Freitag, 5. Juni 2020

1917

























Regie: Sam Mendes

Durch die feindlichen Linien...

Insgesamt 10 Oscarnomierungen gab es bei der Verleihung 2020 (bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch, beste Kamera, bester Ton, bester Tonschnitt, bestes Szenenbild, bestes Makeup, beste Filmmusik und beste visuelle Effekte). Davon konnte drei in Siege umgewandelt werden. Wenig überraschend war der Sieg von Roger Deakins als bester Kameramann, obwohl in dieser Kategorie die Konkurrenten Robert Richardson, Jarin Blaschke, Lawrence Sher und Rodrigo Prieto auch hervorragende Leistungen bewiesen. Aber Deakins Kamerafahrten durch die Schützengräben Frankreichs war einfach umwerfend und nicht zu schlagen. Es ist nach "Blade Runner 2049" der zweite Oscar für den Briten, der zu den Kameramännern mit den bislang meisten Nominierungen gehört. Ein weiterer Oscar ging an die besten visuellen Effekte und für den besten Ton.
Für Regisseur Sam Mendes ist "1917", die Geschichte zweier Soldaten der Britischen Armee, die 1917 als Meldegänger an der Westfront einen dringenden Befehl in die vorderste Linie bringen sollen, ein großer Erfolg geworden. Der Antikriegsfilm spielte insgesamt 369 Millionen Dollar ein und ist nicht der erste Film über ein Kriegsereignis des Regisseurs. Bereits 2005 drehte er mit "Jarhead" ebenfalls einen Klassiker des Genres. Einen Oscar bekam Mendes im Jahr 2000 für "American Beauty" und die zwei letzten Bondfilme "Skyfall" und "Spectre" gehen auch auf das Konto des 1965 in England geborenen Filmemacher. Mit Kameramann Deakins und Regisseur Mendes lässt sich der europäische Einschlag des britsch-amerikanischen Coproduktion nicht verleugnen.
Die Macher setzten bewusst auf eine One-Cut-Optik, also ähnlich wie Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" - der Zuschauer hat das Gefühl, dass sich die Handlung wie in Echtzeit abspielt, auch wenn dies ein Trugschluß ist. Möglich macht dies ein effektiver Schnitt.
Die Geschichte geht teilweise auf einen Bericht von Mendes Großvater väterlicherseits zurück, die er seiner Familie erzählte.
Es ist der 6. April 1917 - die Luftaufklärung hat herausgefunden, dass der Rückzug der Deutschen nur vorgetäuscht wurde. In Wirklichkeit haben sie sich aus diesem Gebiet an der Westfront nur deshalb zurückgezogen, weil sie ihre ganze Präsenz auf die neue Hindenburg Linie verlagert haben. Bereit die britischen Verbände in eine katastrophale Falle zu locken. In den britischen Schützengräben werden zwei junge Soldaten ausgewählt eine Nachricht an Oberst MacKenzie (Benedict Cumberbatch) vom zweiten Bataillon der Devonshire persönlich zu übermitteln. Er soll gewarnt werden vor dem Hinterhalt und seinen geplanten Auftritt abbrechen, die das Leben seiner 1.600 Männer gefährden würde. Lance Corporal Tom Blake (Dean-Charles Chapman) wird aus zwei Gründen mit diesem Himmelfahrtskommando betraut: 1. Er kann gut Karten lesen und 2. Sein älterer Bruder (Richard Madden) gehört zu zweiten Bataillon. Blake wählt Lance Corporal William Schofield (George MacKay) als Begleiter aus....





Durch die hervorragende Machart des Films erweist sich "1917" sofort als Meisterwerk seiner Filmgattung und der Zuschauer fiebert von Anfang an mit den beiden Soldaten mit. Mendes hat eine kluge Entscheidung getroffen die beiden Hauptrollen mit zwei unverbrauchten Darstellern zu besetzen, die ihre Sache sehr gut machen. George MacKay und Dean-Charles Chapman sind Namen, die man sich merken wird. In kleineren Rollen sind auch Colin Firth und Mark Strong zu sehen.







 Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Duell - Enemy of the Gates

























Regie: Jean Jacques Annaud

Scharfschützen in Stalingrad...

