Donnerstag, 20. August 2020

Narrow Margin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Peter Hyams

Die Kronzeugin...

Regisseur Peter Hyams ist vor allem durch seine Science-Fiction Filme "Unternehmen Capricorn" (1978), "Outland" (1981) oder "2010 - Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen" (1984) bekannt. In den 90ern drehte er Filme mit Jean Claude van Damme (Time Cop, Sudden Death) oder Arnold Schwarzenegger (End of Days). Von seinen Thrillern ist sicherlich der 1990 entstandene "Narrow Margin" die interessanteste und beste Arbeit, wobei der Film an der Kasse alles andere als erfolgreich lief. Und auch die Kritik fand den Film bei seinem Kinostart eher altmodisch.
"Narrow Margin" ist ein Remake des Film Noir "Um Haaresbreite" von Richard Fleischer aus dem Jahr 1952 und auch Peter Hyams lag viel daran, dass auch seine Neuinterpretation viele Elemente der schwarzen Serie beibehalten hat.
Anne Archer, bekannt durch "Eine verhängnisvolle Affäre" für den sie als beste Nebendarstellerin nominiert wurde, spielt die alleinstehende Carol Hunnicut, die durch Zufall Zeugin eines brutalen Mordes wird. Ihre Freundin hatte ihr kurz vorher ein Blind Date mit einem gewissen Michael Tarlow (J. T. Walsh) besorgt. Dieses Rendezvous gestaltet sich recht positiv. Carol und der fremde Mann essen gemeinsam in einem Hotel und erzählt ihr, dass er Anwalt ist. Dann erhält er vom Kellner eine Nachricht, dass er einen gewissen Leo Watts (Harris Yulin) anrufen soll. Er will dieses Telefonat in seinem Appartment im Hotel tätigen und lädt Carol ein mit ihm ins Appartment zu gehen. Sie sagt zu, nichtsahnend, dass Tarlow Besuch bekommt, während sie sich im Bad aufhält. Sie bekommt den Streit mit, der sich zwischen dem Anwalt und Leo Watts abspielt. Am Ende des Gesprächs wird der Anwalt von Leo Watts Handlager in den Kopf geschossen und stirbt. Carol überlebt, weil sie sich still verhalten halt und die Gangster ihre Anwesenheit im dunklen Nebenzimmer nicht wahrnahmen. Durch einige Hinweise bekommt der stellvertretende Staatsanwalt Robert Caulfield (Gene Hackman) mit, dass diese Zeugin existiert, aber inzwischen aus Angst verschwunden ist. Sie wird ausfindig gemacht und Caulfield will alle Hebel in Bewegung setzen die Zeugin zu einer Aussage vor Gericht zu bewegen. Er trifft sie in ihrem Versteck in den kanadischen Rocky Mountains, die Frau weigert sich mitzukommen, denn sie fürchtet um ihr Leben, sobald sie auspackt. Dann fallen auch schon Schüsse, Caulfields Begleiter Sergeant Benti (M. Emmet Walsh) stirbt im Kugelhagel und Caulfield kann in letzter Sekunde mit seiner Zeugin in einem Auto entkommen - ein Helikopter verfolgt die Flüchtigen. Die können sich immerhin bis zur Bahnstation retten und es bleibt ihnen nichts anderes übrig als den Zug nach Vancouver zu nehmen. Doch auch im Zug sitzen bereits Killer (u.a. James Sikking), die Carol nach dem Leben trachten..
 
