Regie: Sidney Lumet
Ein Wohnblock wird ausgeraubt....
Einer der ersten Filme, der die Verbreitung der elektronischen Überwachung zum Thema hatte, war Sidney Lumets 1971 gedrehter "Der Anderson Clan" (im Original heißt er Anderson Tapes, was die Thematik des Films eher unterstreicht). Verpackt wird der brisante und innovative Stoff in ein Heist-Movie und Sean Connery hatte einmal mehr die Chance, sich vom James Bond Image freizuschwimmen. Es war nicht die erste Zusammenarbeit zwischen Lumet und dem britischen Topstar - bereits in "Ein Haufen toller Hunde" war Connery Hauptdarsteller und es sollten mit "Sein Leben in meiner Gewalt", "Mord im Orient Express" und "Family Business" noch drei weitere folgen.
"Der Anderson Clan" war auch der erste Film mit dem späteren Oscargewinner Christopher Walken und Margaret Hamilton, die Darstellerin der böse Hexe des Westens aus "Wizard of Oz" hat in diesem spannenden Thriller einen denkwürdigen Auftritt als fiese alte Appartement-Bewohnerin.
Das Drehbuch wurde von Frank Pierson geschrieben, basierend auf einem Bestseller von Lawrence Sanders. Die passende Musik lieferte Quincy Jones.
Überall lauert die elektronische Überwachung - nicht sichtbar für die Personen, die zielgerichtet oder rein zufällig überwacht werden sollen. Sidney Lumet macht die allmächtige Kontrollgesellschaft in vielen Szenen präsent, er kommentiert diese aber nicht, sondern lässt sie zeitgleich wie ein Uhrwerk neben dem Coup einiger entlassener Häftlinge ablaufen.
10 Jahre lang saß der Einbrecher John "Duke" Anderson (Sean Connery) im Knast und wird nun entlassen. Mit ihm dürfen auch ein junger Typ (Christopher Walken), den sie "The Kid" nennen und ein alter Alkoholiker namens Pop (Stan Gottlieb) am selben Tag aus dem Gefängnis entlassen. Doch Anderson will gar nichts anbrennen lassen. Er besucht seine frühere Geliebte Ingrid (Dyan Cannon), die in einem erstklassigen Wohnblock (1 East 91st Street) in New York ein luxuriöses Appartment bewohnt...bezahlt wird dies von ihren neuen Geliebten. Als sie ihm die Tür öffnet, ist sofort die alte Leidenschaft wieder entflammt. Anderson will aber noch mehr. Er hat vor das ganze Gebäude in einem einzigen Schwung auszuräumen. In den vielen Appartements sind viele wertvolle Stücke wie Gemälde, Schmuck, Wertpapiere zu holen, auch eine Menge Bargeld müsste zu finden sein. Er heuert den befreundeten Innenausstatter Tommy Haskins (Martin Balsam) und als Fahrer eines Möbelwagens Everson (Garret Morris) an. Dieser Möbelwagen soll vollgepackt werden mit den Wertgegenständen, die ihm der Mafiaboss Pat Angelo (Alan King) abnehmen soll. Doch dieser macht beim Deal nur mit, wenn Anderson einen weiteren Mann in sein Team mit. Dieser Schurke ist "Socks" Parelli (Val Avery) - ein echter Psychopath. Anderson bekommt vom Mafiaboss den Auftrag am Ende des Coups den ungeliebten Socks aus dem Weg zu räumen, da der für den Clan lästig geworden ist. Alles scheint am Tag X gut zu laufen, nacheinander werden die Appartements und deren reiche Bewohner ausgeraubt, ohne das jemand etwas bemerkt. Doch ein kleiner querschnittsgelähmter Junge (Scott Jacoby), der Amateurfunker ist, sorgt für eine Wendung im reibungslosen Ablauf...
Lumet hat dieses Szenario minutiös und sehr spannend inszeniert. Und der Showdown - als alles schon so gut wie in trockenen Tüchern zu sein scheint - hat es in sich. Hier zeigt sich Lumets Könnerschaft für grandiose Szenen, etwa wenn Anderson die leergefegte Straße entdeckt, die einfach zu leer erscheint. Und tatsächlich - einen Häuserblock weiter ist alles von der Polizei für den großen Zugriff bereits abgeriegelt. Die Nebenschauplätze befinden sich in den diversen Überwachungsinstrumenten, die unsichtbar die Handlungen der Gangster sichtbar machen.
Durch die straffe Inszenierung mit einer sehr dichten Atmosphäre ist dieser Lumet Film eine Entdeckung wert. Er lief recht erfolgreich im Kino, geriet aber im Laufe der Jahre in Vergessenheit.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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