Regie: Harry Hook
Das Böse breitet sich aus...
"Herr der Fliegen" - damit ist der Teufel gemeint
und so heißt auch der Roman von William Golding, der 1983 mit dem
Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Der Roman erschien 1954
und wurde 1963 erstmalig von Peter Brook in atmosphärischen schwarz-weiß
Bildern verfilmt. 1990 realisierte Harry Hook ein Remake der düsteren
Robinsonade - diesmal in betörenden Farbbildern.Die Geschichte erzählt von dem Schicksal einiger Jungen, die nach
einem Flugzeugabsturz unfreiwillig auf einer unbewohnten Insel landet.
Diese Gruppe von sechs bis Zwölfjährigen Jungs, sind schlagartig vom
Einfluss durch die Erwachsenen abgeschnitten. Lediglich einer der
Piloten hat schwerverletzt überlebt. Obwohl die Kinder von Kultur und
Zivilisation geprägt sind, werden sie sich im Laufe der Geschichte mehr
und mehr gewaltbereit verhalten. Durch die Tatsache, dass die Figuren
alle Kinder sin und somit symbolhaft für Unschuld und Reinheit stehen,
ist die Dynamik auf der Insel umso verstörender und irritierender auf
den Betrachter. Es regiert irgendwann das Recht des Stärkeren, der
animalische Charakter ist dominant und Skrupel werden im Dschungel bald
verloren gehen. Die Parabel von Goulding gibt dem Geschehen zusätzlich religiöse,
psychologische sowie soziologischen Aspekte, der Autor verliert dabei
seine anthropologische Fragestellungen nie aus dem Auge. Dies löste der
erste Film perfekt, Harry Hooks Remake dagegen begreift sich eher als
fesselnde Abenteuergeschichte, er ist weniger symbolgeladen als das
Original. Dafür sind die Bilder der Südseeinsel sehr gut getroffen,
Kameramann war der Schweizer Martin Fuhrer und die jungen
Hauptdarsteller Balthazar Getty und Danuel Pipoly wurden für den Young
Artist Award nominiert. Bevor sich ungezügelte Aggression auf der Insel ausbreitet, sind die
Gestrandeten 24 Jungs einer amerikanischen Militärschule auf der
Dschungelinsel im Pazifischen Ozean recht gesittet und setzen zuerst mal
aufs Kollektiv. Pilot Captain Benson (Michael Greene) ist der einzige
Erwachsene, der das Flugzeugunglück überlebt hat, doch er ist so schwer
verletzt, dass man mit dem Schlimmsten zu rechnen hat und ausserdem ist
der Mann im Delir. Der umsichtige und besonnene Ralph (Balthazar Getty)
wird von allen zum Anführer gewählt. Auch der etwas aggressivere Jack
(Chris Furrh) hat Ambitionen Anführer zu werden, aber er muss sich
erstmal geschlagen geben. Der etwas übergewichtige Kadett, den alle
"Piggy" nennen (Danuel Pipoly) findet am Strand eine Muschel, die einen
starken Laut von sich gibt. Diese Muschel wird von nun an den Jungen als Instrument
fungieren. Wenn einer der Jungen etwas sagen möchte, was alle hören
sollen, dann mit der Ankündigung durch diese Muschel. Sie machen ein Feuer
mit Piggys Brille, um alle vorbeifahrenden Schiffe zu alarmieren. Für
eine Weile läuft alles glatt, aber schon bald wachsen die Spannungen
zwischen Ralph und Jack. Eines Nachts, während sie schlafen, wandert der
wahnhafte Captain Benson von den Jungs weg und in den Dschungel, um
schließlich zu einer Höhle tief im Landesinneren zu gelangen. Jack
bringt alle seine Jäger mit, um im Dschungel zu jagen, und lässt
niemanden, der das Feuer beobachtet. Das Feuer erlischt und verhindert,
dass ein vorbeifliegender Hubschrauber sie bemerkt....
Damit eskaliert der
Konflikt um die Macht immer mehr. Im Laufe der Geschichte wird es zwei
Opfer geben. Der kleine Simon (James Badge Dale) und am Ende wird Piggy
mit einem Stein attackiert. Danach rennt Ralph um sein Leben. Am Ende
sinkt er vor einem Soldaten zusammen, der am Ufer mit seinen Kameraden
steht und das Kriegsspiel, dass hier abläuft, kopfschüttelnd mit
ansieht. Insgesamt ein spannendes Abenteuer, doch die beklemmende
Intensität des 1963er Films fehlt hier leider. Bewertung: 7 von 10 Punkten.