Regie: Oliver Stone
Staatsstreich...
"JFK" von Oliver Stone beschäftigt sich mit dem Attentat an John F.
Kennedy am 22. November 1963 in Dallas. Der beliebte aber sehr
umstrittene Präsident wurde von zwei Gewehrschüssen tödlich getroffen.
Als Tatverdächtiger wurde ein Lee Harvey Oswald, im Film gespielt von
Gary Oldman, sehr schnell verhaftet. Er stand unter dauerndem
Polizeigewahrsam und dennoch gelang es dem Nachtklubbesitzer Jack Ruby
am 24. November - also zwei Tage nach dem Attentat auf dem Präsidenten -
tödliche Schüsse auf den Untersuchungsgefangenen abzufeuern.
Die von Lyndon B. Johnson eingesetzte Warren Kommission kam zum
Ergebnis, dass Oswald der alleinige Täter des Attentats gewesen sei.
Später kam ein Untersuchungsausschuß des Repräsentantenhauses zum
Schluß, dass es sehr wahrscheinlich mehrere Täter gegeben haben muss -
was sich auch mit den Aussagen von vielen Zeugen deckt, die dies
wahrnahmen. Dieses Attentat brannte sich einer ganzen Generation ins
Gedächtnis ein und die Mehrheit der US-Bürger glaubt eher, dass Kennedy
das Opfer einer Verschwörung auf höherer Ebene wurde.
Regisseur Olvier Stone bevorzugt auch diese Theorie eines
Staatsstreiches und stützt sich dabei auf die Ermittlungen des
Bezirksrichters Jim Garrison, dem es als Einzigem im Hinterher noch
einmal gelang einen Prozess gegen vermeintliche Verschwörer
durchzusetzen.
Die Verhandlung gegen den bekannten Geschäftsmann Clay Shaw endete
aber mit dessen Freispruch. In seinem Plädoyer konnte Garrison die
Geschworenen davon überzeugen, dass es eine Verschwörung gegeben haben
muss. Sie sahen es aber als nicht erwiesen an, dass Shaw sich an dieser
Verschwörung beteiligt haben soll.
Kritker von Garrison vertraten die Meinung, dass die Argumentation
des Staatsanwalts eher paranoid und irreführend war und als
Verschwörungstheorie gekenntzeichnet werden sollte.
Aber was wäre, wenn es diese Verschwörung tatsächlich gab ? Jim
Garrison (Kevin Costner) wird irgendwann ein Treffen mit einem
mysteriösen Insider haben, der seinen Namen nicht preisgab und dieser
"X" (Donald Sutherland) stellt dem Ermittler die Frage "Wer hat vom Tod
des Präsidenten profitiert ?" "Wer hat die Macht dieses Verbrechen zu
verdecken und zu verschleiern ?" So kommen nicht nur die Kommunisten
oder die Mafia ins Spiel, sondern die CIA und die machtvollen
politischen Gegner des getöteten Präsidenten, der vielen zu liberal war
und a) sich aus Vietnam zurückziehen wollte und b) mit einem Erlass die
Macht der CIA einschränkte.
Jedenfalls sind Garrison und seine Mannschaft (Michael Rooker,
Laurie Metcalf, Jay O´Sanders, Wayne Knight) sehr engagiert bei ihren
Recherchen und sie stoßen auf viele Ungereimtheiten. Zeugenaussagen
wurden einfach ignoriert und die Theorie des einen und einzigen Schützen
ist fast schon absurd. Sehr bald erhärtet sich der Verdacht, dass die
Limousine des Präsidenten von drei Seiten unter Beschuss genommen wird.
Im Zuge der Ermittlungen taucht auch eine Gruppe Männer auf, die Oswald
kannten und mit ihm in Verbindung standen. Vor allem David Ferrie (Joe
Pesci), Clay Shaw (Tommy Lee Jones) und der Häftling Willie O´Keefe
(Kevin Bacon) stehen bald im Focus der Ermittlungen....
Durch die Ambition des Staatsanwalts leidet aber auch das
Privatleben und mit seiner Frau Liz (Sissy Spacek) kommt es immer wieder
zum Streit. Oliver Stone hat zwar mehr Fragen als Antworten geliefert,
doch sein 206 minütiger Monumentalfilm ist phasenweise extrem fesselnd
und rückt dieses bekannteste Attentat der Neuzeit in die Nähe des
antiken Attentats auf Julius Caesar, der am 15. März 44 v. Chr. von
einer Gruppe Senatoren während einer Senatssitzung im Theater des
Pompeius mit 23 Dolchstichen ermordet. An der Tat waren ca. 60 Personen
beteiligt, darunter auch Marcus Iunius Brutus, Caesars Freund und Gaius
Cassius Longinus.
Diese Sichtweise macht das Ganze natürlich extrem interessant und
spannend, das Schauspieler-Ensemble überzeugt ebenfalls. Lediglich das
sehr ausufernde Plädoyer ist vielleicht ein bisschen "too much" - hier
wäre vermutlich weniger sehr viel mehr gewesen.
Dafür sind aber die Ausführungen dieser "Magischen Kugel". die
sowohl Kennedy als auch den Gouverneur Conally getroffen haben soll,
wieder sehr gelungen.
Mit 205 Millionen Dollar landete Stone einen Welterfolg und zwei
Oscars gabs auch. Kameramann Robert Richardson erhielt den Preis, der
die Schwierigkeit bestens meisterte mit seinen Bilder auch die ebenfalls
verwendeten dokumentarischen Filmaufnahmen einschließlich der
berüchtigten Amateuraufnahme von Abraham Zabruder zu integrieren. Viele
Rückblenden werden eingesetzt und schnelle Schnitte (ebenso Oscar
Gewinn) sorgen für weitere Intensität des Stoffes.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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