Mittwoch, 13. Mai 2020

Bloody Sunday

























Regie: Paul Greengrass

Blutsonntag in Derry...

Vor seinen internationalen Erfolgsfilmen "Die Bourne Verschwörung" und "Das Bourne Ultimatum" drehte der britische Regisseur Paul Greengrass den halbdokumentarischen Film "Bloody Sunday", der sich mit den schrecklichen Ereignissen am 30. Januar 1972 in Derry (offiziell: Londonderry) befasst. An diesem Tag wurden in der nordirischen Stadt bei einer friedlichen Demonstration für Bürgerrechte 13 Menschen (vor allem viele Jugendliche) von den Soldaten des britischen Parchute Regiment erschossen. 13 weitere Menschen wurden bei der Schießerei schwer verletzt - einer dieser Verletzten erlag in den nächsten Tagen seinen Verletzungen. Dieser Tag ging unrühmlich in die Geschichte ein und führte natürlich zu einem Höhepunkt der Eskalation im Nordirlandkonflikt. Erst sehr viel später - am 15. Juni 2010 bat der britische Premier David Cameron im Namen der Regierung um Verzeihung für die Taten der Soldaten. Möglicherweise hat auch der Film von Paul Greengrass diesen Schritt möglich werden lassen.
Die britische Armee behauptete damals, dass im Katholikenviertel Bogside aus den Reihen der Demonstranten das Feuer eröffnet wurde - danach habe man zurückgeschossen. Diese Erklärung kennen wir Deutschen natürlich, denn auch wir haben beim Beginn des 2. Weltkriegs lediglich um 5 Uhr 45 zurückgeschossen.
Komisch nur, dass keiner der bewaffneten britischen Soldaten eine Verletzung aufweisen konnte und mindestens fünf der angeschossenen Demonstrationen von hinten getroffen wurden. Sie wurden also "auf der Flucht erschossen" - es ist bis heute unklar, welche militärische Rolle den rund 30 beteiligten Fallschirmjägern zukommt, die für die polizeiliche Absicherung kein Knowhow hatten. Nach dem Befehl das Feuer einzustellen, gaben die Soldaten immer noch 100 Schüsse ab.
Was in dem Film nur kurz am Ende angedeutet wird: Gewalt erzeugt Gewalt. Die IRA verübte am 22. Februar 1972 einen Bombenanschlag auf das Hauptquartier der Parachute Brigade in einer Garnison. Dort wurden allerdings auch Zivilisten Opfer des Anschlags.
"Bloody Sunday" wirkt durch die Handkamera wie ein Dokument. Das war sicherlich auch die Absicht des Regisseurs, der ganz nah am Geschehen bleibt und in die Gesichter der Menschen schaut - ihre Wut, ihr Ärger, ihre Ängste sind das Thema und dies steht im Mittelpunkt des Geschehens. Hauptfigur des Geschehens ist der Abgeordnete Ivan Cooper - gespielt von James Nesbitt - der die ganze Zeit versucht die Katastrophe abzuwenden, dem es allerdings nicht gelingen sollte. Am Ende muss er die Hinterbliebenen trösten...


Paul Greengrass blieb auch später in einigen seiner Filme dem dokumentarischen Stil treu - er drehte mit "Flug 93" einen Film über den United Airlines Flug, Nummer 93 am 11. September. Sein 2018 entstandener Netflix Film "22. Juli" befasst sich mit den Anschlägen des Anders Behring Breivik. "Bloody Sunday" gewann bei der Berlinale 2002 gemeinsam mit dem japanischen zeichentrickfilm "Chihiros Reise ins Zauberland" den Golden Bären.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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