 


1990 markiert eine gewisse Zeitenwende in unserer Kinolandschaft. Damals gab es noch eine ganze Reihe solcher mittelgroßer Produktionen, bei denen die Investoren schon mal 20 Millionen Dollar einsetzten. Doch die meisten dieser Filme spielten das Geld nicht wieder ein und so wurde mit immer mehr Blockbuster-Filmen die Ära des Eventkinos, wie wir es heute kennen, eingeläutet. Eigentlich schade, denn Hyams elfter Kinofilm ist spannend, gut fotografiert (Peter Hyams fungierte neben der Regie und dem Drehbuchschreiben auch als Kameramann) und ein Kinofilm der alten Garde. Hyams erweist sich auch hier als zuverlässiger Routinier, der einen mitreissenden Film machen kann. Gene Hackman ist natürlich auch hier ein Garant für hervorragendes Schauspiel. Wer Filme liebt, die in einem Zug spielen (ich denke da an Superfilme wie "Eine Dame verschwindet, Shanghai Express, Mord im Orient Express, Verschwörung im Berlin Express, Cassandra Crossing etc.) sitzt bei diesem Neo Noir in der ersten Reihe.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

In a Valley of Violence

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ti West

Rache für Abbie...

Ich mag eigentlich keine Filme, in deren Handlungsverlauf ein Tier zu Tode kommt. Doch "In a Valley of Violence" von Ti West aus dem Jahr 2016 ist ein guter Genrevertreter und als Tierliebhaber kann ich mich sehr gut mit der Hauptfigur Paul identifizieren, der mit seinem Hund Abbie und dem Pferd Lady auf Wanderschaft ist. Er wird im Laufe der Handlung zum extremen Rächer, denn die treue Hündin Abbie (gespielt von Jumpy) wird von vier Männern getötet, die Paul einen Denkzettel verpassen wollen. Da bleibt Paul nichts anderes übrig als den Tierquälern die gerechte Strafe zu verpassen.
Ti West wurde bekannt durch die Horrorfilme "House of the Devil" und "Cabin Fever 2", vom dem er sich aber distanzierte, weil er mit der Schnittfassung nicht zufrieden war.
"In a Valley of Violence" lief in den USA nur in ausgewählten Kinos. In Deutschland gabs auf dem Filmfest Oldenburg eine Kinoaufführung, ansonsten wurde der Western aber erst durch die Veröffentlichung auf DVD und BluRay einem größeren Publikum zugänglich. An der Besetzung liegt es sicher nicht, denn Ti West, der auch das Drehbuch schrieb, konnte Ethan Hawke und John Travolta als Hauptdarsteller gewinnen.
Ethan Hawke spielt diesen Wanderer, der mit Hund und Pferd unterwegs ist und kein eigentliches Ziel hat. Der Hund Abbie ersetzt dem Eigenbrötler den Kontakt zu anderen Menschen. Als ehemaliger Soldat, so erfährt man immer mehr im verlauf der traurigen Geschichte, hat er viele schreckliche Dinge nicht nur gesehen, sondern war auch aktiv am Töten beteiligt. Er redet mit dem Hund über "seine Cathy", die er schon lange nicht mehr gesehen hat. Irgendwann wird klar, dass es diese Cathy noch gibt, ja sogar ein Kind von Paul hat, aber der Mann war durch seine Erlebnisse nicht mehr in der Lage zu ihr und zur Bürgerlichkeit zurückzukehren. In dem Kaff Denton kommt es auch zu einer schicksalhaften Begegnung mit dem Rüpel Gilly Martin (Martin Ransone), der Paul provoziert und ihn zum Duell bzw. Kampf herausfordert. Das Ganze endet mit einer blutigen Nase des großspurigen Angebers und er lässt sich von seiner Freundin Ellen (Karen Gillan) verarzten. Ellens jüngere Schwester Mary Anne (Taissa Farmiga) findet es total cool, dass endlich mal ein Mann vorbeikam, der dem Großmaul eine Lektion erteilt hat. Doch leider ist Gilly auch der Sohn und Deputy des hiesigen Marshalls Clyde Martin (John Travolta). Der fordert den Mann auf die Stadt zu verlassen und nie mehr wiederzukommen. Das hat Paul auch nicht vor. Aber in der Nacht wird er von Gilly und seinen drei Handlangern überfallen und vor seinen Augen wird Abbie erschossen. Obwohl Paul um das Leben der Hündin bat. Paul selbst wird in einen Abgrund geworfen. Die Täter glauben, dass er genug hat. Sie haben aber nicht damit gerechnet, dass Paul seinen tierischen Begleiter ohne Gnade rächen wird....




