Regie: Peter Weir
Jäger und Gejagte auf hoher See...
April 1805: Napoleon Bonaparte ist der Herrscher von Europa. Nur
die britische Armee steht ihm entgegen. Die Meere sind jetzt zu
Schlachtfeldern geworden....Kameramann Russell Boyd gewährt dem
Zuschauer einen Blick aufs Meer aus der Vogelperspektive. Es ist noch
nicht hell als der Blick auf das Kriegsschiff HMS Surprise fällt. Das
Schiff liegt an der Nordküste Brasiliens, hat 28 Kanonen und insgesamt
sind 197 Seelen an Bord.
Der Admiralitätsbefehl an Captain Jack Aurbrey (Russell Crowe in
einer seiner besten Rollen) lautet: Das französische Kapernschiff
Acheron auf dem Weg in den Pazifik abfangen. Es soll den Krieg in diese
Gewässer tragen. Versenken, niederbrennen oder kapern.
Doch so einfach ist die Aufgabe nicht, denn der französische Gegner verfügt über das weitaus größere und bessere Schiff.
Dann meint der Midshipman Hollom (Lee Ingleby), der Wache schiebt,
die Umrisse eines Schiffes in diesem dichten Nebel gesehen zu haben.
Doch er ist sich unsicher. Unsicher weitere Befehle zu geben. Er berät
sich mit dem jüngeren Seekadetten Peter Myles Calamy (Max Benitz), der
schließlich klar macht zum Gefecht. Doch es scheint ein Irrtum gewesen
zu sein. Da wird das Schiff auch schon von der ersten feindlichen Kanone
getroffen.
So beginnt Peter Weirs 2003 gedrehter Seefahrerfilm "Master and
Commander - Bis ans Ende der Welt", der völlig zu Recht bei der 76sten
Verleihung der Academy Awards 10 Nominierugen in den Kategorien Bester
Film, Beste Regie, Beste Kostüme, beste künstlerische Leitung, Bester
Sound, beste Kostüme, bester Schnitt, beste Visuelle Effekte, bestes
Make up, Beste Kamera und bester Tonschnitt von Richard Kinge bekam und
für die beiden Letztgenannten auch gewinnen konnte. Im selben Jahr ging
natürlich "Herr der Ringe - die Rückkehr des Königs" ins Rennen und
wurde natürlich mit 11 Preisen zum absoluten Sieger des Abends gekürt.
Da hatte Peter Weirs Film, der an der Kasse gute 212 Millionen Dollar
einspielen konnte, nicht die geringste Chance. Schade eigentlich...denn
für mich ist Weirs Film, der auf Motiven aus dem Roman "Manöver um
Feuerland" (Original: The Far side of the World) und anderen Büchern der
Aubrey-Maturin Serie von Patrick O´Brian beruht, einer der schönsten
und glaubwürdigsten Historienfilme überhaupt und auf Augenhöhe mit
unantastbaren Meisterwerken dieses Genres wie "Barry Lyndon" (Stanley
Kubrick), "Tess D´Urberville" (Roman Polanski) oder"Moliere" (Ariane
Mnochkine).
Im Mittelpunkt des Geschehens ist das Duell der beiden
Kriegsschiffe. Weir zeichnet ein stimmungsvolles und faszinierendes Bild
dieses Seefahrer-Abenteuers. Aus allen Figuren der Geschichte hat er es
verstanden richtige Persönlichkeiten zu machen. Zwischen dem beliebten
Kapitän, den die Männer "Lucky Jack" nennen und der unter Lord Nelson
gedient hat und dem Schiffsarzt Stephen Maturin (Paul Bettany) besteht
eine tiefe Freundschaft, auch wenn beide Männer völlig unterschiedlich
sind. Sie machen aber am Abend manchmal gemeinsam Musik mit ihren
Instrumenten Cello und Violine. Auch die anderen Männer auf dem Schiff
spielen eine große Rolle in den Film. "Master and Commander" zeigt auch
die damalige gängige Praxis des Empires auf den Kriegsschiffen schon den
adligen Nachwuchs für den Krieg auszubilden. Daher ist es nicht
verwunderlich, dass Midshipman Calamy ein Teenager ist und Lord William
Blakeney (Max Pirkis) ist sogar noch jünger als er. Auch viele der
Matrosen sind keineswegs schon erwachsen. Aber alle an Bord sind
begeisterte Seemänner und entschlossen dem übergroßen Gegner Paroli zu
bieten. Doch der Kapitän der Acheron (Tierry Segal) ist ein ebenfalls
ein ausgezeichneter Stratege und überlistet die HMS Surprise in einem
weiteren Gefecht. Nur durch Glück und List können die Briten entkommen.
Seekadett Hollom wird irgendwann zur tragischen Figur auf dem Schiff,
denn die Matrosen glauben immer mehr, dass er das Unglück anzieht und
zum "Jonas" wird. Immer mehr zieht er sich so den Zorn der Crew auf
sich, denn er hatte jedes Mal Wache als die Acheron phantomartig aus dem
Nebel auftauchte und ihren Angriff startete.
Schiffsarzt Maturin hat mit dem Krieg nicht so viel am Hut, er ist
eher als begeisterter Naturwissenschaftler tätig und freut sich
besonders als die HMS Surprise vor den Galapagos Inseln ankert. Er will
sofort Flora und Fauna dieses faszinierenden Eilands erkunden, doch
Aubrey setzt die Priorität auf die Verfolgung der Franzosen...
Weir lässt sich viel Zeit die stimmung auf dem Schiff wirken zu
lassen und das ist für mich der größte Verdienst dieses großartigen
Films, der zwar in einigen Szenen auch Spannung aufkommen lässt, aber
doch in erster Linie der Atmosphäre verpflichtet ist. Die kameraarbeit
ist großartig und der Oscar in dieser Sparte war sehr verdient.
Unverbrauchte Gesichter wie James D´Arcy als First Lieutenant Thomas
Pullings, Max Benitz als Calamy, Joseph Morgan als Warley, Bryan Dick
als Maat Joe oder Lee Ingleby als Hollom agieren sehr überzeugend. In
jeder Szene ist der Film durch seine Machart extrem fesselnd und
faszinierend.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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