Regie: Greta Gerwig
Ein ganz normales Teenagerleben...
"Lady Bird" ist ein sehr stimmiger Coming of Age Beitrag, der es
bei der Oscarwahl 2018 auf fünf Nominierugen brachte. Die
Hauptdarstellerin Saoirse Ronan schaffte es damit zum dritten Mal für
einen Oscar nominiert zu werden. Als beste Nebendarstellerin ging sie
bereits 2008 mit "Abbitte" ins Rennen. Im letzten Jahr schaffte sie es
erneut mit "Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten" - diesmal in der
Kategoriei Hauptdarstellerin. Bisher ging die irischstämmige Aktrice
leer aus, aber man hat das Gefühl, dass sie ihre beste Zeit noch vor
sich haben könnte.
Genauso überzeugend ist auch Laurie Metcalf als Mutter von
Christine "Lady Bird" McPherson. Auch sie wurde mit einer Nominierung
belohnt. Ebenso erfolgreich lief es in den Kategorien "Bester Film",
beste Regie und bestes Originaldrehbuch - beide Male Greta Gerwig.
Die Filmemacherin hat ihren Independent Film auch selbst produziert.
Obwohl das Drehbuch zahlreiche Elemente ihrer eigenen Jugend
aufgreift, möchte Greta Gerwig ihren Film "Lady Bird" nicht als
autobiographisches Werk verstanden wissen.
Ein bisschen erinnert ihr etwas vor sich hinplätschender Film mit
lauter kleinen Episoden an "Edge of Seventeen" von Kelly Freemon Craig
aus dem Jahr 2016, der ebenfalls sehr viele gute Kritiken erhielt. Der
Unterschied beider Filme liegt vielleicht in der Wirkung - während
Craigs Film ausgelassener und lockerer wirkt, ist "Lady Bird" weitaus
melancholischer und setzt auch auf eine Menge poetischer Anteile im
Sinne von "Erwachsen werden ist nichts für Weicheier".
Saoirse Ronan haucht ihrer Figur eine Menge Seele ein, sie trägt
den Film. Unterstützt wird sie von einem famosen Ensemble. Die beiden
männlichen Jungstars Thimothee Chalamet und Lucas Hedges sind beide
schon für andere Rollen mit einer Oscar-Nominierung bedacht worden. Auch
Tracy Letts und Laurie Metcalf als Eltern überzeugen auf ganzer Linie.
Lois Smith als Schwester Sarah Joan, Beanie Feldstein und Odeya Rush als
Christines Freundin oder Stephen Henderson als Priester bleiben positiv
in Erinnerung.
Ein kleiner, aber feiner Film und der Zuschauer bekommt einen
Einblick in eine katholische Highschool in Sacramento. Dort legt man
Wert auf Disziplin, auf Fleiß und Ordnung. Nur für Christine, die
möchte, dass man sie "Lady Bird" nennt, hat genug von dieser etwas
beengten Welt. Sie würde gerne ihre Heimatstadt verlassen und an der
US-Ostküste studieren, dort soll alles moderner und gelassener ablaufen.
Sie liebt ihre Mutter, hat aber mit ihr ständige Konflikte. Denn Marion
McPherson (Laurie Metcalf) ist eine genauso starke Persönlichkeit wie
ihre aufmüpfige, manchmal etwas rebellsiche Tochter und hat
darüberhinaus einen harten Job im Krankenhaus.
Zur Familie gehört auch der etwas stillere Vater und Christines Adoptivbruder Miguel (Jordan Rodriguez).
In der Theatergruppe ihrer Schule lernt sie den etwas schüchternen
Danny O´Neill (Lucas Hedges) kennen und verliebt sich in ihn. Aber auch
der etwas wildere Kyle Scheible (Thimothee Chalamet), Gitarrist in einer
Indieband, könnte ihr gefallen. Ansonsten hängt sie meistens mit ihrer
Freundin Julie (Beanie Feldstein) rum und ist etwas eifersüchtig auf die
hübsche Jenny Walton (Odeya Rush), denn deren Eltern sind um einiges
vermögender als Christines Eltern...
"Lady Bird" ist ein interessanter Beitrag des Coming of Age
Bereichs, denn der Film bietet auch ein Stück weit realistisches Leben
mit echten Typen. Ein großer Vorteil dieser Geschichte im Mosaik-Style,
denn erst die vielen kleinen Epsioden fügen sich am Ende dann zum großen
Ganzen und dort kommt dann auch das Plädoyer für die Indiviualisten,
für die Aussenseiter voll zum Tragen. Auch besinnt sich die Hauptfigur
wieder auf ihre wirklichen Bedürfnisse, nachdem sie es vorher ein
bisschen ausprobiert hat wie es ist eine andere zu sein. So kehrt sie am
Ende zu ihrer besten Freundin zurück und erkennt auch in den Konflikten
mit ihrer Mutter die starke Bindung und Liebe, die sie mit ihr
verbindet. "Lady bird" bezeichnet im Englischen auch einen Marienkäfer,
was gut zur Geschichte passt. Denn wie dieser putzigen Insekten mit den
schwarzen Punkten auf dem roten Panzer hat Christine den Drang einfach
mal wegzufliegen. Natürlich ist der Marienkäfer auch immer wieder ein
echter Glücksbringer, wie man sagt - damit steht fest, dass die
Haupfigur sich selbst auch das beste für die Zukunft wünscht, wenn aus
dem Mädchen irgendwann die Frau wird. Ein kleiner, aber feiner Film.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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