Regie. Brian de Palma
Tony Montana...
Brian de Palma
widmete seinen 1983 entstandenen Gangsterfilm "Scarface" Howard Hawks
und Ben Hecht. Howard Hawks war Regisseur und Ben Hecht der
Drehbuchschreibers des legendären Originalfilms "Scarface - The Shame of
the Nation" aus dem Jahr 1932, der während der Zeit der Prohibition
spielte. de Palmas schwierige Aufgabe bestand darin seinem Remake einen
eigenen Stempel aufzudrücken und in die heutige Zeit zu legen. Beides
ist ihm am Ende mit Bravour gelungen.
Filmkritiker Roger
Ebert war sofort begeistert und sprach von eiem "Great Movie". Er
meinte de Palma und seinme Drehbuchautor Oliver Stone wäre es gelungen
die üblichen Klischees aus Verbrecherfilmen zu vermeiden, weil sie
einfach Leute zeigen, die kriminell sind. Die vorherrschende Stimmung
des 80er Jahre Scarface ist auch sehr düster und trostlos und beschreibt
Menschen, die aufsteigen und auch tief fallen. Alles angesiedelt im
Verbrechermilieu und es sind Menschen, die auch keinerlei Skrupel haben
einen Mord zu begehen.
Bei der
oscarverleihung wurde der Film, der inzwischen selbst zum Klassiker und
zum Teil der Popkultur aufstieg, weitestgehend ignoriert. Immerhin lief
es aber bei der Golden Globe Verleihung etwas besser. Da wurde
Hauptdarsteller Al Pacino und Nebendarsteller Steven Bauer nominiert und
auch die Filmmusik von Giorgio Moroder wurde in der Kategorie "Best
Original Score" vorgeschlagen.
Moroders
Soundtrack erinnert an die kühlen Varianten aus den John Carpenter
Filmen und gibt dem Film zusätzlich ein Stück mehr von dieser unnahbaren
Aura. Keine der Filmfiguren stellt eine Sympathiefigur dar, am
allerwenigsten der über Leichen gehende Tony Montana, der zu einem der
besten Darstellungen seines Schauspielers Al Pacino wurde. Dieser Tony
erreicht 1980 mit vielen anderen kubanischen Flüchtlingen amerikanischen
Boden in Miami. Gemeinsam mit seinen Freunden Manny Ribera (Steven
Bauer), Angel (Pepe Serna) und Chi Chi (Angel Salazar) werden sie von
der Ausländerbehörde über ihre Vergangenheit ausgefragt, denn man geht
davon aus, dass die meisten dieser Flüchtlinge eine kriminelle Karriere
hinter sich haben. Zunächst werden diese Menschen in Flüchtlingscamps
untergebracht, doch dann ergibt sich die Chance durch einen Auftragsmord
an einem Politiker, der dort ebenfalls wartet. Ohne zu zögern wird der
Mann von Tony und Manny umgebracht. Dies verhilft ihm zu einem Job bei
dem undurchsichtigen Omar Suarez (F. Murray Abrahams), der für den
Gangsterboss Frank Lopez (Robert Loggia) arbeitet. Doch bei diesem
ersten Auftrag - einem Drogendeal mit Kolumbianern - kommt es zur
blutigen Auseinandersetzung. Tonys Freund Angel wird mit der Motorsäge
hingerichtet, im letzten Augenblick gewinnt Tony die Oberhand und nimmt
blutige Rache an den Mördern. Da er sowohl Geld als auch die Drogen
rettet, bringt ihm dies großen Respekt bei Frank ein, der ihn daraufhin
zu sich einlädt. Bei dieser Gelegenheit trifft er auch auf Franks
launische Geliebte Elvira Hancock (Michelle Pfefifer), die er sofort
begeht. Er stattet auch einen Besuch bei seiner Mutter (Miriam Colon) ab
und trifft dabei wieder auf seine jüngere Schwester Gina (Mary
Elizabeth Mastrantonio), die ihren Bruder abgöttisch liebt. Die Mutter
ist nicht nur skeptisch und in dem Moment, in dem Tony seiner Familie
1.000 Dollar als Geschenk auf den Tisch knallt, wirft diese ihn aus dem
Haus. Sie ist sich sicher, dass es Geld von einem Auftragsmord ist.
Mütter kennen ihre Söhne. Tony hat aber nun vor ein ganz Großer unter
den Gangstern zu werden. Das Treffen mit Alejandro Sosa (Paul Shenar)
aus Bolivien weitet seine Macht aus, doch Frank erfährt von den Tonys
Annäherungsversuchen an seiner Braut. Er heuert Killer auf Tony an...
Natürlich überlebt
er und rächt sich. In der Folge wird er zum Gangsterboss, der mit
Politik und Banken seinen Reichtum vergrößert, dabei aber immer ein
totaler Proleth bleibt. Elvira, inzwischen Ehefrau, ist unzufrieden und
unglücklich, lediglich die Drogen halten die beiden beieinander. Durch
sein Machtgehabe setzt er auch die Freundschaft mit Manny aufs Spiel,
der heimlich Tonys Schwester schöne Augen macht. Und dies führt bei
Entdeckung natürlich zur rasenden Eifersucht. Damit folgt das Remake
auch dem Originalfilm, doch de Palma ist natürlich auch ein Freund von
drastischen Szenen und Bildern. Im Jahr 1983 war der Regisseur auf dem
Höhepunkt seines Schaffens angelangt. Mit "Carrie" im Jahr 1976 begann
einen Phase mit großartigen Arbeiten wie "Teufelskreis Alpha", "Dressed
to kill" und "Blow out", die alle zu den Meisterwerken de Palmas
zählen. So auch "Scarface", der zwar ein echtes Gangsterepos wurde, aber
auch ein typischer de Palma Film aufgrund seiner Filmsprache bleibt.
Viele szenen
blieben wegen der ultimativen Härte lange im Gedächtnis. So die Szene in
diesem Appartment, wo der Drogenhändler Hector (Al Israel) zur
Kettensäge greift. Auch die Exekution von Omar im Hubschrauber ist
drastisch genug, um den Film auf den Index zu setzen.
Extreme Gewalt,
Drogenkonsum en masse und die harte Sprache sorgten in Amerika für
Zensur. Und so gabs den Film jahrelang nur geschnitten zu sehen. Der
Regisseur selbst hat sich immer geweigert sein Gangsterepos zu
entschärfen.
An der Kinokasse
war der Film mit einem weltweiten Einspielergebnis von 65,9 Millionen
Dollar sehr erfolgreich, es war einer von de Palmas größten Kassenhits.
Inzwischen kann man den Film wieder ungekürzt genießen und zweifelsohne
ist der Film damit immer noch sehr wuchtig und gewalttätig. Aber er ist
auch einer der besten Arbeiten in seinem Genre und wird auch von
Regiekollegen wie Martin Scorsese als Meisterwerk geprießen. Im Laufe
der Zeit wurde Tony Montana - Scarface - zum Idol der Rap- und HipHop
Fans.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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