Samstag, 14. März 2015

Der Richter




Regie: David Dobkin

Richter/Anwalt...Vater/Sohn...

David Dobkins Gerichtsfilm "Der Richter" lebt vor allem durch die zwei bestens aufgelegten Hauptdarsteller Robert Downey jr, und Robert Duvall, die mit ihrem Vater-Sohn Konflikt die anfängliche Tendenz für einen Justizthriller in ein Familiendrama münden lassen. Dabei erhielt Altstar Robert Duvall sogar eine der begehrten Oscarnominierungen als Bester Nebendarsteller.  Er spielt im Film einen schon sehr betagten aber immer noch allmächtigen Richter einer Kleinstadt, der inzwischen von starken Gedächtnislücken geplagt wird. Sein Sohn ist der renommierte Staranwalt Hank Palmer (Robert Downey jr.), der das Provinzleben schon lange Jahre hinter sich gelassen hat und sich in der Großstadt erfolgreich einrichten konnte. Doch so sehr der berufliche Erfolg vorhanden ist - Palmer ist privat alles andere als glücklich. Seine Frau hat eine Affäre, man will sich trennen und streitet sich inzwischen schon um das Sorgerecht für die kleine Tochter. Seine Kollegen bei Gericht kennen seine Rafinesse und fürchten den mit allen Wassern gewaschenen Anwalt. Als seine Mutter stirbt, muss er zur Beerdigung zurück nach Carlinville, Illinois, obwohl seit Jahren kein Kontakt zu den Eltern und seinen beiden Brüdern Glen (Vincent D´Onofrio) und Dale (Jeremy Strong) vorhanden war. Den übermächtigen Vater (Robert Duvall) nennen alle drei Söhne noch ehrfurchsvoll "Richter" oder "Sir" - besonders Harry hat in der Jugend darunter sehr gelitten. Was für einen Kurzbesuch gedacht ist, muss aber verlängert werden. Denn am Abend nach der Beerdigung wird ein kürzlich freigelassener Straftäter überfahren. Sehr schnell ist klar, dass es sich bei dem Fahrzeug um das Auto des Richters handelt, der mit seinem Wagen noch zum Supermarkt fuhr. Aber er kann sich nicht daran erinnern einen Unfall gehabt zu haben. Trotzdem ist der Verdacht bald begründet, denn ein Motiv lässt sich erahnen. Der Richter selbst sieht keinen Grund zur Sorge, denn er vertraut auf das Gesetz und das Recht und niemand kann einen unschuldigen Mann verurteilen, daher wehrt er sich gegen die Einmischung seines Sohnes Hank und engagiert ein echtes Greenhorn von Anwalt (Dax Shepard) für seine Verteidigung. Doch es wird brenzlig. Staatsanwalt Dwight Dickham (Billy Bob Thornton) kann sogar eine Mordanklage durchdrücken und nun bleibt dem Vater nichts anderes übrig als sich vom Sohn helfen zu lassen. Dieser hat nebenbei noch ein Wiedersehen mit seiner ehemaligen Flamme Samantha (Vera Farmiga) und deren Tochter (Leighton Meester)...

Obwohl die Geschichte eigentlich gar nicht spannend und recht vorhersehbar daherkommt, schaffen es die Schauspieler, dass der Film nie langweilig wird. Robert Downey jr. darf seine Rolle des Iron Man Tony Stark beibehalten und vor allem am Anfang das arrogante A...loch raushängen. Die Figur bekommt aber im Laufe der Geschichte auch sensible Facetten, der gewiefte Yuppie trägt eine Maske, hinter der er sich versteckt. Er spielt genauso stark auf wie der inzwischen 84jährige Robert Duvall, der noch einmal sein ganzes schauspielerisches Können zeigt - wenngleich die Figuren sogar stellenweise etwas klischeebeladen sind. Trotz vieler Vorzüge war es vielleicht ein Nachteil einen potentiell sehr starken Gerichtsthriller zugunsten des Aufdeckens verborgener Familiengeheimnisse. Es schwankt zwischen berührend und rührselig. Die Kameraarbeit des Könners Janusz Kaminski (Schindlers Liste, Schmetterling und Taucherglocke) fügt sogar eine epische Note hinzu. Im Genre des Gerichtsfilms orientiert sich "Der Richter - Recht oder Ehre" nicht nur an den Klassikern der Gattung wie "Anatomie eines Mordes" - man fühlt sich vor allem erinnert an die kommerziellen Grisham-Verfilmungen aud der Kinoära Mitte der 90er wie "Die Firma", "Der Klient" oder "Die Jury". Einige Nebenstränge wären vielleicht gar nicht so notwendig gewesen, aber die lange Laufzeit von 141 Minuten suggeriert dem Zuschauer ja schon die Absage an Oberflächlichkeiten und die Hinwendung einer anspruchsvollen, ausufernden Geschichte mit vielen Erzähl- und Deutungsebenen. Was sich ja dann auch erfahrungsgemäß immer schon günstig auf die Oscar-Nominierungen auswirken konnte.


Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

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