Samstag, 14. März 2015

A most wanted man




















Regie: Anton Corbijn

Marionetten...

"A most wanted Man" von Anton Corbijn ist ein spannender und hochintelligenter Spionagethriller mit perfektem zeitgemäßen Bezug. Da der Film der Charakterzeichnung den Vorzug vor der "Action" gibt, steht in der Machart den großen Klassikern dieses Genres sehr nahe. Vor allem die großartige Darstellerleistung des leider viel zu früh verstorbenen Philip Seymour Hoffman ruft echte Begeisterung hervor. Nie war er besser als dieser manchmal nicht durchschaubare, aber dennoch aufrechte, gebrochene deutsche Nachrichtendienstler Günther Bachmann. Lediglich im grandiosen Sidney Lumet Alterswerk "Before the Devil knows you´re dead" konnte er mich ähnlich überzeugen. Er hätte für diesen Film auch eine Oscarnominierung als bester Darsteller verdient. Im Genre des Spionage- und Verschwörungsthrillers gabs in den letzten Jahren wenig ebenbürtige Filme, daher befindet sich "A most wanted Man" auf Augenhöhe mit Tomas Alfredssons "Dame, König, As, Spion" oder gar Polanskis "Ghostwriter".  Darüberhinaus ist dem Regisseur auch ein extrem interessanter "Hamburg" Film gelungen, denn die Handlung spielt basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Le Carre in der Hansestadt: Von St. Pauli bis zur City Nord zeigt Corbijn eine Stadt, die unverkennbar Hamburg ist - und doch nichts mit üblichen Postkartenansichten gemein hat. Hier, zwischen trotzigen Waschbetonburgen und alten Patrizierwohnungen, protzigen Hafenfrontneubauten und verwinkelten Kiezhöhlen spielt sich im Verborgenen eine Story von Liebe, Verrat, Macht und dem modernen Anti-Terror-Krieg statt. Hamburg ist das Tor zur Welt und Große Freiheit. Dorthin verschlägt es den muslimischen Tschetschenen Issa Karpov (Grigori Eduardowitsch Dobrygin) nach der Flucht aus russischen und türkischen Gefängnissen. Er ist ein illegal Einreisender und ist auf der Suche nach dem Bankier Tommy Brue (Willem Dafoe).  Es  braucht aber nur die Aufnahme von einer der vielen öffentlichen Überwachungskameras, und der Mann taucht im Fahndungsraster der deutschen Sicherheitsbehörden auf. Somit steht er sofort im Visier der geheimen Antiterror-Einheit unter der Leitung von Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman), der noch an einem weiteren Fall arbeitet. Der muslimische Gelehrte Faisal Abdullah (Homayoun Ershadi) könnte hinter seiner wohltätigen Fassade auch ein Finanzier des Terrors sein. Bachmann hat viele Kontakte und Informanten (u.a. Medhi Debhi), die für ihn heimlich arbeiten. Zu Bachmanns Gruppe gehören auch Erna (Nina Hoss) und Max (Daniel Brühl). Issa selbst ist ein undurchsichtiger Mann, der sich jederzeit von der potentiellen zur akuten Bedrohung wandeln kann. Deshalb schalten sich auch die Amis in der Person der CIA-Residentin Martha Sullivan (Robin Wright) ein, auch Dieter Mohr (Rainer Bock) vom Verfassungsschutz übt Druck aus, da Berlin die Festnahme schnell und zügig über die Bühne bringen will. Doch Bachmann kann überzeugen, dass man mit einer unauffälligen Beobachtung des undurchsichtigen Issa vielleicht an größere Drahzieher des Terrors herankommen könnte. Er bekommt 72 Stunden Zeit. Inzwischen hat Issa Unterstützung durch die hübsche Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams) gefunden, die sich der Flüchtlingshilfe engagiert. Sie soll ein Treffen zwischen Issa und dem Banker möglich machen. Inmitten des langsam einsetzenden konkurrierenden Machtpoker der Geheimdienste  versucht Bachmann eine sehr riskante Mission...


am Ende bestätigt sich das Mißtrauen, dass man gegen diesen willkürlich agierenden Überwachungsapparten hegt. Sie arbeiten nicht miteinander, sondern verfolgen egoistisch eigene Ziele und Interessen. Obwohl der Strippenzieher Bachmann versucht im chronisch falschen Spiel das Richtige zu tun und sich eine gewisse Menschlichkeit bewahrt hat, wird auch er zum Spielball seiner Konkurrenten.  Denn die Amis und auch die deutsche Regierung in Berlin haben eigene Interessen. Überhaupt liefert die Hansemetropole die stimmigen und atmosphärischen Bilder, die die Geschichte braucht. Wie bereits in Corbijns 2010 entstandenen "The American" schrieb wieder Herbert Grönemeyer die Filmmusik für "A most wanted man". Er tritt sogar in einer Nebenrolle auf.



Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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