"Duell - Enemy of the Gates" wurde 2001 von Jean-Jacques Annaud inszeniert. Bei einem Budget von 68 Millionen Dollar gelang es dem Film immerhin 97 Millionen Dollar an der Kinokasse weltweit einzuspielen.
Es handelt sich dabei um eine Heldengeschichte oder besser wie ein ganz einfacher Soldat von der russischen Propaganda zu Helden hochstilisiert wurde. Zeit und Ort: Die Schlacht von Stalingrad zwischen den 13. September 1942 und dem 2. Februar 1943. Es sieht zuerst so aus als würden die deutsche 6. Armee unter dem Befehl von Generals Friedrich Paulus die Stadt bereits ganz eingenommen haben. Doch die Sowjets wollen ihre Stadt nicht den Eindringlingen überlassen und jedes Überlaufen zum Feind wird mit dem Tod bestraft. Trotz der harten Strafe gibt es immer wieder Männer, die sich den Deutschen ergeben. Einer der Sowjetsoldaten ist der junge Schäfer Wassili Saizew (Jude Law), der mit vielen anderen Kameraden in kleinen Booten über die Wolga gebracht wird. In Stalingrad gerät er sofort unter Beschuß des Feindes, doch der junge Soldat ist ein guter Schütze, wie der Politkommissar Danilow (Joseph Fiennes) mit eigenen Augen sieht. Wassili gelingt es einige der Feinde in kurzer Zeit zu erschießen. Für Danilow ist er somit ein Held und Helden braucht das Land. So baut er Wassili zum Scharfschützen auf und macht ihn in seinen Propaganda-Geschichten zum Kriegshelden, dem möglichst viele junge Männer nachfolgen sollen. Auch Danilows Chef Nikita Chruschtschow (Bob Hokins) ist zufrieden.  Die deutsche Wehrmacht weniger. Auch sie haben von den Heldentaten des Soldaten gehört und schicken mit Major König (Ed Harris) nach Stalingrad - ein hochdekorierter Scharfschütze, der den Russen ausschalten soll. Der lernt inzwischen die hübsche Jüdin Tanja Tschernova (Rachel Weizs) kennen, in die er sich verliebt. Auch Danilow empfindet viel für die hübsche junge Frau. Der kleine Sasha Filipppov (Gabriel Marshall-Thompson), der den Helden Saizew sehr verehrt, wird mit in das tödliche Spiel der beiden Schützen hineingezogen, da Danilow den Jungen überredet bei Major König als Überläufer aufzutreten, um so für Saizew herauszufinden, wo der deutsche Scharfschütze zu finden ist. Am Ende stehen sich die beiden Männer gegenüber....




"Duell - Enemy of the Gates" ist klasse fotografiert von Kameramann Robert Fraisse, der auch mit seinen Leistungen in anderen Filmen wie "Hotel Ruanda", "Luther", "The Lover", "Vatel", "Ronin" oder "lady Chatterleys Lover" überzeugte. In weiteren Nebenrollen sind auch Matthias Habich, Eva Mattes und Ron Perlman zu sehen. Die Jagd zwischen den beiden Männern hat spannende Momente und Ed Harris liefert als Major König eine oscarreife Vorstellung in einer Nebenrolle, die man so schnell nicht vergisst.




 
Bewertung: 8 von 10 Punkten. 
 

Missing - Vermißt

























Regie: Konstantin Gosta Gavras

Was in Chile geschah...

