Montag, 13. Mai 2019

Die bleierne Zeit

























Regie: Margarethe von Trotta

Juliane und Marianne...

Beim deutschen Filmpreis 2019 bekam die Regisseurin Margarethe von Trotta für ihr Lebenswerk den Ehrenpreis für ihre herausragenden Verdienste um den deutschen Film.
Die am 21. Februar 1942 in Berlin geborene Filmemacherin war von 1971 bis 1991 die Ehefrau von Volker Schlöndorff. Gemeinsam realisierten die beiden die brilliante Heinrich Böll Verfilmung "Die verlorene Ehre der Katherina Blum" und einige Monate später wagte sie den Regie-Alleingang mit "Schwestern oder die Balance des Glücks".
1981 entstand mit "Die bleierne Zeit" vielleicht ihr bester Film noch vor "Rosa Luxemburg" aus dem Jahr 1986 -  beide Filme erhielten das Filmband in Gold. "Die bleierne Zeit" wurde darüberhinaus auch in Venedig mit dem Golden Löwen ausgezeichnet. 
In "Die bleierne Zeit" widmet sich die Filmemacherin der von der RAF geprägten Zeit in dern 70er Jahren. Angelehnt an das Schicksal der Ensslin-Schwestern zeigt von Trotta in deutlicher Schärfe den stillen Übergang von persönlicher Überzeugung in Fanatismus.
Im Film heißen die beiden Schwestern Juliane (Jutta Lampe) und Marianne (Barbara Sukowa), die beide als Kinder noch das Ende des 2. Weltkrieges mitbekommen und im Nachkriegsdeutschland aufwachsen. Der Vater (Franz Rudnick) ist ein evangelischer Pfarrer, die Mutter (Doris Schade) lässt den autoritären Partner gewähren. Der erzieht die beiden Töchter sehr streng (Julia Biedermann spielt die 16jährige Marianne, und Ina Robinski die 17jährige Juliane) und sehr früh schon ist Marianne eher die stille und sanfte, Juliane eher rebellisch. Beide Schwestern leiden aber unter der autoritären Kälte ihres Elternhauses, sie erleben diese Zeit als bleiern. Das Land ist nach dem Krieg erstarrt - dann werden sie mitgerissen von den 68ern und jede will ein Teil der Veränderung werden. Juliane wählt einen langsameren, bedachten Weg. Sie arbeitet irgendwann engagiert für eine Frauenzeitschrift, sie setzt sich für Frauenemanzipation ein und protestiert mit anderen Frauen für die Abschaffung des § 218.
Aus Marianne wird aber eine Terroristin, die langsam immer mehr im Untergrund verschwindet. Die Schwestern entfremden sich dadurch, bald verbindet sie nichts mehr. Eines Tages taucht Mariannes ExMann mit dem gemeinsamen Sohn Jan (Patrick Estrada Pox) bei Juliane auf und bietet diese das Kind bei sich aufzunehmen. Er fühlt sich als Alleinerzieher einfach überfordert. Juliane sagt für einige Tage zu, doch der Vater begeht Selbstmord. Also wohin mit dem Kind ?
Marianne sucht einmal Unterschlupf bei ihrer Schwester und dessen Freund (Rüdiger Vogler) , doch der Empfang ist alles andere als herzlich. Marianne verschwindet wieder und wird später verhaftet. Sie hat Isolationshaft und die Besuche werden total überwacht. Die Gespräche werden mitgehört, finden in einem leeren Raum statt, zwei Wächterinnen sind dabei, ebenso ein Stenograf, der die Gespräche dokumentiert. In diesen Besuchen werden die beiden Schwestern sehr emotional, schreien sich an...aber sie kommen sich langsam wieder näher. Dann bringt das Fernsehen die Nachricht von Tod der inhaftierten Terroristin...




Margarethe von Trotta hat ihren Film in vielen Szenen kammerspielartig inszeniert und der Stil erinnert sehr an die 70er Jahre Filme von Ingmar Bergman. Am Ende will Juliane beweisen, dass ihre Schwester ermordet wurde, doch niemand scheint an der Wahrheit Interesse zu haben. Dabei brachten beide Schauspielerinnen Barbara Sukowa und Jutta Lampe sehr viel Einflühlsamkeit mit, um in ihren Rollen zu überzeugen. Die Jugend der beiden Schwestern wird in Rückblenden verdeutlicht. Dabei ist die Aufführung von Alain Resnais "Nacht und Nebel" in der Schule ein Schlüsselerlebnis für die beiden Teenager. Es wird sogar ein politisches Erweckungserlebnis für Beide.
Die Regisseurin selbst legt ihren Fokus nur auf die beiden Schwestern. Sie nimmt keine poliitsche Wertung vor. Die Perspektive ist die der beiden Frauenfiguren und deren Umgang mit einer zeit, in der sich viele Veränderungen ereigneten.






Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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