Regie: Thomas Vinterberg
Ein rein wissenschaftliches Experiment...
Der 1969 geborene dänische Regisseur Thomas Vinterberg wurde 1998 durch den eindringlichen Dogma Film "Das Fest" bekannt. Danach wurde es ruhiger um ihn, sein von Lars von Trier geschriebener Film "Dear Wendy" mit Jamie Bell in der Hauptrolle erwies sich als Megaflop, obwohl der Film inhaltlich sehr interessant gestaltet ist. Erst 2012 mit "Die Jagd" und einem hervorragenden Darsteller wie Mads Mikkelsen gelang Vinterberg ein weiterer Welterfolg, der in der Kategorie "Bester Auslandsfilm" um den begehrten Oscar kämpfte. Am Ende unterlag er dem Romfilm "The Great Beauty" von Paolo Sorrentino. Mit "Another Round" - so der internationale Titel des Films "Druk, was in dänsich soviel wie "Komasaufen" bedeutet - gelang ihm nun der Sprung an die Spitze. In Deutschland lief sein Film unter den Titel "Der Rausch" und der sahnte 2020 sehr viele Filmpreise ab. Unter anderem gabs endlich den Oscar als bester internationaler Film. Auch bei den Europäischen Filmpreisen wurde der ungewöhnliche Film über die Volksdroge "Alkohol" mehrfach ausgezeichnet: Vinterberg bekam gleich drei Auszeichnungen für den besten Film des Jahres, für sein Drehbuch und für seine Regieleistung. Auch Hauptdarsteller Mads Mikkelsen gelang im 4. Anlauf der Sieg in der Kategorie "Bester Darsteller". Insgesamt konnten sich die Macher über ein Einspielergebnis von ca. 22 Millionen Dollar freuen. Die Geschichte führt den Zuschauer an eine Schule. Dort bereiten sich die Schüler fürs Examen vor. Sie werden aber von eher lustlosen Lehrern unterrichtet. Einer davon ist der Geschichtslehrer Martin (Mads Mikkelsen), der für die Schüler einen gähnend langweiligen Unterricht macht. Die Eltern der Teenager sorgen sich, dass mit diesem Lehrer die Prüfungen nur sehr schwer zu bestehen sind. Mit seinen 40 Jahren wirkt der Pädagoge sehr ausgebrannt, auch die Ehe verläuft im Modus "Alltagstrott". Seine Frau Anika (Marie Bonnevie) ist ihm irgendwie fremd geworden, obwohl das Paar zwei heranwachsende Söhne hat. Anika ist eine Krankenschwester, die vornehmlich Nachtwache macht und so sieht sich das Paar sogar zuhause eher selten. Von seinen Kollegen, dem Philosophielehrer Nikolaj (Magnus Millang), dem Musiklehrer Peter (Lars Ranthe) und dem Sportlehrer Tommy (Thomas Bo Larsen) wird Martin an seinem 40sten zum Essen eingeladen. Dort wird sichtbar, dass Martin mit seinem Burn Out nicht alleine ist. Auch den anderen drei Lehrern geht es ähnlich, sie suchen eine neue Inspiration, die wieder mehr Freude in den Alltag und auch in den Beruf bringen soll. Nikolaj zitiert eine These des norwegischen Psychiaters Finn Skarderud, nach dem der Mensch mit einem um 0,5 Promille zu geringen Blutalkohlwert auf die Welt komme. Man müsse nur diese 0,5 Promille an Alkohol aufnehmen und diesen Level halten, dann wäre man zu besseren Leistungen fähig. Die vier Lehrer beschließen diese These in einem gewagten Selbstexperiment zu testen. Das soll ihen mehr Selbstbewusstsein und Freude am Job bringen und tatsächlich verheißen die ersten Tage eine echte Leistungssteigerung...
Natürlich ist das nur der erste gefühlsmäßige Eindruck, denn durch gewisse Steigerungen läuft dieses waghalsige Experiment völlig aus dem Ruder. Am Ende von "Der Rausch" tanzt Martin ausgelassen mit seinen Schülern, die alle das Abitur erfolgreich bestanden haben und sich nun im Feiermodus ebenso dem Alkohol hingeben. Ganz beiläufig zeigt Vinterberg unsere Gesellschaft, die das Trinken und den Rausch mehr oder weniger bedenkenlos akzeptiert und ständig zwischen Glück und Trauer hin- und her jonglieren. Somit ein Film übers Leben und ebenso ein etwas anderer Drogenfilm, der das alltägliche Suchtverhalten aufzeigt - jedoch nie mit dem erhobenen Zeigefinger und auch nie verherrlichend. Vinterberg zeigt, der Zuschauer kann sich selbst seine Schlüsse daraus ziehen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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