Dienstag, 16. Oktober 2018

Lady Bird

























Regie:  Greta Gerwig

Ein ganz normales Teenagerleben...

"Lady Bird" ist ein sehr stimmiger Coming of Age Beitrag, der es bei der Oscarwahl 2018 auf fünf Nominierugen brachte. Die Hauptdarstellerin Saoirse Ronan schaffte es damit zum dritten Mal für einen Oscar nominiert zu werden. Als beste Nebendarstellerin ging sie bereits 2008 mit "Abbitte" ins Rennen. Im letzten Jahr schaffte sie es erneut mit "Brooklyn - Eine Liebe zwischen zwei Welten" - diesmal in der Kategoriei Hauptdarstellerin. Bisher ging die irischstämmige Aktrice leer aus, aber man hat das Gefühl, dass sie ihre beste Zeit noch vor sich haben könnte.
Genauso überzeugend ist auch Laurie Metcalf als Mutter von Christine "Lady Bird" McPherson. Auch sie wurde mit einer Nominierung belohnt. Ebenso erfolgreich lief es in den Kategorien "Bester Film", beste Regie und bestes Originaldrehbuch - beide Male Greta Gerwig.
Die Filmemacherin hat ihren Independent Film auch selbst produziert.
Obwohl das Drehbuch zahlreiche Elemente ihrer eigenen Jugend aufgreift, möchte Greta Gerwig ihren Film "Lady Bird" nicht als autobiographisches Werk verstanden wissen.
Ein bisschen erinnert ihr etwas vor sich hinplätschender Film mit lauter kleinen Episoden an "Edge of Seventeen" von Kelly Freemon Craig aus dem Jahr 2016, der ebenfalls sehr viele gute Kritiken erhielt. Der Unterschied beider Filme liegt vielleicht in der Wirkung - während Craigs Film ausgelassener und lockerer wirkt, ist "Lady Bird" weitaus melancholischer und setzt auch auf eine Menge poetischer Anteile im Sinne von "Erwachsen werden ist nichts für Weicheier".
Saoirse Ronan haucht ihrer Figur eine Menge Seele ein, sie trägt den Film. Unterstützt wird sie von einem famosen Ensemble. Die beiden männlichen Jungstars Thimothee Chalamet und Lucas Hedges sind beide schon für andere Rollen mit einer Oscar-Nominierung bedacht worden. Auch Tracy Letts und Laurie Metcalf als Eltern überzeugen auf ganzer Linie. Lois Smith als Schwester Sarah Joan, Beanie Feldstein und Odeya Rush als Christines Freundin oder Stephen Henderson als Priester bleiben positiv in Erinnerung.
Ein kleiner, aber feiner Film und der Zuschauer bekommt einen Einblick in eine katholische Highschool in Sacramento. Dort legt man Wert auf Disziplin, auf Fleiß und Ordnung. Nur für Christine, die möchte, dass man sie "Lady Bird" nennt, hat genug von dieser etwas beengten Welt. Sie würde gerne ihre Heimatstadt verlassen und an der US-Ostküste studieren, dort soll alles moderner und gelassener ablaufen. Sie liebt ihre Mutter, hat aber mit ihr ständige Konflikte. Denn Marion McPherson (Laurie Metcalf) ist eine genauso starke Persönlichkeit wie ihre aufmüpfige, manchmal etwas rebellsiche Tochter und hat darüberhinaus einen harten Job im Krankenhaus.
Zur Familie gehört auch der etwas stillere Vater und Christines Adoptivbruder Miguel (Jordan Rodriguez).
In der Theatergruppe ihrer Schule lernt sie den etwas schüchternen Danny O´Neill (Lucas Hedges) kennen und verliebt sich in ihn. Aber auch der etwas wildere Kyle Scheible (Thimothee Chalamet), Gitarrist in einer Indieband, könnte ihr gefallen. Ansonsten hängt sie meistens mit ihrer Freundin Julie (Beanie Feldstein) rum und ist etwas eifersüchtig auf die hübsche Jenny Walton (Odeya Rush), denn deren Eltern sind um einiges vermögender als Christines Eltern...



"Lady Bird" ist ein interessanter Beitrag des Coming of Age Bereichs, denn der Film bietet auch ein Stück weit realistisches Leben mit echten Typen. Ein großer Vorteil dieser Geschichte im Mosaik-Style, denn erst die vielen kleinen Epsioden fügen sich am Ende dann zum großen Ganzen und dort kommt dann auch das Plädoyer für die Indiviualisten, für die Aussenseiter voll zum Tragen. Auch besinnt sich die Hauptfigur wieder auf ihre wirklichen Bedürfnisse, nachdem sie es vorher ein bisschen ausprobiert hat wie es ist eine andere zu sein. So kehrt sie am Ende zu ihrer besten Freundin zurück und erkennt auch in den Konflikten mit ihrer Mutter die starke Bindung und Liebe, die sie mit ihr verbindet. "Lady bird" bezeichnet im Englischen auch einen Marienkäfer, was gut zur Geschichte passt. Denn wie dieser putzigen Insekten mit den schwarzen Punkten auf dem roten Panzer hat Christine den Drang einfach mal wegzufliegen. Natürlich ist der Marienkäfer auch immer wieder ein echter Glücksbringer, wie man sagt - damit steht fest, dass die Haupfigur sich selbst auch das beste für die Zukunft wünscht, wenn aus dem Mädchen irgendwann die Frau wird. Ein kleiner, aber feiner Film.


Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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