Samstag, 14. März 2015

Riot Club

























Regie: Lone Scherfig

Uns gehört die Zukunft...

Die dänische Filmemacherin Lone Scherfig ist die Großnichte des bekannten Autors Hans Scherfig. Sie studierte Filmwissenschaft an der Universität von Kopenhagen sowie Regie an der Dänischen Filmhochschule. Seitdem arbeitete sie als Autorin und Regisseurin für den Film, die Bühne sowie Radio und Fernsehen. Bereits mit ihrem ersten Spielfim "Die Geburtstagsreise" wurde man auf sie auch international aufmerksam..
Es folgte "Mama klaut" und mit der romantischen Komödie "Italienisch für Anfänger" gelang ihr endgültig der Durchbruch. Der Film, gedreht nach den Dogma Regeln von 1995 wurde zum Kinohit und erhielt sogar den Silbernen Bären der Filmfestspiele vonBerlin.
Seitdem muß man ihr ein starkes Interesse für Filme bescheinigen, die in England spielen. Die 2002 entstandene Tragikomödie "Wilbur wants to kill himself" handelte von einem egozentrischen Einzelgänger in Glasgow, Schottland. "An Education", ihr Durchbruch bei den Academy Awards, führte den Zuschauer ins London der Swinging 60s und erzählte von den Nöten der 16jährigen Jenny, die von den Eltern angehalten wird in Oxford zu studieren, aber eine Liason mit dem Lebemann David beginnt. Zwei Jahre später inszenierte sie nach der gleichnamigen Vorlage des Bestseller-Autors David Nichols "Zwei an einem Tag" - eine romantische Liebesgeschichte zweier junger Menschen, die sich bei ihrer Examensfeier in Edinburgh kennenlernen.
Auch in "The Riot Club" bleibt Lone Scherfig in Großbritannien und führt uns zur kommenden Elite der Gesellschaft. Zumindest glauben dies die derzeit leider nur 8 Mitglieder des Riot Clubs. Ein Geheimclub einiger schnöseliger Oxford-Studenten und es ist sehr schwer in diese exklusive Studentenverbindung zu kommen, die bekannt für ihre harsche Aufnahmeregeln ist. Ihre jungen Mitglieder sind Verwöhnt, reich, sexy und verdorben und wollen es auch sein. Ihre Maxime lautet, dass man sich mit dem Geld alles kaufen kann. Kommt zwar alles noch vom üppigen Geldbeutel der vermögenden Eltern, aber bald wird man selbst zu den Topverdienern gehören und damit auch die Dekadenz dieser Oberschicht noch stärker ausleben können. Das Interesse des Riot Clubs fokusiert sich vor allem auf die beiden Neuankömmlinge und Oberschichtssprösslinge auf dem Campus: Der eher liberale Miles Richards (Max Irons) und der frustrierte Soziopath Alistair Ryle (Sam Clafin), die beide aufgrund der Zugehörigkeit zur britischen Upper Class und ihrer Herkunft aus steinreichen und adligen Familien perfekt in den Club passen würden, der sowieso historisch verbürgt 10 Mitglieder haben muss.
Nach dem wilden Aufnahmeritual, wo sie ein Getränk mit Maden, Zigarettenkippen und Spucke sowie ein mit Urin gefülltes Kondom austrinken müsssen, bevor der Riot Club (Freddie Fox, Olly Alexander, Douglas Booth, , Sam Reid, Ben Schnetzer, Matthew Beard, Jack Farthing, Josh O 'Connor) das Studentenzimmer verwüstet, geht der Wahnsinn auch schon in die nächste Runde: Das alljährliche ausschweifende Dinner steht an. Da sie in der Stadt überall schon Hausverbot haben, wird ausserhalb von Oxford ein separater Raum eines Pubs angemietet. Mit ihren altertümlichen Uniformen - dunkelblauer Frack mit Satinrevers, Weste, Messingknöpfe, Fliege - wirken sie zwar auf den ersten Eindruck harmlos bis albern. Aber durch den exzessiven Alkoholkonsum während des dekadenten Essens wird die Stimmung merklich aufgeladen und als die Prostituierte Charlie (Natalie Dormer) die 10 Herren nicht unter dem Tisch oral bedienen will, kippt die Atmosphäre noch mehr. Hinzu kommt die Eifersucht von Alistair auf den beliebteren Miles. Mittels Handy schreibt er Miles Freundin Lauren (Holiday Grainger) eine SMS sie solle doch noch vorbeikommen. Als sie auftaucht eskaliert die Situation. Frust und Aggression wird dann am Besitzer und Wirt des Pubs (Tony Way) ausgelassen...


 
 "Riot Club" ist ein ziemlich spannender Ausflug ins Reich junger Soziopathen, die den Klassenkampf wieder aufleben lassen.
Bis heute sagt man ihnen nach, dass sie das politische Leben Englands bestimmen:  Diese Mitglieder von Dining Clubs. Sie kommen aus reichem Hause und werden Karriere machen. Dazwischen feiern sie Orgien und üben Gewalt aus. Sie sind sozusagen die Elite der Hooligans. Die Söhne aus gutem Haus, die jetzt schon gesicherte Topkarrieren im Bankenwesen, in den rennomiertesten Anwaltskanzleien sicher haben. Und einige davon in die Politik gehen werden. "Auf dem College können wir uns das letzte Mal unbeobachtet austoben" sagt einer aus dem Riot Club - die Verfilmung des Theaterstücks "Posh" von Lauren Wade bietet der dänischen Regisseurin die Gelegenheit den Geldadel als moralisch verkommen und als verschworene Gemeinschaft darzustellen. Aber immerhin bietet die Geschichte mit dem jungen Miles, der sich in ein Mädchen aus "niedrigerem Stand" verliebt, eine Identitfikationsfigur an. Vielleicht hätte der so schon gute und beeindruckende Film sogar noch besser funktioniert ohne diesen positiven Part.  Lone Scherfig hat perfekt inszeniert: Die Geschichte, die zwar ein bisschen braucht, um in Fahrt zu kommen - steigert sich immer mehr und besitzt irgendwann ein echte Sogwirkung. Manche Zuschauer kritisierten zwar, dass es zu wenige Zwischentöne und Nuancen gäbe, zu eindeutig wollen Scherfig und Wade ihre Botschaft von der verkommenen Oberschicht in die Köpfe der Zuschauer hämmern. Mag sein, aber so unglaublich die Geschichte auch anmutet: Es gibt diese Clubs wirklich und der real existierende Bullingdon Club, dem auch prominente Namen wie David Cameron oder Boris Johnson angehörten, ist immer mal wieder für ähnliche Eskapaden berüchtigt. Lob auch für die glaubwürdigen Jungschauspieler, allen voran Max Irons und Sam Clafin als Konkurrenten.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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