Und das ist auch gut so. "In a Valley of Violence" ist eine Art John Wick im Westerngewand und Ethan Hawke wirkt dabei sehr glaubwürdig als ziellos herumreitender Wanderer, der den Kontakt zu den Menschen verloren hat. Die Musik von Jeff Grace ist sehr markant und passt zum Szenario. Als Mädchen, das dem Fremden am Ende hilft ist auch Taissa Farmiga sehr gut besetzt. Taissa ist die Schwester von Vera Farmiga (Conjuring). Natürlich kommt die Rachestory nicht ohne Verweise an frühere Klassiker aus. So schwingt in der Beziehung zwischen Ethan Hawke und John Travolta, der seinen Sohn schützen will auch ein bisschen von John Sturges "Der letzte Zug von Gun Hill" mit, bei dem zwischen zwei ehemaligen Freunden (Kirk Douglas und Anthony Quinn) Feinde werden, weil Douglas seine Frau rächen will, die vom Sohn von Quinn vergewaltigt und ermordet wurde. Neu und innovativ ist aber in Ti Wests Film, dass ein Tier den gleichen Stellenwert in einer Freundschaft einnehmen kann wie ein Mensch. Und das ist doch grundsätzlich eine schöne Idee, weil ich Tiere auch als gleichwertig ansehe.


Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

Montag, 17. August 2020

Feuerwerk am hellichten Tage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Diao Yinan

Schwarze Kohle, Dünnes Eis...

Für seinen 2014 entstandenen Neo Noir "Feuerwerk am hellichten Tage" (internationaler Titel: Black Coal, Thin Ice) erhielt der chinesische Regisseur Diao Yinan den Goldenen Bären der Filmfestspiele in Berlin. Auch Hauptdarsteller Liao Fan als desillusionierter Cop Zhang Zili wurde mit dem Silbernen Bären geehrt.
Durch die überraschende Wertschätzung in Berlin lief der Film auch anschließend recht erfolgreich in den Kinos und spielte weltweit ca. 17 Millionen Dollar ein.
Vielleicht schwächelt der interessante, sehr behutsam inszenierte Thriller gegen Ende etwas, denn die Auflösung ist vielleicht zu wenig raffiniert konzipiert. Grandios ist aber die Atmosphäre und die oft bei Nacht gezeigten Stadt, die in Regen und Schneefall getaucht ist und die man als Tristesse pur bezeichnen kann.
In dieser kargen Industriestadt im Nordwesten Chinas lebt der Polizist Zhang Zili (Liao Fan). Im Jahr 1999 erschüttert eine Mordserie die Region. Leichenteile werden in mehreren kohleverarbeiteten Werken gefunden. Ein erster Hinweis führt zu dem in der Kohleindustrie angestellten Liang Zhijun (Yuebing Wang). Doch der scheint verstorben zu sein. Wenig später haben Zhang Zili und seine drei Kollegen zwei weitere Verdächtige ausfindig gemacht. Die jungen Männer arbeiteten als Fahrer für die Kohlewerke. Bei ihrer Festnahme passiert aber eine dicke Panne, da einer der Männer an eine Waffe kommt und zwei Kollegen von Zhang Zili erschießt. Nur er und sein Freund Wang (Ai Lei Yu) überleben den Angriff. Doch dieses Ereignis führt schließlich dazu, dass Zhang Zili seinen Job quittiert und mehr oder weniger freudlos als Wachmann weitermacht. Fünf Jahre vergehen...zufällig trifft er seinen alten Kollegen Wang, der gerade eine junge attraktive Frau observiert. Diese Frau heißt Wu Zhizen (Kwai Lun-Mei) und ist die Witwe  des verstorbenen Arbeiters, der damals verdächtigt wurde. Es ist erneut Leichenteile aufgetaucht und die neue Spur führt zu der Witwe, die als Wäscherin in n einem kleinen Reinigungsbetrieb des älteren Rong Rong (Jinchun Wang) arbeitet. Die Frau weckt Zhangs Interesse, der lange Zeit stark trank und seine eigene Verwahrlosung nicht aufhalten wollte. Während dieser Begegnung mit seinem ehemaligen Kollegen erfährt Zang, dass alle Toten mit der Frau eine Verabredung hatten und dass auch Schlittschuhe eine große Rolle bei den Mordfällen spielen. Zhang bringt nun öfters Klamotten in die Reinigung, in der Hoffnung, dass er dadurch die junge Frau kennenlernen kann. Dieses Interesse bleibt nicht lange verborgen, doch zunächst sieht es so aus als würde die Frau ihn abweisen. Doch sie lässt sich bald einladen gemeinsam die Eisbahn zu besuchen. Hat sich der ExCop vielleicht in eine Femme Fatale verguckt ?
 


