Montag, 4. Februar 2019

Im Jahr des Drachen

























Regie: Michael Cimino

Stanley White räumt auf...

1985 kam Michael Ciminos Mafiakrimi "Im Jahr des Drachen" in die Kinos und erntete ganz unterschiedliche Kritiken von Begeisterung bis großer Ablehnung. Während die Kritiker von Cahiers du Cinema den Film auf Platz 3 in ihrer Jahrgangsbestenliste notierten, gabs im Gegenzug sogar fünf Razzie Award Nominierungen und zwar für das schlechteste drehbuch, den schlechtesten Film des Jahres, den schlechtesten Regisseur, für Ariane sogar zwei Nominerungen, einmal als die schlechteste Darstellerin und ein weiteres Mal als schlechtesten Newcomer.
John Lone durfte sich wiederum aber wegen seiner Golden Globe Nominierung als bester Nebendarsteller freuen.
Tatsächlich hat der Film auch neute noch viele Fans, aber auch viele Kritiker.
Was auffällt sind teilweise schlampig geschnittene Szenen, möglicherweise liegt dies aber an den Produzenten, die einen echten Directors Cut verhinderten. Die Laufzeit dauert 129 Minuten und damit ist der Film weit entfernt von dem monumentalen Feeling von "Der Pate" oder "Good Fellas".
Aber die Geschichte und die Charaktere sind doch interessant, auch wenn Mickey Rourkes Polizei Captain Stanley White manchmal ein bisschen wie eine Klischeefigur rüberkommt. Aber Rourke ist der passende Darsteller für diese innerlich zerissene Figur, die aus dem Vietnam Krieg Narben mit nach Hause gebracht hat und zu einem Rassisten wurde. Er wird nach Chinatown in New York versetzt, weil er aufräumen soll. Und Stanley White hat die notwendige Durchschlagskraft, denn er mag die Chinesen nicht. Er soll aber - so seine Vorgesetzten - vor allem den chaotischen Jugendbanden, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, gandenlos das Handwerk legen. Sein Freund und Kollege Louis Bukowski (Raymond J. Barry) hat sich sogar dafür stark gemacht, dass man Stanley ins Krisengebiet des chinesischen Viertels versetzt hat. Doch keiner hat damit gerechnet, dass White vor allem das alteingesessene Triaden Estalishment in Chinatown im Visier hat. Die haben durch das Attentat des bisherigen Oberpaten mit dem jungen ehrgeizigen Joey Tai (John Lone) einen neuen Mann an der Spitze. Der versucht natürlich - genauso wie Whites Vorgesetzte - bei Stanley eine Änderung seiner Ziele herbeizuführen. Stanley könnte von dem System finanziell profitieren, dass lange schon existiert und sich durch Korruption für viele Beteiligte lohnenswert scheint - doch Stanley lässt sich nicht bestechen. Er will die Mafia zerstören und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Er verärgert seine Lebensgefährtin Connie (Caroline Kava), weil er mit der chinesischen Journalistin Tracy Tzu (Ariane) eine heiße Affäre beginnt. Ausserdem schleust er einen Spitzel (Dennis Dun) bei den Triaden ein.  Der Kampf weitet sich zum echten Krieg aus, bei dem es immer mehr Tote gibt...




Am Ende steht der Zuschauer mit Stanley White auf einer Eisenbahnbrücke im Hafengebiet. Dort gibts den Showdown in einem sehr spannenden Mafiafilm, der zwar nicht an die ganz großen epischen Verwandten heranreicht, aber dennoch Hochspannung bietet. John Lone gibt jedenfalls einen richtig fiesen Bösewicht ab, der im Gewand des eloquenten Geschäftsmannes im Hintergrund die Strippen zieht und so zur Spitze aufsteigt. Ohne Skrupel....dabei erweist er sich als Seelenverwandter seines Gegenspielers auf der Seite des Gesetzes, der im Grunde alles persönliche unterstellt, um einen blutigen Rachefeldzug anzuzetteln. Mickey Rourke ist immer gut, wenn er ambivalente Figuren spielt. Im Hintergrund spielt natürlich auch die Psychologie der Figuren und die Triebfeder für ihr Handeln eine große Rolle: Von traumatischen Wunden zu verstecktem Sadomasochismus bis hin zum Handeln aufgrund von Todessehnsucht ist alles drin.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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