Sonntag, 7. Oktober 2018

Der Hauptmann














Regie: Robert Schwentke

In jenen Tagen...

"Der Hauptmann" ist ein Film des deutschen Regisseurs Robert Schwentke, der 2002 mit "Tattoo" einen eindrucksvollen deutschen Giallo drehte und danach die Chance in den USA kommerzielle Kinofilme zu drehen. "Fight Plan" von Jodie Foster wurde ein guter Erfolg und auch die Einspielergebnisse von "R.E.D. - Älter, härter, besser" oder "Die Bestimmung: Insurgent" konnten sich sehen lassen. Die besten Filme dreht er aber im Heimatland - mit "Der Hauptmann" gelang ihm 2017 ein beachtliches Kinostück, der in den letzten Tages des 2. Weltkriegs spielt und sogar auf Tatsachen beruht.
Dies ist deshalb so erwähenswert, weil ich die Geschichte des Gefreiten willi Herold nicht kannte und erst beim Abspann des Films darauf hingewiesen wurde, dass dieses absurde und bizarre Szenario der Wahrheit entspricht. Man mag es aber kaum glauben - zu unglaublich klingt diese Geschichte am Ende des 2. Weltkriegs von einm Deserteur, der in dir Rolle eines Offiziers schlüpfen kann und insgesamt 172 Menschen ermorden lässt.
"Der Hauptmann" erhielt 6 Nominierungen zum deutschen Filmpreis 2018. Nur schade, dass Hauptdarsteller Max Hubacher und Schwendtke selbst gar nicht nominiert waren - sie hätten es allemal verdient. Auch Milan Peschel ist als Freytag enorm überzeugend. Von den Schauspielern wurde lediglich Alexander Fehling berücksichtigt - vermutlich auch, weil der eher auf softe Rollen festgelegte Schauspieler hier überraschend anders auftritt. Immerhin wurde "Der Hauptmann" als bester Film nominiert sowie als bester Schnitt, beste Filmmusik und beste Tongestaltung. Diese wurde auch am Ende ausgezeichnet.
In den letzten Tagen des 2. Weltkriegs wird der Gefreit Willi Herold (Max Hubacher) von seiner Gruppe getrennt. Ist er ein Deserteur wie viele in diesen letzten Tagen ? Sehr wahrscheinlich, denn er wird ganz am Anfang von einer Gruppe Soldaten gejagt und deren Vorgesetzer Junker (Alexander Fehling) schießt auf ihn. Er rennt auf Leben und Tod und schließlich gelingt es ihm in einem Waldstück ein gutes Versteck zu finden, wo er unentdeckt für seine Verfolger bleibt.
Diese Zeiten sind chaotisch und der Einmarsch der Feinde steht kurz bevor. Es gibt viele Soldaten wie Herold, die sich von ihrer Gruppe abgeseilt haben um dem Tod zu entgehen. Doch auf diese Vaterlandsverräter steht die Höchststrafe und oft werden diese Soldaten einfach vom Mob aufgehängt und das Schild des Verräters wird dem Gehängten übergestülpt.
Wie durch ein Wunder entdeckt Herold ein liegengebliebenes Auto. Dort befindet sich auf der Rückbank ein Koffer, in der sich die Uniform eines Offiziers. Er zieht sich diese an, die Hose ist ein bisschen zu lang. Aber dennoch...Kleider machen Leute....wird er von einem weiteren Soldaten, der alleine durch diese Gegend zieht, für einen Hauptmann gehalten. Dieser Mann heißt Freytag (Milan Peschel) muss sich dem jungen Hauptmann anschließen. Es kommen weitere versprengte Soldaten (u.a. Frederic Lau) dazu. Auch diese gehorchen dem Hauptmann. So fasst dieser den Entschluß im Niemandsland dieser letzten Tage eine Kampftruppe zu bilden. Er gibt an einen Sonderauftrag vom Führer persönlich zu haben. Dies hilft ihm bei den nächsten Kontrollen und Hürden, obwohl er kein Soldbuch nachweisen könnte. Er landet irgendwann auf dieser mörderischen Odyssee im Emslandlager Aschendorfmoor. Dort sind viele Soldaten inhaftiert, vor allem Deserteure. Am Ende dieser wenigen Tagen hat der "Henker von Emsland" insgesamt 172 Menschenleben auf dem Gewissen...



Robert Schwentke zeigt diesen eiskalten Killer fast ganz ohne Emotion. Nur am Anfang als er gejagt wird, zeigt sich seine Angst und einmal während der gnadenlosen Erschießung im Lager. Ansonsten spielt dieser noch sehr junge Gefreite den Todesengel und dies ohne Gewissensbisse. Dabei erzeugt auch die Entscheidung den Film in schwarz weiß zu drehen für eine zusätzliche Steigerung der Atmosphäre. Die Schauspieler sind stark...neben den bisher drei genannten darf auch Waldemar Kobus als Nazi Hansen nicht vergessen werden.
In den besten Szenen wirkt der Film wie eine Art Totentanz des zu Ende gehenden dritten Reichs. Ein zusätzlich starke Komponente erhält der Film in der Beziehung zwischen Willi Herold und dem Soldaten, der ihm als erster nach der Verwandlung als Hauptmann trifft. Dieser Freytag scheint etwas zu ahnen, denn hat nicht dieser Hauptmann, dem die Hose zu lang ist, gerade bei ihm Gnade vor Recht ergehen lassen. Er hat ihn zwar als Deserteur bezeichnet, aber ihn dann in die Dienste gestellt. Und dieser macht da mit...wohl deshalb, weil man mit dieser Maskerade am ehesten dem Chaos dieser letzten Tage und den möglichen Standgerichten entgehen kann. Sehr eindringlich die Szene im Lager, in dem der Hauptmann dann diesen möglichen Mitwisser entgültig zum Mordkomplizen macht. Ein sehr bemerkenswerter deutscher Film.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen