Regie: Sidney Lumet
Im Sumpf der Korruption...
Manchmal
verschwimmen die Grenzen von Gut und Böse. So auch zwischen Polizisten
und Gangstern. Es ist ein uraltes Thema, auch beim Film. "Prince of the
City" aus dem Jahr 1981 von Sidney Lumet hat sich diesem Phänomen
ebenfalls angenommen. Dabei kam es dem Regisseur sehr darauf an einen
Film zu machen, der durch seine hohe Authentizität bestehen kann. Schon
bei der Besetzungsliste fällt auf, dass ausser Treat Williams kein
einziger bekannter Star unter den Mitwirkenden zu finden ist und selbst
Treat Williams war eher immer noch der Geheimtipp. Seine bekannteste
Rolle als Hippie George Berger in Milos Formans "Hair" lag auch schon 2
Jahre zurück. Als Hauptfigur Daniel Ciello, der die Seiten wechselt,
hatte er somit immer noch den Bonus eines vielversprechenden
Nachwuchsschauspieler. Sidney Lumet selbst hatte schon immer eine
Vorliebe für kritische Geschichten über die Justiz und den
Polizeiapparat. Darüberhinaus funktioniert "Prince of the City"
ausserdem als spröder New York City Film.
Über die
Korruption innerhalb der Polizei - das war nicht das erste Mal, dass
sich Lumet damit beschäftigte. Bereits "Serpico" mit Al Pacino hatte
eine ähnliche Thematik. In "Prince of the City" baute er dies auch noch
bis ins Detail aus, daher ist der Film mit einer Laufzeit von fast 170
Minuten schon beinahe ein Monumentalfilm geworden. Bei seiner
Kinoveröffentlichung war der Film kein großes Geschäft. Er spielte ein
bisschen mehr ein als die Produktionskosten, die sich auf 8,1 Millionen
Dollar beliefen.
Mit seinen
Kollegen Gus Levy (Jerry Orbach), Joe Marinaro (Richard Foronji), Dom
Bando (Kenny Marino) und Bill Mayo (Don Billet) bildet der New Yorker
Polizist Danny Ciello (Treat Williams) eine verschworene Gemeinschaft.
Sie sind nicht nur beruflich verbunden, sondern zudem auch noch
befreundet. Einer für Alle, Alle für Einen - keiner würde den Kollegen
jemals hängen lassen. Die Freunde sind beschäftigt als Drogenfahnder der
New Yorker Spezialeinheit SIU. Sie arbeiten teilweise undercover und
haben alle Freiheiten, solange sie erfolgreich Verbrechern das Handwerk
legt. Der Zweck heiligt die Mittel und nicht alle Handlungen sind legal.
Da die Cops für einen relativ geringen Lohn diesen gefährlichen Job
ausüben, ist es auch Gang und gäbe, dass man auch mal den beschlagnahmte
Stoff verkauft und den Gewinn einstreicht. Oder man finanziert damit
die Sucht diverser Informanten, damit diese bei Laune gehalten werden.
Der Polizist in New York City ist anfällig für Korruption. Deshalb
ermitteln schon ziemlich lange verschiedene Staatsanwälte (Norman
Parker, James Tolkan, Paul Roebling) den schwarzen Schafen im Revier das
Handwerk zu legen. Sie scheuen nicht davor zurück Polizisten anzuklagen
und so diese Machenschaften endlich zu durchbrechen. Doch das Schweigen
in den Reihen der Polizisten ist groß. Der Zusammenhalt ist genauso
stark wie bei den kriminellen Mafiafamilien. Wer auspackt, ist ein
Verräter. Tatsächlich entscheidet sich Ciello eines Abends, nach dem
Streit mit seinem drogenabhängigen Bruder (Matthew Laurence) mit dem
Ermittler Rick Cappalino (Norman Parker) Kontakt aufzunehmen. Der hat
das Gefühl, dass sich der Cop zaghaft bemüht auszupacken. Allerdings
stellt Ciello eine Bedingung: Er wird nicht gegen seine derzeitigen
Kollegen auspacken. Dies wird ihm zugesichert. Ciello bekennt sich in
drei Fällen der Korruption schuldig und beginnt mit der
Staatsanwaltschaft eine Zusammenarbeit, vor der ihn nicht nur seine Frau
Carla (Lindsey Crouse) gewarnt hat. Bald trachtet man ihm auch nach
seinem Leben...
Dies alles hat
Lumet sehr nüchtern und sperrig inszeniert und die Geschichte orientiert
sich vor allem an der Wirklichkeit. Hier wird ein tiefer Einblick in
die Mühlen der Justiz und in den gesamten Polizeiapparat freigegeben.
Diese Dynamik, die von dem geständigen Cop losgetreten wird, setzt
gewisse Mechanismen frei, denen der Einzelne wahrscheinlich nur mit
heilloser Überforderung reagieren kann. Und das Kollektiv wird - so
lehrt es diese Geschichte - unberechenbar sein. Ein richtig spannder
Reißer ist "Prince of the City" natürlich nicht. Aber Lumet garantiert
dem interessierten Zuschauer einen realistischen Einblick in die
Materie. Das vielschichtige Drehbuch wurde sogar für den Oscar
nominiert. Bei den Golden Globe Nominees lief es noch besser, dort wurde
"Prince of the City" als bester Film nominiert, ebenso Regisseur Lumet
und Hauptdarsteller Treat Williams. Die klasse Musik von Paul Chihara
passt perfekt zu den New Yorker Locations und der polnische Kameramann
Andrzej Bartkowiak war für die spröden, aber total stimmungsvollen
Aufnahmen zuständig.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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