Sonntag, 7. Oktober 2018

Eine einfache Geschichte

























Regie: Claude Sautet

Ganz normale Lebenskrisen...

Claude Sautets "Eine einfache Geschichte" aus dem Jahr 1978 war neben "Die Blechtrommel" (Volker Schlöndorff, Deutschland), "Mama wird 100 Jahre alt" (Carlos Saura, Spanien), "Das Mädchen Wilko" (Andrej Wajda, Polen) und "Vergiss Venedig" (Franco Brusati, Italien) einer der fünf oscarnomierten fremdsprachigen Filme, die am 14. April 1980 ins Rennen gingen. Es wurde aber die Nacht des neuen deutschen Films und der französische Filmemacher Claude Sautet hatte das Nachsehen. Dennoch ist ihm mit "Eine einfache Geschichte" einmal mehr ein sehr atmosphärischer Gegenwartsfilm gelungen, der es versteht das Flair sowie die Menschen der französischen Hauptstadt (meist ist es die gehobene Mittelschicht, die er beschreibt) einzufangen.  Er deckt deren Bedürfnisse, die Beziehungen untereinander und wichtige soziale Verflechtungen in subtiler Art und Weise auf. Kein Wunder, dass Romy Schneider gerade diesen sensiblen Filmemacher als Lieblingsregisseur bezeichnete, denn wie kein Anderer verstand er es der Schauspielerin den Raum zu geben, indem sie ihre Sensibilität und Tiefe am besten entfalten konnte. Filme wie "Die Dinge des Lebens", "Das Mädchen und der kommissar" und "Cesar und Rosalie" beweisen dies eindrucksvoll. In "Eine einfache Geschichte" spielt Romy Schneider die Modezeichnerin Marie, die kurz vor dem 40. Geburtstag und auch vor einer sehr schwierigen Entscheidung steht. Die geschiedene Frau, die mit ihrem Sohn Martin (Yves Knapp) lebt, ist von ihrem Freund Serge (Claude Brasseur) schwanger. Anfangs freute sie sich auf das Kind, doch nun hat sie sich für die Trennung entschieden und sitzt vor der Frauenärztin wegen der ihr nicht leicht fallenden Abtreibung. Hier fängt Sautet zutiefst menschlich die ganzen Regungen und Facetten des Gesichts der Schauspielerin ein und der Zuschauer erlebt einen der stärksten Momente in diesem Film, der auch stark an seinen vier Jahre zuvor entstandenen "Vincent, Francois, Paul und die anderen" erinnert. Auch dort zeigt der Regisseur Menschen in der Midlife-Crises.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Marie sich plötzlich wieder ein Miteinander mit ihrem Ex-Mann Georges (Bruno Cremer) vorstellen könnte. Den trifft sie auch wieder öfters, der sitzengelassene Serge hingegen agiert eifersüchtig. Ihre Freundinnen Francoise (Vera Schroeder), Gabrielle (Arlette Bonard) oder Francine (Francine Berge) arbeiten im gleichen Betrieb. Besonders die etwas ältere Gabrielle leidet momentan, weil ihr Mann Jerome (Roger Pigaut) eine berufliche Krise durchmacht. Er soll aufgrund von Rationalisierungmaßnahmen entlassen werden. Ein tief einschneidenden Ereignis für den Mann, der sich zuerst gar nichts anmerken lässt. Marie versucht, dass der im Betrieb einflussreiche Exmann sich für Jerome einsetzt. Doch das ist schwieriger als erwartet. Bei einem Treffen der Freunde versucht sich Jerome das Leben zu nehmen...


Und schon ist man mittendrin in der Katastrophe, die den Alltag auf den Kopf stellt und natürlich in dieser Form unser tägliches Leben jäh aus der gewohnten Ruhe und Routine herausreißt. Denn das private Glück oder die liebgewonnene Gewohnheit gerät in Schwierigkeiten. Hervorragend trifft die Beschreibung um die Nöte der Frauen und Männer im mittleren Alter ins Schwarze. "Eine einfache Geschiche" erhielt mehrere Cesar-Nominierungen. Darunter auch Romy Schneider, die den Preis als beste Hauptdarstellerin am Ende auch gewinnen konnte.



Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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