Der griechische Filmemacher Konstantin Costa-Gavras wurde Ende der 60er Jahre durch seinen politisch engagierten Film "Z" schlagartig einem internationalen Publikum bekannt - der Politthriller gewann 1969 den Oscar als bester ausländischer Film. Es folgten weitere Genreklassiker wie "Der unsichtbare Aufstand" und "Sondertribunal". Auch "Missing" (deutscher Titel: Vermisst) aus dem Jahr 1982 hat ein brisantes Thema: das Verschwinden des Journalisten Charles Horman vor dem Hintergrund des Militärputsches 1973 in Chile und die Rolle, die die USA in diesem Umsturz spielte.
Am 11. September 1973 putschte as Militär im Land. Der drei Jahre zuvor demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende suizidierte sich, nachdem die Luftwaffe begonnen hat den Präsidentenpalast zu bombadieren. Eine Junta unter der Führung von Augusto Pinochet regierte danach bis 1990 das Land.
Während dieses gefährlichen Umsturzes lebt der idealistische Autor und Journalist Charles Horman (John Shea) mit seiner Frau Beth (Sissy Spacek) in Santiago, der Hauptstadt des Landes. Er ist Anhänger der Anti Establishment Bewegung und stiller Beobachter der Vorgänge, die seine Wahlheimat erschüttern. Das Militär schießt öfters wahllos auf Passanten - es herrscht am Abend strikt Ausgangssperre und auch die Lage für die Ausländer im Land wird immer gefährlicher. Dennoch enschließt sich das Paar im Land zu bleiben. Charles notiert seine Beobachtungen in ein kleines Notizbuch. Mit seiner Bekannten Terry Saymon (Melanie Mayron) fährt er in die Stadt Vian del Mar, die beiden kommen zurück mit der erschreckenden Erkenntniss, dass das Militär Massentötungen verübt hat. Ein sehr brisantes Wissen. Durch die nächtlichen Ausgangssperren kommt es zur Trennung des Ehepaares. Am anderen Tag ist ihr Mann plötzlich verschwunden und die Wohnung wurde von Soldaten verwüstet. Von Nachbarn erfärht Beth, dass Soldaten ihren Mann verhaftet haben und ins Stadion gefahren wurde. Ein Ort, wo viele Verhaftete hingebracht wurden. Trotz enormer Bemühungen taucht Charles nicht wieder auf und gilt nun als vermisst. Sein Vater - Ed Horman (Jack Lemmon), ein erfolgreicher Geschäftsmann von der Upper East Side in New York reist sofort nach Chile, um seinen Sohn zu suchen. Zuerst herrscht zwischen ihm und seiner Schwiegertochter eine gewisse Distanz, denn Ed gibt Beth und ihren politischen Einstellungen eine gewisse Mitschuld. Doch während der Suche nach Charles lösen sich diese Gräben auf. Am Ende steht fest, dass Charles vom Militär ermordet wurde...




Die Ermordung des Journalisten Hormans, die Aufklärung und die strafrechtliche Behandlung dauert bis heute an. Die USA kommen bei Costa Gavras nicht gut weg, denn es wird klar, dass politisch rechtsgerichtete Regimes von der Weltmacht unterstützt wurden. Die links stehende Opposistion wurde mit Gewalt unterdrückt und zahlreiche Menschen verschwanden einfach von der Bildfläche. Gefangengenommen, gefoltert und dann ermordet und irgendwo verscharrt - allein in Chile wurden 30.000 Menschen vermisst und nie wieder gefunden.
Die Stärke von "Missing" liegt dabei eindeutig bei den Schauspielerleistung der beiden Hauptdarsteller Jack Lemmon und Sissy Spacek, die beide für ihre Leistung völlig zu Recht für den Oscar nominiert wurden. Die beste Szene hat Sissy Spacek, wie sie in der Nacht bei Ausgangssperre durch die Straßen von Santiago irrt - immer mit der Gefahr konfrontiert von den Soldaten erschossen zu werden. Costa Gavras erhielt gemeinsam mt Co-Autor Donald Stewart den Drehbuchoscar. Ausserdem wurde "Missing" für den besten Film des Jahres nominiert, musste sich aber am Ende von "Gandhi" geschlagen geben.



Bewertung: 8 von 10 Punkten

Superman

























Regie: Richard Donner

Der Held von Metropolis...

