Regie: Pedro Almodovar
Krise und Chaos...
Im Appartment der bekannten Schauspielerin und Synchronsprecherin
Pepa geht ständig etwas ab: Freundinnen, die sich vom Balkon stürzen
wollen, ein brennendes Bett, Gazpacho mit Schlaftabletten angereichert -
am Ende von "Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs" hat man große
Lust hier einzuziehen oder zumindest Part dieser sonderbaren schrillen
Welt zu werden. Pedro Almododovars internationaler Durchbruch kam 1988
mit diesem herrlich unrealistischen Filmspass und das Besondere daran
ist, dass man diese Geschichte sehr gut hätte als tragisches Drama
verfilmen können, der spanische Filmemacher hat jedoch die Tragikomödie
gewählt und liefert damit alles in Allem ein Feuerwerk der Emotionen ab.
Mit Filmen wie "Matador" und "Das Gesetz der Begierde gelangen ihm
vorher bereits respektable Kritikererfolge, aber der ganz große
Publikumswurf kam mit diesem Film.
Er bekam jeweils eine Oscar- und eine Golden Globe Nominierungen
und bei der ersten Vergabe des Europäischen Filmpreises 1988 gingen zwei
Preise an "Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs". Völlig verdient
wurde Carmen Maura als beste Darstellerin ausgezeichnet und einen Preis
gabs für den besten jungen Film.
Es ist ein Film über Frauen - über starke Frauen und die Männer
spielen eine große Rolle. Aber sie werden im Film eher blass,
unscheinbar und im Falle von Pepas Ex-Lover Ivan (Fernando Guillen) oder
dem nie zu sehenden schiitischen Terroristen sogar gemein-gefährlich
gezeichnet.
"Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs" meint auch den Zustand
der Hysterie (der meistens den Frauen unterstellt wird), wenn die
emotionale Welt aus dem Fugen gerät - wie bei Pepa, der Heldin des
Films. Allerdings muss man zugeben, dass Pepa die auf sie einprassenden
Ereignissen doch ganz gut und souverän meistert. Am Ende steht
jedenfalls ein Neuanfang.
Doch zuerst muss die bekannte Schauspielerin das LiebesAus mit Ivan
verkraften. Der scheint wohl wieder mit seiner Frau Lucia (Julieta
Serrano), die kürzlich aus der Klapse entlassen wurde, zusammen zu sein.
Die ist auf alle Fälle extrem eifersüchtig und schiebt einen Hass auf
Pepa, der Geliebten ihres Mannes. Doch Ivan hat noch eine dritte Flamme.
Die zickige Anwältin Paulina Morales (Kiti Manver) ist seine derzeitige
Geliebte. Pepa ist so unglücklich, dass sie an Suizid denkt. Doch Zeit
fürs Sterben gibt es nicht. Ihre Freudin Candela (Maria Baranco) kommt
vorbei und hat ein genauso großes Problem: Sie hat Angst verhaftet zu
werden, weil sie vor kurzem unwissend mit einem schiitischen Terroristen
ein Verhältnis hatte. Pepa versucht noch ein Gespräch mit Lucia zu
führen...doch die ist vor Eifersucht bereits auf 180 und zu allem
entschlossen. Die Verrückte hat eine Knarre in der Handtasche. Auch
Ivans und Lucias Sohn Carlos (Antonio Banderas) spielt in der Geschichte
noch eine Rolle, denn er möchte Nachmieter von Pepas Appartment werden.
Gemeinsam mit seiner sehr markant aussehenden Verlobten Marisa (Rossy
del Palma) taucht er in der Wohnung auf. Damit sind aber noch lange
nicht alle Personen vor Ort. Später kommt noch die Polizei dazu und ein
Mitarbeiter der Telefongesellschaft, der das defekte Telefon reparieren
will. Und sie alle werden eingeladen von der Gazpacho zu probieren.
Danach schlafen die meisten Protagonisten gut. Nur Pepa und Julieta
bleiben übrig und Letztere kidnappt ein Motorrad samt Fahrer. Sie will
zum Flughafen, dort checkt Ivan mit seiner Geliebten für den Flug nach
stockholm ein...
Glücklicherweise verhindert Pepa den Mord an Ivan und sie geht am
Ende gestärkt aus dem Liebes-Aus. Ivan, der plötzlich wieder Gefühle für
die EX und Lebensretterin hegt, bekommt von ihr den gerechten Korb. Am
Ende sitzen Pepa und Marisa alleine auf der imposanten Terrasse des
Appartments - die beiden blicken auf den Nachthimmel Madrids und der
Zuschauer hat damit auch einen der besten Filme von Spaniens
Starregisseur gesehen. Inzwischen hat der Kultfilm 30 Jahre auf dem
Buckel und er wirkt immer noch frisch und herrlich rhythmisch. Almodovar
hatte hier eine große Freude dem Zuschauer eine Geschichte zu
offerieren, die von schrägen Zufällen lebt und dadurch immer dynamsich
kraftvolle bleibt. Der Film begeistert durch eine geballte Überdosis
bizarrer Figuren, die alle extrem von ihren Emotionen geleitet werden -
bei allen setzt dadurch den Verstand aus. Nur Pepa behält im ganzen
Chaos den Durchblick. Sie fühlt sich sogar darin sehr wohl und ich als
Zuschauer natürlich genauso.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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