Montag, 6. Mai 2019

Prince of the City

























Regie: Sidney Lumet

Im Sumpf der Korruption...

Manchmal verschwimmen die Grenzen von Gut und Böse. So auch zwischen Polizisten und Gangstern. Es ist ein uraltes Thema, auch beim Film. "Prince of the City" aus dem Jahr 1981 von Sidney Lumet hat sich diesem Phänomen ebenfalls angenommen. Dabei kam es dem Regisseur sehr darauf an einen Film zu machen, der durch seine hohe Authentizität bestehen kann. Schon bei der Besetzungsliste fällt auf, dass ausser Treat Williams kein einziger bekannter Star unter den Mitwirkenden zu finden ist und selbst Treat Williams war eher immer noch der Geheimtipp. Seine bekannteste Rolle als Hippie George Berger in Milos Formans "Hair" lag auch schon 2 Jahre zurück. Als Hauptfigur Daniel Ciello, der die Seiten wechselt, hatte er somit immer noch den Bonus eines vielversprechenden Nachwuchsschauspieler. Sidney Lumet selbst hatte schon immer eine Vorliebe für kritische Geschichten über die Justiz und den Polizeiapparat. Darüberhinaus funktioniert "Prince of the City" ausserdem als spröder New York City Film.
Über die Korruption innerhalb der Polizei - das war nicht das erste Mal, dass sich Lumet damit beschäftigte. Bereits "Serpico" mit Al Pacino hatte eine ähnliche Thematik. In "Prince of the City" baute er dies auch noch bis ins Detail aus, daher ist der Film mit einer Laufzeit von fast 170 Minuten schon beinahe ein Monumentalfilm geworden. Bei seiner Kinoveröffentlichung war der Film kein großes Geschäft. Er spielte ein bisschen mehr ein als die Produktionskosten, die sich auf 8,1 Millionen Dollar beliefen.
Mit seinen Kollegen Gus Levy (Jerry Orbach), Joe Marinaro (Richard Foronji), Dom Bando (Kenny Marino) und Bill Mayo (Don Billet) bildet der New Yorker Polizist Danny Ciello (Treat Williams) eine verschworene Gemeinschaft. Sie sind nicht nur beruflich verbunden, sondern zudem auch noch befreundet. Einer für Alle, Alle für Einen - keiner würde den Kollegen jemals hängen lassen. Die Freunde sind beschäftigt als Drogenfahnder der New Yorker Spezialeinheit SIU. Sie arbeiten teilweise undercover und haben alle Freiheiten, solange sie erfolgreich Verbrechern das Handwerk legt. Der Zweck heiligt die Mittel und nicht alle Handlungen sind legal. Da die Cops für einen relativ geringen Lohn diesen gefährlichen Job ausüben, ist es auch Gang und gäbe, dass man auch mal den beschlagnahmte Stoff verkauft und den Gewinn einstreicht. Oder man finanziert damit die Sucht diverser Informanten, damit diese bei Laune gehalten werden. Der Polizist in New York City ist anfällig für Korruption. Deshalb ermitteln schon ziemlich lange verschiedene Staatsanwälte (Norman Parker, James Tolkan, Paul Roebling) den schwarzen Schafen im Revier das Handwerk zu legen. Sie scheuen nicht davor zurück Polizisten anzuklagen und so diese Machenschaften endlich zu durchbrechen. Doch das Schweigen in den Reihen der Polizisten ist groß. Der Zusammenhalt ist genauso stark wie bei den kriminellen Mafiafamilien. Wer auspackt, ist ein Verräter. Tatsächlich entscheidet sich Ciello eines Abends, nach dem Streit mit seinem drogenabhängigen Bruder (Matthew Laurence) mit dem Ermittler Rick Cappalino (Norman Parker) Kontakt aufzunehmen. Der hat das Gefühl, dass sich der Cop zaghaft bemüht auszupacken. Allerdings stellt Ciello eine Bedingung: Er wird nicht gegen seine derzeitigen Kollegen auspacken. Dies wird ihm zugesichert. Ciello bekennt sich in drei Fällen der Korruption schuldig und beginnt mit der Staatsanwaltschaft eine Zusammenarbeit, vor der ihn nicht nur seine Frau Carla (Lindsey Crouse) gewarnt hat. Bald trachtet man ihm auch nach seinem Leben...




Dies alles hat Lumet sehr nüchtern und sperrig inszeniert und die Geschichte orientiert sich vor allem an der Wirklichkeit. Hier wird ein tiefer Einblick in die Mühlen der Justiz und in den gesamten Polizeiapparat freigegeben. Diese Dynamik, die von dem geständigen Cop losgetreten wird, setzt gewisse Mechanismen frei, denen der Einzelne wahrscheinlich nur mit heilloser Überforderung reagieren kann. Und das Kollektiv wird - so lehrt es diese Geschichte - unberechenbar sein. Ein richtig spannder Reißer ist "Prince of the City" natürlich nicht. Aber Lumet garantiert dem interessierten Zuschauer einen realistischen Einblick in die Materie. Das vielschichtige Drehbuch wurde sogar für den Oscar nominiert. Bei den Golden Globe Nominees lief es noch besser, dort wurde "Prince of the City" als bester Film nominiert, ebenso Regisseur Lumet und Hauptdarsteller Treat Williams. Die klasse Musik von Paul Chihara passt perfekt zu den New Yorker Locations und der polnische Kameramann Andrzej Bartkowiak war für die spröden, aber total stimmungsvollen Aufnahmen zuständig.





Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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