Regie: Robert Eggers
Legende von Amleth...
"Mythen, Märchen und Folklore sind das, was mich am meisten
interessiert - sogar mehr als das Filmemachen selbst. In meinem Filmen
versuche ich, die Denkweise der jeweiligen Zeit zu erkunden und es dem
Publikum objektiv und ohne Vorurteile zu präsentieren. Deshalb gibt es
in all meinen Filmen das Übernatürliche neben dem Realistischen" - so
ein Zitat des Regisseurs Robert Eggers. Schon in seinem Horrorfilm "The
Witch" lieferte der Filmemacher ein akkurates Portrait dieser Zeit. Er
hielt sich an Prozessakten und zeitgenössische Überlieferungen, was die
Geschichte sehr authentisch werden ließ. Gemeinsam mit Sjon Sigurdsson
schrieb Eggers das Drehbuch zu seinem Wikinger Epos "The Northman" -
auch es ihm, dass der Zuschauer möglichst präzise in dieses Zeitalter
eintauchen kann. Gleichzeitig ist die Authentizität und Detailtreue
möglicherweise für ein Publikum, dass einen konventionellen
Abenteuerfilm-Blockbuster erwartet, zu sehr eine Meditiation über
Religion und Aberglauben. Das macht den Film zweifellos zu einem ganz
speziellen Meisterwerk, ähnlich wie "Walhalla Rising" von Nicolas
Winding Refn oder "The Green Knight" von David Lowry. Ein Meisterwerk,
dass aber polarisiert und nicht jedem gefallen wird.
"The Northman" spielte weltweit 69 Millionen Dollar ein, was
angesichts des hohen Budget eher ein schwaches Kassenergebnis darstellt.
Die Geschichte basiert auf "The Legend of Amleth" von Saxo Grammaticus.
Amleth wird von dem schwedischen Schauspieler Alexander Skarsgard
verkörpert, der ebenso fasziniert von den nordischen Sagen und Myhen wie
der Regisseur selbst. Diese mittelalterliche skandinavische Legende war
auch für William Shakespeare Inspiration zu seiner Tragödie "Hamlet" -
ein Werk, dass bereits sehr oft verfilmt wurde.
Die Geschichte spielt im Jahr 895 nach Christus. Herrscher der
Insel Hrafnsey ist der beliebte König Aurvandill (Ethan Hawke), der von
seinen vielen Eroberungen in Übersee endlich wieder nach Hause gekommen
ist. Seine Frau Königin Gudrun (Nicole Kidman) und sein Sohn Prinz
Amleth (als Junge wird er von Oscar Novak gespielt) sind ausser sich vor
Freude. Amleth ist der Thronfolger und sein Vater lässt ihn an einer
spirituellen Zeremonie teilnehmen, um ihn auf sein verantwortungsvolle
und mächtige Erbe vorzubereiten. Des Königs Hofnarr Heimir (Willem
Dafoe) überwacht die Zeremonie. Am nächsten Morgen wird Amleths Welt
aber grausam zerstört. Der Junge muss heimlich mitansehen, wie sein
geliebter Vater von dessen Bruder Fjölnir (Claes Bang) enthauptet wird.
Nach dem Mord wird auch Jagd auf den Jungen gemacht, doch der kann
entfliehen. Gudrun wird verschleppt und Fjölnir wird zum neuen Herrscher
ausgerufen. Der Junge schwört Rache für den Tod des Vaters. Er wird
Fjölnir töten und die geliebte Mutter befreien. Jahre vergehen. Amleth
ist zum starken Berserker herangewachsen und überfällt mit anderen
Wikingern ein Dorf. Nach dem blutigen Kampfgetümmel hat Amleth eine
Begegnung mit einer geheimnisvollen Seherin (Björk), die ihn wieder an
seinen Racheschwur erinnert, den er beinahe schon vergessen hat. Er
erfährt, dass der verhasste Onkel sein Köngreich wieder verloren hat und
nun als Stammesfürst in Island lebt. Amleths Weg ist vorgezeichnet - in
einem Sklavenschiff hat er sich selbst als Sklave eingeschlichen.
Wohlwissend, dass Fjölnir Arbeitskräfte unter den Gefangenen braucht.
Auf dem Schiff lernt er die schöne Sklavin Olga vom Birkenwald (Anya
Taylor Joy) kennen, in die er sich verlieben wird. Das Schicksal hat
tatsächlich vorgesehen, dass beide als Sklaven auf Fjölnirs Hof landen.
Dort herrscht der Onkel gemeinsam mit seinem Sohn Thorir (Gustav Lindh)
aus erster Ehe. Gudrun ist seine zweite Gemahlin geworden und beide
haben einen Sohn names Gunnar (Elliot Rose). Eines Nachts hat Amleth
eine Begegnung mit einem Zauberer, der einen geistigen Dialog mit dem
inzwischen verstorbenen Heimir ermöglicht. Dort erwähnt der Tote das
magische Schwert Draugr, mit dem die Rache erfolgreich vollzogen werden
kann...
Kameramann Jarin Blaschke hat alle drei Film von Robert Eggers
phantastisch bebildert. Für die Leistung in "Der Leuchturm" bekam er
sogar eine Oscar-Nominierung. Trotz der Wucht der Inszenierung schafft
es Eggers immer wieder auch intime Momente zu zeigen. In Deutschland
erhielt "The Northman" das Prädikat "besonders wertvoll"
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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