Regie: Michael Cimino
Stanley White räumt auf...
1985 kam Michael Ciminos Mafiakrimi "Im Jahr des Drachen" in die
Kinos und erntete ganz unterschiedliche Kritiken von Begeisterung bis
großer Ablehnung. Während die Kritiker von Cahiers du Cinema den Film
auf Platz 3 in ihrer Jahrgangsbestenliste notierten, gabs im Gegenzug
sogar fünf Razzie Award Nominierungen und zwar für das schlechteste
drehbuch, den schlechtesten Film des Jahres, den schlechtesten
Regisseur, für Ariane sogar zwei Nominerungen, einmal als die
schlechteste Darstellerin und ein weiteres Mal als schlechtesten
Newcomer.
John Lone durfte sich wiederum aber wegen seiner Golden Globe Nominierung als bester Nebendarsteller freuen.
Tatsächlich hat der Film auch neute noch viele Fans, aber auch viele Kritiker.
Was auffällt sind teilweise schlampig geschnittene Szenen,
möglicherweise liegt dies aber an den Produzenten, die einen echten
Directors Cut verhinderten. Die Laufzeit dauert 129 Minuten und damit
ist der Film weit entfernt von dem monumentalen Feeling von "Der Pate"
oder "Good Fellas".
Aber die Geschichte und die Charaktere sind doch interessant, auch
wenn Mickey Rourkes Polizei Captain Stanley White manchmal ein bisschen
wie eine Klischeefigur rüberkommt. Aber Rourke ist der passende
Darsteller für diese innerlich zerissene Figur, die aus dem Vietnam
Krieg Narben mit nach Hause gebracht hat und zu einem Rassisten wurde.
Er wird nach Chinatown in New York versetzt, weil er aufräumen soll. Und
Stanley White hat die notwendige Durchschlagskraft, denn er mag die
Chinesen nicht. Er soll aber - so seine Vorgesetzten - vor allem den
chaotischen Jugendbanden, die wie Pilze aus dem Boden sprießen,
gandenlos das Handwerk legen. Sein Freund und Kollege Louis Bukowski
(Raymond J. Barry) hat sich sogar dafür stark gemacht, dass man Stanley
ins Krisengebiet des chinesischen Viertels versetzt hat. Doch keiner hat
damit gerechnet, dass White vor allem das alteingesessene Triaden
Estalishment in Chinatown im Visier hat. Die haben durch das Attentat
des bisherigen Oberpaten mit dem jungen ehrgeizigen Joey Tai (John Lone)
einen neuen Mann an der Spitze. Der versucht natürlich - genauso wie
Whites Vorgesetzte - bei Stanley eine Änderung seiner Ziele
herbeizuführen. Stanley könnte von dem System finanziell profitieren,
dass lange schon existiert und sich durch Korruption für viele
Beteiligte lohnenswert scheint - doch Stanley lässt sich nicht
bestechen. Er will die Mafia zerstören und dazu ist ihm jedes Mittel
recht. Er verärgert seine Lebensgefährtin Connie (Caroline Kava), weil
er mit der chinesischen Journalistin Tracy Tzu (Ariane) eine heiße
Affäre beginnt. Ausserdem schleust er einen Spitzel (Dennis Dun) bei den
Triaden ein. Der Kampf weitet sich zum echten Krieg aus, bei dem es
immer mehr Tote gibt...
Am Ende steht der Zuschauer mit Stanley White auf einer
Eisenbahnbrücke im Hafengebiet. Dort gibts den Showdown in einem sehr
spannenden Mafiafilm, der zwar nicht an die ganz großen epischen
Verwandten heranreicht, aber dennoch Hochspannung bietet. John Lone gibt
jedenfalls einen richtig fiesen Bösewicht ab, der im Gewand des
eloquenten Geschäftsmannes im Hintergrund die Strippen zieht und so zur
Spitze aufsteigt. Ohne Skrupel....dabei erweist er sich als
Seelenverwandter seines Gegenspielers auf der Seite des Gesetzes, der im
Grunde alles persönliche unterstellt, um einen blutigen Rachefeldzug
anzuzetteln. Mickey Rourke ist immer gut, wenn er ambivalente Figuren
spielt. Im Hintergrund spielt natürlich auch die Psychologie der Figuren
und die Triebfeder für ihr Handeln eine große Rolle: Von traumatischen
Wunden zu verstecktem Sadomasochismus bis hin zum
Handeln aufgrund von Todessehnsucht ist alles drin.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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