In China selbst lief der Neo Noir Thriller in einer gekürzten und harmloseren Fassung. Die SexSzene auf dem Riesenrad verschwand und auch das Ende als ein Verrückter auf dem Dach des Hochhauses ein gefährliches Feuerwerk entfacht ist leicht gekürzt worden. Dabei bleibt der Film bis zum Schluß interessant. Die Ausgangslage ist äusserst düster und man kann spüren, dass der Protagonist immer mehr in Gefahr gerät - man kann aber nicht genau orten von wem diese Gefahr tatsächlich ausgeht. Dieses Szenario von Angst wird allerdings vom Regisseur mit etwas Poesie verfeinert, was dem Film eine starke Eigenständigkeit verleiht. Die Konstellation ist den klassischen Noirs sehr nahe, allerdings wird es deutlich, dass es Diao Yinan sehr wichtig war diese Motive ins China von Heute zu transportieren.


 

Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Schlacht um Midway

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Jack Smight

Die entscheidende Schlacht...

"Schlacht um Midway" war der zweite von nur vier Filmen, die mit einem Sensurround-Soundmix im Kino liefen. Ein Verfahren, bei dem spezielle Lautsprecher installiert werden mussten. Dabei wurde der reguläre Soundtrack (Dialog, Hintergrund, Musik) durch eine zweite optische Spur erweitert, die sozusagen dem niederfrequenten Rumpeln eine Stimme gab. Die Kampfszenen hörten sich dann so an, als wäre man mittendrin. Der erste Sensurround-Film "Erdbeben" war auch gleichzeitig der erfolgreichste dieses Filmquartetts. Nach "Schlacht um Midway" wurden auch "Rollerball" und "Kampfstern Galactica" mit diesem Verfahren ausgestattet.
Erfolgreich waren diese Filme alle an der Kasse. "Schlacht um Midway" spielte 43 Millionen Dollar ein und katapultierte sich mit diesem hervorragenden Ergebnis auf Platz 10 der Jahreskinocharts. Fur Regisseur jack Smight (Ein Fall für Harper, Bizarre Morde, Giganten am Himmel, Straße der Verdamnis) war es einer seiner erfolgreichsten Filme.
"Schlacht um Midway" ist sichtlich bemüht dem Zuschauer ein realistisches Kriegsszenario anzubieten und orientiert sich sicherlich an Richard Fleischers "Tora Tora Tora" - ein Film, der ebenfalls auch die japanische Seite bei den Vorbereitungen der kommenden Schlacht beobachtet hat.
Natürlich musste auch ein bisschen private Emotion sein und so bekommt die Hauptfigur Captain Garth, gespielt von Charlton Heston, einen Sohn (Edward Albert), der sich als Fähnrich ebenfalls in den Kampfhandlungen befindet und darüberhinaus noch ein Problem mit seinem Liebesleben hat. Er hat sich in eine Japanerin (Christina Kokubo) und nach dem Angriff auf Pearl Harbor löst so eine Liason nicht gerade Begeisterungsstürme aus.
Die kaiserliche Marine Japans ist bis 1942 ungeschlagen und hat die amerikanische Marine schwer geschädigt. Der japanische Chefstratege Admiral Yamamoto (Toshiro Mifune) erstellt einen Schlachtplan, um die wenigen verbliebenen amerikanischen Flugzeugträger zu vernichten. Von den Japanern unentdeckt haben die amerikanischen Geheimdienstler unter der Führung von Commander Rocheford (Hal Holbrook) den japanischen Verschlüsselungscode geknackt. Die Amerikaner und ihr Admiral Chester W. Nimitz (Henry Fonda) wissen nun, dass Yamamoto einen Großangriff auf Midway plant und sind so den feindlichen Japanern einen Schritt voraus. Durch dieses Wissen gilt die "Schlacht um Midway" als erster Wendepunkt im Pazifikkrieg, den diese historische Trägerschlacht im Juni 1942 gewannen die US-Streitkräfte. Eine Wiederholung von Pearl Harbor auf Hawaii wurde verhindert.
Die Amis verloren zwar einen Flugzeugträger, einen Zerstörer, 98 Trägerflugzeuge und hatte 307 Tote zu beklagen. Doch die Japaner wurden viel härter getroffen und verloren neben einem Kreuzer 4 Flugzeugträger mit ca. 300 Trägerflugzeugen und verzeichneten ca. 4.800 Tote. Von dieser Niederlage konnte sich die japanische Marine nicht mehr erholen....



Mit einem riesigen Staraufgebot - bei Katastrophenfilmen in den 70ern üblich - konnte  nicht viel schiefgehen. Es konnten Stars wie Robert Wagner, James Coburn, Robert Mitchum, Glenn Ford, Cliff Robertson, Pat Morita und Robert Webber für den Film gewonnen werden. Sehr gut war die Arbeit der Editoren, die alte Aufnahmen vom Pazifikkrieg mit den neuen Aufnahmen mischten, ohne das diese Vorgehensweise stören würde. Die Kameraarbeit stammt von Harry Stradling jr.. die Musik wurde von John Williams geschrieben.



Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

Sonntag, 9. August 2020

Copland

























Regie: James Mangold

Sheriff in Garrison...

Die Filme von James Mangold brachten den Schauspielerinnen Angelina Jolie und Reese Witherspoon viel Glück, denn beide hatten am Ende ein Oscar in der Hand. Angelina Jolie für ihre Rolle als Soziopathin Lisa in "Girl, Interrupted" und Reese Witherspoon als June Carter in "Walk the Line". Auch der 2019 entstandene "Le Mans" bekam einige Nominierungen und Preise. Sehr erfolgreich an der Kasse waren seine beiden X-Men Filme "Wolverine - Weg des Kriegers" mit 415 Millionen und "Logan - The Wolverine" mit 619 Millionen Dollar Einspielergebnis. Ausserdem versuchte sich Mangold im Horrorgenre mit "Identität", mit "Todeszug nach Yuma" im Westernfach und sein 1997 inszenierter Copthriller entpuppt sich als starker Neo Noir Beitrag, in dem Hauptdarsteller Sylvester Stallone endlich auch mal den Beweis antreten kann, dass er ein nicht nur eine ActionIkone, sondern auch ein guter Schauspieler ist.
Da fehlt weder der Erzähler aus dem Off, es gibt die typischen Rückblenden wie bei den 40er Jahre Filme der Schwarzen Serie und der Protagonist ist ein Mann mit Vergangenheit und ohne große Zukunft. Hinzu kommt seine eigene Verstrickung in den Strukturen einer von Korruption beherrschen Kleinstadt - es handelt sich um Garrison in New Jersey. Sozusagen Provinz in der unmittelbaren Nachbarschaft der Metropole New York. Es leben auch sehr viele Beamte des NYPD in Garrison, Lieutenant Ray Donlan (Harvey Keitel) ist sozusagen der Boss dieser eingeschworenen Gemeinschaft. Der durch einen Unfall auf einem Ohr taube Freddy Heflin (Sylvester Stallone) ist Sheriff der Stadt und diesen Posten verdankt er seinem Gönner Ray. Gerne wäre Heflin auch ein Cop beim NYPD, doch seine Schwerhörigkeit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. In Garrison hat er nicht so arg viel zu tun. Er muss nur die Einwohner schützen, von denen viele Cops sind und die nach dem Dienst in New York erschöpft nach Hause zu ihren Familien zurückkehren. Es sind Männer wie Jack Rucker (Robert Patrick), Leo Crasky (John Spencer), Joey Randone (Peter Berg), Gary Figgis (Ray Liotta) oder Murray Babitsch (Michael Rapaport). Gerade Murray, Neffe von Ray, wird eine große Zukunft beim NYPD vorausgesagt, doch eines Abends nach einer Feier, passiert dem Youngster ein schwerwiegender Fehler. Als er über die George Washington Brücke fährt, wird er von einem anderen Wagen an der Seite gestreift. Als er diesen Wagen verfolgt glaubt Murray, dass einer der beiden Insassen (ein dunkelhäutiger Mann) ein Gewehr in der Hand hält. Doch es war der Stab eines Lenkradschlosses, dass der Mann in seiner Hand hielt. Der Cop eröffnet das Feuer und trifft die Insassen im anderen Wagen.  Die Fehleinschätzung wird aber erst nach dem darauffolgenden Autocrash festgestellt. Beide Verdächtige verlieren das Leben. Um den Vorfall zu vertuschen, entscheidet Ray Conlan, der vor Ort die Ermittlungen aufnimmt, dass der Neffe einen Selbstmord vortäuschen muss. Dadurch setzt sich eine Dynamik in Gang, die die korrupte Seite der Cops offenlegt. Moe Tilden (Robert de Niro) ist der Mann für interne Ermittlungen, der versucht Licht ins Dunkel zu bringen...



Am Ende muss allerdings der schwerhörige Sheriff sein Ding durchziehen und beschert Sylvester Stallone eine wirklich gute Rolle. Nicht alles in "Cop Land" ist total schlüssig, aber die Atmosphäre stimmt und der Film hat alles was der Fan von düsteren Noirs erwartet. In weiteren Nebenrollen sind Anabella Sciora, Noah Emmerich Janeane Garofalo zu sehen. James Mangold ist bekannt dafür, dass er auch die Scrips für seine Filme selbst schreibt - auh hier hat er den düsteren Stoff selbst entworfen. Das Budget des Films betrug 15 Millionen Dollar, dank der Starbesetzung wurde an der Kasse ein Umsatz von 64 Millionen Dollar erzielt.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Donnerstag, 6. August 2020

Arlington Road


Regie: Mark Pellington

Komplott Nebenan...

