Regie: Takashi Miike
Die gierige und schmutzige Jagd auf Kiyomaru Kunihide...
Ich bin ein Fan der Filme von Takashi Miike, denn sie sind
innovativ, eigenwillig und dynamisch. Dem fleissigen Japaner (er dreht
in der gleichen Schnelligkeit seine Filme wie damals Rainer Werner
Fassbinder) gelingt ein Spagat zwischen Autorenfilm und Blood and Crime.
Seine aufsehenerregendsten Erfogle feierte er im Jahr
2000 mit dem Körperhorrorfilm "Audition" und den beiden bluttriefenden
Gangsterfilmen "Dead or Alive" und "Ichi, der Killer".
Nach
dem Asia Horror Klassiker "The Call" wurde es etwas stiller um ihn,
seine Filme fanden nicht mehr so schnell den Weg in die deutschen Kinos,
was eigentlich schade ist, denn er drehte in den leztten Jahren
knalligen Kultfilme wie "Sukiyaki Western Django", "Crows", "Crows Zero"
- wechselte dann ins Fach des Samurai Films und brillierte auch dort
mit den Remakes von "13 Assassins" oder "Hara Kiri".. Selbst der große
Akira Kurosawa wäre bei diesen Epen begeistert gewesen. Mit "Ace
Attorney" bereicherte er das Gerichtsfilmgenre mit einem extrem
originellen und aussergewöhnlichen Beitrag. Zuletzt drehte er eine
japanische Version von "Tötet Mrs. Tingle" - wobei ihm da die Umkehr von
Täter und Opfer gefiel. In "Lessons of Evil" ist der attraktive und
beliebte Lieblingslehrer der Mörder, der alle Kids an der Highschool aus
dem Weg räumen möchte.
Mit "Wara no tate" (Shield of
Straw oder Die Gejagten) schaffte er es erstmalig wieder in die
deutschen Lichtspielhäuser. Die Zuschauer werden mit einem extrem
spannenden Reißer belohnt, der von Studiogigant Warner finanziert wurde
und für den Genrefan fast 2 Stunden nervenaufreibende Jagd bietet. Doch
neben reichlich Action und Suspence setzt ein Takashi Miike natürlich
auch auf die perfekte Figurenzeichnung, auf den Dialog und vor allem
liefert er die komplexe Studie über Moral, Rachegedanken und das
Selbstverständnis eines Rechtstaates gleich mit in seinem neuen
Spannungpaket.
Kiyomaru Kunihide (Tatsuya Fujiwara) ist ein
Kinderschänder und Mörder, der nach seiner ersten Tat aus der Haft frei
kommt. Kurz darauf wird die Nichte von Ninagawa Takaoki (Tsutomu
Yamazaki), einem der reichsten und einflussreichsten Männer Japans, tot
aufgefunden. Das 7jährige Mädchen wurde übel missbraucht und danach auf
brutalste Weise bis zur Entstellung erschlagen. Der Täter ist Takaoki.
Von Hass und Rachegelüsten getrieben kauft der alte Mann Anzeigen in
sämtlichen großen Medien des Landes, in denen er zur Jagd nach dem
Kinderschänder aufruft. Geld spielt für den totkranken alten Mann keine
Rolle mehr, sein letztes Lebensziel ist es, dass irgendjemand - egal wer
- die Bestie hinrichtet. 1 Milliarde Yen wartet auf den Vollstrecker.
Es dauert nicht lange, da stellt sich ein blutüberströmter Kiyomaru der
Polizei, er ist gerade nur knapp dem blutigen Mordversuch eines Freundes
entkommen. Nun ist er vorerst in Sicherheit, im Gewahrsam der Polizei
von Fukuoka. Doch er muss nach Tokio überführt werden, wo ihm der
Prozess gemacht wird. Möglicherweise wird auch dort vor Gericht die
Todesstrafe auf ihn warten, doch die ganze Nation - aufgestachelt durch
den letzten Willen des Großvaters und der Möglichkeit schnell richtig
reich zu werden - will für den Mörder die Hatz, die mit einer brutalen
Exekution endet. Secret Police Leutnant Kazuki Mekari (Takao Osawa) und
seine kompetente Kollegin Atsuko Shiraiwa (Nanako Matsushima) müssen
gemeinsam mit den drei Kollegen aus Fukuoka, Takeshi Okumura (Goro
Kishitani), Masaki Kamihashi (Kento Nagayama) und Kenji Sekiya (Masato
Ibu) den Angeklagten lebend ins Polizei-Hauptquartier in die Hauptstadt
bringen. Sie werden vor die extrem schwierige und lebensgefährlcihe
Aufgabe gestellt den gehassten Mann vor einer Masse blutrünstiger Killer
zu beschützen. Schnell wird den Fünf klar auf was für ein
Himmelfahrtskommando sie sich da eingelassen haben, vor allem merken sie
schnell, dass sich die gefährlichsten Gegner in den eigenen Reihen
befinden...
Für mich ist es Takashi Miike mit "Wara no
tate" gelungen einen seiner besten Filme überhaupt zu machen. Die Story
ist knallhart und unberechenbar. Bereits am Anfang wird klar wie stark
die Macht des Geldes ist. Noch dazu dann, wenn es darum geht einem
Kindermörder die gerechte Strafe zuzuführen. Der Freund, bei dem der
Flüchtige unterkam, zieht plötzlich das riesige Messer. Und noch bevor
sich der Polizeikonvoy mit dem Mörder auf den Weg begibt, gibt es einen
weiteren lebensgefährlichen Zwischenfall im Krankenhaus. Ein Attacke
folgt der anderen, Kameramann Nobuyasu Kita hat der Story mit seinen
Bildern einen eiskalten, grimmigen Touch verpasst. Die Kämpfe gestalten
sich eindringlich, elementar und äusserst blutig. Permanent ist die
Atmosphäre der Bedrohung da. Auch bei den fünf Bullen dieses gewagten
Sondereinsatzes hat Miike ein paar Überraschungen parat, bald wird klar,
dass einer der Fünf ein Maulwurf sein könnte und ein falsches Spiel
treibt. Die Darsteller agieren auf hohem Niveau und alle fünf
Polizisten, der Mörder und der alte Großvater...sie alle sind
glaubwürdig und werden im Lauf der Jagd zu authentischen
Persönlichkeiten. Eine brachiale Polizeistory, faszinierend und
erschreckend zugleich. Miike ist auch bei diesem Hochglanzthriller
kompromisslos...es wird Opfer geben und immer mehr stellt sich die Frage
ob sich dieser Einsatz auf Leben und Tod wirklich lohnt.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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