten entlud.
Sein Kinodebüt hat das selbe Thema und wurde erstmalig in Cannes bei den Filmfestspielen dem Publikum vorgestellt. Es folgte eine Nomierung bei den Oscars als "Bester ausländischer Film" sowie zwei Nomierungen für den Europäischen Filmpreis 2019.
Dabei erinnert die Geschichte des jungen Polizisten Stephane (Damien Bonnard), der den ersten Tag bei einer neuen Einheit absolviert, etwas an Antoine Fuquas "Training Day". In Lys Film sind es zwei erfahrene Polizisten und ein Neuling, die im Problemviertel Montfermeil für Recht und Ordnung sorgen sollen. Wie in Fuquas Film ist der Neue irritiert von den zweifelhaften Methoden seiner Kollegen.
Inhaltlich wird aus "Die Wütenden" aber sehr schnell ein französischer Verwandter von Fernando Meirelles "City of God", der über das von Gewalt geprägte Leben der Jugendlichen in den Armenvierteln von Rio de Janeiro berichtete. 
"Die Wütenden" beginnt mit Bildern der Champs-Elysees, in denen das Publikum den Sieg der franzöischen Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland feiert. Zu den Stars der Equipe Tricolore gehören auch Franzosen mit fremdländischen Wurzeln wie  Kylian Mbappe (Sohn eines Kameruners und einer Algerierin) oder Paul Bogba (dessen Eltern stammen aus Guinea). In diesem Moment des sportlichen Triumphs scheint man aber vereint zu sein. Der Jubel zeigt oberflächlich ein harmonisches Bild von Multi Kulti, doch die Wahrheit sieht anders aus. In den Vorstädten der großen Städte haben sich Parallelgesellschaften entwickelt, die ihren eigenen Gesetzen folgen und in diesem Gegenden ist die Polizei fast machtlos. Die Beamten müssen sich mit den Gegebenheiten dort irgendwie arrangieren und nach Meinung von Stephanes erfahrenem Kollegen Chris (Alexis Manenti) müssen die Menschen in diesem Quartier nicht nur Respekt vor der Polizei haben, sondern auch Angst. Ein System, in dem der Stärkere gewinnt und der Schwache verliert. Stephane, der seine Dienststelle in Cherbourg aus privaten Gründen verließ, sieht dies ganz anders. Er ist mit den Methoden seines Kollegen gar nicht einverstanden. Der dritte Mann im Wagen ist Gwada (Djebril Zonga), der selbst in solch einem Vorort groß wurde. Gwada verhält sich eher neutral, er ist gespannter Zuschauer in den Diskussionen seiner beiden Kollegen.
Die Jugendkriminaliät ist sehr hoch. Auch der Jugendliche Issa (Issa Perica) ist kein ungeschriebenes Blatt, er hat bereits eine dicke Polizeiakte und nun hat er den Gipsys von Zirkus ein junges Löwenbaby gestohlen. Das könnte richtig Ärger geben. Das wissen auch der selbsternannte Boss des Viertels (Steve Tientcheu), der einflussreiche Kneipenwirt und Muslimbruder Salah (Almamy Kanoute). Auf den Dächern steht der junge Buzz (Al Hassan Ly), der seine Drohne fliegen lässt und so zum Beobachter der Geschehnisse im Viertel wird. Als die Polizisten erfahren, dass Issa den Löwen entwendet hat, ist es Priorität ihn so schnell wie möglich zu finden...




Doch an diesem Tag wird es eine beängstigende Eskalation im Banlieu geben. Denn die Jugendlichen gehen auf die Barrikaden und die Einheit der Verbrechensbekämpfung in Montfermeil, dieser französischen Gemeinde im Departement Seine-Saint-Denis, kommt extrem unter Druck. Nicht nur durch die Anarchie, sondern auch durch ihre ganz verschiedene Haltungen.
Das Ende deutet darauf hin, dass die empathische Art von Stephane, lebensrettend war. Inspiriert von Victor Hugos bekanntem Roman "Die Miserablen" steht auch am Ende ein Zitat des großen Werkes der Weltliteratur "Es gibt kein Unkraut, es gibt keine schlechten Menschen - es gibt nur schlechte Gärtner". Die Geschichte geht auf die verheerenden Unruhen des Jahres 2005 in diesem Viertel zurück.





Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.

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