"Arlington Road" aus dem Jahr 1999 ist ein Neo Noir Thriller des Regisseurs Mark Pellington, der insgesamt nur sehr weniger Spielfilme realisiert hat. Pellington machte sich zuerst einen guten Namen als MusicClip Regisseur und drehte für Bands wie Pearl Jam, De La Soul, Public Enemy, Alice in Chains Bon Jovi, Therapy?, Nine Inch Nails, Inxs oder Anthrax, bevor er 1997 mit "Going all the Way" sein Regiedebüt absolvierte. Nachfolger wurde "Arlington Road", der immerhin 41 Millionen Dollar an der Kinokasse einspielen konnte. 2002 inszenierte er den Mystery Thriller "Mothman Prophecies" mit Richard Gere, der das gute Ergebnis von "Arlington Road" noch um 10 Millionen Dollar übertrumpfte.
Der Film erzählt die Geschichte eines verwitweten Professors der George Washington Universität, der irgendwann vermutet, dass seine netten Nachbarn Terroristen sind und einen großen Anschlag planen. Natürlich versucht er alles um diesen teuflischen Plan zu vereiteln. Der Film holte sich die Inspiration natürlich von der paranoid geprägten Kultur der neunziger Jahre, in dieser Zeit verstärkten sich die rechtsradikalen Kräfte wie die Milizbewegung Ruby Ridge.  Die Belagerung von Waco fand statt und die Bombardierung des Murrah Federal Buliding in Oklahoma City im Jahr 1995 sorgte für Angst und Schrecken.
Filmische Referenzen gibts haufenweise, mich erinnerte die Geschichte an die alten Paranoia Klassiker aus den 30er und 40er Jahren, beim dem sich ein ganz normaler Bürger plötzlich in einer Verschwörung wiederfindet. Staatsfeinde aus dem Inneren wollen die bestehende Ordnung aus dem Fugen heben und der "Held" der Geschichte befindet sich einer gewissen Ohnmacht, weil sein Verdacht so absurd ist, dass ihm auch keiner glaubt. Fritz Lang und Alfred Hitchcock haben solche Stoffe sehr gerne inszeniert und "Arlington Road" bietet dem interessierten Zuschauer ein Update dieser klassischen Motive.
Jeff Bridges spielt diesen Michael Faraday, der an der Uni Geschichte unterrrichtet. Er hat seine Frau, die für das FBI tätig war, verloren und muss seinen 10jährigen Sohn Grant (Spencer Treat Clark) nun alleine erziehen. Er gibt dem FBI eine große Mitschuld am Tod seiner Frau, die während eines gewagten und umstrittenen Einsatzes erschossen wurde.
Langsam versucht er sich von dem Schock zu erholen und hat eine Beziehung mit seiner ehemaligen Assistentin Brooke Wolfe (Hope Davis) aufgebaut. Eines Tages wird Faraday zu Lebensretter. Als er mit seinem Auto nach Hause kommt, sieht er auf der Straße einen kleinen Jungen (Mason Gamble)  torkeln. Der Junge hat schwere Brandverletzungen und durch das schnelle Eingreifen kann der Junge im Krankenhaus gerettet werden. Es stellt sich heraus, dass der Junge das Kind von Michaels Nachbarn Oliver (Tim Robbins) und Cheryl Lang (Joan Cusack) sind, die natürlich sehr dankbar sind.
Damit wäre das Eis gebrochen und einer Freundschaft unter Nachbarn steht nun nichts mehr im Wege. Dennoch beschleicht Michael bald das seltsame Gefühl, dass die extrem liebenwürdigen Nachbarn irgendwas zu Verbergen haben. Mehr noch: Michael entwickelt die fixe Idee, dass sein Nachbar ein gefährlicher Terrorist sein könnte, der einen Anschlag vorbereitet...



Diese Geschichte wurde von Ehren Kruger verfasst und das Drehbuch ist nicht ganz in schlüssig. Dennoch kann der Film eine echte Hochspannung aufbauen, was natürlich vor allem an dem hervorragenden Cast liegt. Jeff Bridges beweist einmal mehr was für ein großer Ausnahmeschauspieler er ist und Tim Robbins und Joan Cusack als reißende Wölfe im Schafspelz stehen ihm in Nichts nach. Erst viel zu spät merkt der aufrichtige Protagonist, dass seine Widersacher einen entscheidenden Vorteil hatten: Sie haben ihre Sache exakt geplant. Demgegenüber reagierte unser Held durchgehend emotional.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.