Die "Superman" Verfilmung aus dem Jahr 1978 sorgte zu seiner Zeit für Rekorde an der Kinokasse. Nach dem ersten Startwochenende schien es sogar möglich zu sein, dass die Comic-Verfilmung von Richard Donner (Lethal Weapon, Das Omen, Der Tag des Falken, Die Goonies) das Einspielergebnis von "Star Wars" sogar toppen könnte. Am Ende kamen 300 Millionen Dollar weltweit als Umsatz zusammen, die reichte im Filmjahr 1978 immerhin auf Rang 2 - Sieger wurde aber das Musical Comeback durch Randal Kleisners "Grease" mit John Travolta und Olivia Newton John.
Mit "Superman" wurde auch Christopher Reeve zum bekannten und beliebten Kinostar, dessen Leben aber im Jahr 1995 eine dramatische und traurige Wendung nahm, als er durch einen Reitunfall querschnittsgelähmt wurde. Er trat danach zwar vereinzelt weiter als Schauspieler auf, doch am 10. Oktober 2004 verstarb Reeve im Alter von 52 Jahren, nachdem er einen Tag zuvor bereits einen Herzstillstand hatte und ins Koma fiel. Ursache war eine Infektion, die sich in einer wundgelegenen Stelle am Körper bildete.
Reeve ist bis heute der populärste Superman-Darsteller. Der Film selbst bekam immerhin 3 Oscarnominierungen (Schnitt, Ton und Score), die aber nicht siegreich waren. Aber die Academy vergab für die visuellen Effekte einen Special Achievement Oscar. Tatsächlich sind einige dieser visuellen und optischen Einfälle umwerfend gut gelungen - angefangen von der Szene, in der der kleine Clark den PickupTruck seiner zukünftigen Pflegeeltern in die Luft hebt und weitergeführt bei der herrlichen Szene, in der Teenager Clark Kent ein Wettrennen mit dem Zug aufnimmt.
Klasse Bilder - aber wen wundert das, wenn Kameramann Geoffrey Unsworth für diesen Film engagiert wurde. Auch der Soundtrack von John Williams hat den nötigen Blochbuster Soundbombast zu bieten.
Die erste Szene spielt aber weit, weit entfernt in einer ganz anderen Galaxis. Auf den Planeten Kryton werden die Verbrecher General Zod, Ursa und Non in die sogenannte Phantomzone verbannt. Das geschieht in dieser uns fremden Welt mit Gesetzesbrechern. Der beliebte Jor-El (Marlon Brando) gehört zum Regierungsrat an, der diese Rebellen verurteilte. Doch Jor-El läuft ebenfalls Gefahr in diese Phantomzone verbannt zu werden, denn er behauptet nach wie vor, dass Krypton bald durch eine gefährliche Planetenkonstellation zerstört werden könnte. Die anderen Wissenschaftler sind nicht seiner Meinung und verbieten ihm diese düsteren Prognosen weiter zu verbreiten. Er muss dem Rat versprechen, dass weder er noch seine Frau den Planeten nicht mit einem Raumschiff verlassen werden. Dieses Versprechen halten die beiden, doch sie haben sich entschieden, dass ihr neugeborener Junge die Katastrophe überleben soll. Das Baby wird in einem Raumschiff auf eine Reise ins All geschickt. Bestimmungsort ist ein Planet namens Erde. Dort soll Clark leben und mit seinen immensen Kräften den Menschen helfen. Nach dreijähriger Raumfahrt landet das Raumschiff in Kansas und der Junge wird von den Farmern Jonathan und Martha Kent (Glenn Ford und Phillis Thaxter) entdeckt, aufgenommen und großgezogen. Als der Junge (Jeff East spielt den jungen Superman) volljährig wird, verlässt er sein Elternhaus und folgt seiner wahren Bestimmung in die Riesenstadt Metropolis. Dort lebt er getarnt als schüchterner Reporter Clark Kent (Christopher Lee) und verguckt sich in seine Kollegin Lois Lane (Margot Kidder). Seine Kräfte und seine Fähigkeit zu fliegen helfen ihm dabei die Verbrechensrate in der Stadt zu senken - aber er darf ja nicht erkannt werden. Bald hat es auch der Supergangster Lex Luthor (Gene Hackman) und dessen beide Kumpane Otis (Ned Beatty) und Miss Teschmacher (Valerie Perrine) auf ihn abgesehen...






Höhpunkt des Films bilden wieder zahlreiche Special Effects, die an die große Zeit der Katastrophenfilme erinnern sollen. Der Schwerverbrecher Lex Luthor plant ein künstliches Erdbeben in der St. Andreas Spalte herbeizuführen mit dem Ziel, dass der große Teil Kaliforniens im Meer versinken soll. Doch dieses perversen Ansinnen soll natürlich der Superman des Films verhindern.
Das Duell zwischen dem Helden und dem Schurken wird von den Machern nicht ganz ernst genommen. Denn die Schurkencombo agiert überaus albern und ich bin mir nicht sicher, ob Gene Hackman die richtige Besetzung für Supermans Kontrahenten war. Hackman hat natürlich die Gelegenheit zum lustvollen Overacting, aber so richtig ernsthafter Schlagabtausch kommt nicht zustande. In Nebenrollen sind Maria Schell, Susannah York, Terence Stamp, Jackie Cooper, Larry Hagman und Harry Andrews zu sehen.




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.