Samstag, 26. September 2015

Wara no tate - Die Gejagten


























Regie: Takashi Miike

Die gierige und schmutzige Jagd auf Kiyomaru Kunihide...

Ich bin ein Fan der Filme von Takashi Miike, denn sie sind innovativ, eigenwillig und dynamisch. Dem fleissigen Japaner (er dreht in der gleichen Schnelligkeit seine Filme wie damals Rainer Werner Fassbinder) gelingt ein Spagat zwischen Autorenfilm und Blood and Crime.
Seine aufsehenerregendsten Erfogle feierte er im Jahr 2000 mit dem Körperhorrorfilm "Audition" und den beiden bluttriefenden Gangsterfilmen "Dead or Alive" und "Ichi, der Killer".
Nach dem Asia Horror Klassiker "The Call" wurde es etwas stiller um ihn, seine Filme fanden nicht mehr so schnell den Weg in die deutschen Kinos, was eigentlich schade ist, denn er drehte in den leztten Jahren knalligen Kultfilme wie "Sukiyaki Western Django", "Crows", "Crows Zero" - wechselte dann ins Fach des Samurai Films und brillierte auch dort mit den Remakes von "13 Assassins" oder "Hara Kiri".. Selbst der große Akira Kurosawa wäre bei diesen Epen begeistert gewesen. Mit "Ace Attorney" bereicherte er das Gerichtsfilmgenre mit einem extrem originellen und aussergewöhnlichen Beitrag.  Zuletzt drehte er eine japanische Version von "Tötet Mrs. Tingle" - wobei ihm da die Umkehr von Täter und Opfer gefiel. In "Lessons of Evil" ist der attraktive und beliebte Lieblingslehrer der Mörder, der alle Kids an der Highschool aus dem Weg räumen möchte.
Mit "Wara no tate" (Shield of Straw oder Die Gejagten) schaffte er es erstmalig wieder in die deutschen Lichtspielhäuser. Die Zuschauer werden mit einem extrem spannenden Reißer belohnt, der von Studiogigant Warner finanziert wurde und für den Genrefan fast 2 Stunden nervenaufreibende Jagd bietet. Doch neben reichlich Action und Suspence setzt ein Takashi Miike natürlich auch auf die perfekte Figurenzeichnung, auf den Dialog und vor allem liefert er die komplexe Studie über Moral, Rachegedanken und das Selbstverständnis eines Rechtstaates gleich mit in seinem neuen Spannungpaket.
Kiyomaru Kunihide (Tatsuya Fujiwara) ist ein Kinderschänder und Mörder, der nach seiner ersten Tat aus der Haft frei kommt. Kurz darauf wird die Nichte von Ninagawa Takaoki (Tsutomu Yamazaki), einem der reichsten und einflussreichsten Männer Japans, tot aufgefunden. Das 7jährige Mädchen wurde übel missbraucht und danach auf brutalste Weise bis zur Entstellung erschlagen. Der Täter ist Takaoki. Von Hass und Rachegelüsten getrieben kauft der alte Mann Anzeigen in sämtlichen großen Medien des Landes, in denen er zur Jagd nach dem Kinderschänder aufruft. Geld spielt für den totkranken alten Mann keine Rolle mehr, sein letztes Lebensziel ist es, dass irgendjemand - egal wer - die Bestie hinrichtet. 1 Milliarde Yen wartet auf den Vollstrecker. Es dauert nicht lange, da stellt sich ein blutüberströmter Kiyomaru der Polizei, er ist gerade nur knapp dem blutigen Mordversuch eines Freundes entkommen. Nun ist er vorerst in Sicherheit, im Gewahrsam der Polizei von Fukuoka. Doch er muss nach Tokio überführt werden, wo ihm der Prozess gemacht wird. Möglicherweise wird auch dort vor Gericht die Todesstrafe auf ihn warten, doch die ganze Nation - aufgestachelt durch den letzten Willen des Großvaters und der Möglichkeit schnell richtig reich zu werden - will für den Mörder die Hatz, die mit einer brutalen Exekution endet. Secret Police Leutnant Kazuki Mekari (Takao Osawa) und seine kompetente Kollegin Atsuko Shiraiwa (Nanako Matsushima) müssen gemeinsam mit den drei Kollegen aus Fukuoka, Takeshi Okumura (Goro Kishitani), Masaki Kamihashi (Kento Nagayama) und Kenji Sekiya (Masato Ibu) den Angeklagten lebend ins Polizei-Hauptquartier in die Hauptstadt bringen. Sie werden vor die extrem schwierige und lebensgefährlcihe Aufgabe gestellt den gehassten Mann vor einer Masse blutrünstiger Killer zu beschützen. Schnell wird den Fünf klar auf was für ein Himmelfahrtskommando sie sich da eingelassen haben, vor allem merken sie schnell, dass sich die gefährlichsten Gegner in den eigenen Reihen befinden...



Für mich ist es Takashi Miike mit "Wara no tate" gelungen einen seiner besten Filme überhaupt zu machen. Die Story ist knallhart und unberechenbar. Bereits am Anfang wird klar wie stark die Macht des Geldes ist. Noch dazu dann, wenn es darum geht einem Kindermörder die gerechte Strafe zuzuführen. Der Freund, bei dem der Flüchtige unterkam, zieht plötzlich das riesige Messer. Und noch bevor sich der Polizeikonvoy mit dem Mörder auf den Weg begibt, gibt es einen weiteren lebensgefährlichen Zwischenfall im Krankenhaus. Ein Attacke folgt der anderen, Kameramann Nobuyasu Kita hat der Story mit seinen Bildern einen eiskalten, grimmigen Touch verpasst. Die Kämpfe gestalten sich eindringlich, elementar und äusserst blutig. Permanent ist die Atmosphäre der Bedrohung da. Auch bei den fünf Bullen dieses gewagten Sondereinsatzes hat Miike ein paar Überraschungen parat, bald wird klar, dass einer der Fünf ein Maulwurf sein könnte und ein falsches Spiel treibt. Die Darsteller agieren auf hohem Niveau und alle fünf Polizisten, der Mörder und der alte Großvater...sie alle sind glaubwürdig und werden im Lauf der Jagd zu authentischen Persönlichkeiten. Eine brachiale Polizeistory, faszinierend und erschreckend zugleich. Miike ist auch bei diesem Hochglanzthriller kompromisslos...es wird Opfer geben und immer mehr stellt sich die Frage ob sich dieser Einsatz auf Leben und Tod wirklich lohnt. 


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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