Regie: Sebastian Meise
Geächtet...
Der deutsch-österreichische Gefängnisfilm "Große Freiheit" von Sebastian Meise beleuchtet innerhalb von drei verschiedenen Zeiten ein sehr dunkles Kapitel der Rechtssprechung. Es geht dabei um den berüchtigten Paragraph 175, der mehreren Männern mit gleichgeschlechtlicher Neigung einen Namen gab. So wusste man, dass ein 175er ein schwuler Mann war. Im dritten Reich kamen Homosexuelle ins KZ - doch sie hatten nicht viel von der Befreiung durch die Alliierten. Der von den Nazis verschärfte Paragraph wurde unverändert von den Siegermächten übernommen und der schwule KZ-Häftling wurde nicht in die Freiheit entlassen, sondern sie mussten im Gefängnis im Nachkriegsdeutschland ihre Rechtstrafe absietzen. Schwule hatten es in früheren Dekaden wie in den 50ern und 60ern nicht leicht. Immer wieder kam es zu Gefängnisstrafen. Erst 1969 fiel das Totalverbot der Homosexualität, der erst 1994 aus den deutschen Gesetzbüchern verschwand - in den Psychiatrien galt die verbotene Neigung bis 1992 als psychische Krankheit. Traurig, aber wahr...man kann sich heute in Zeiten von Gleichstellung kaum vorstellen, dass auch der freie Westen vor einigen Jahren noch genauso dachte wie heute ein WM-Botschafter aus Katar. Nach Ende des 2. Weltkriegs verbüsst der junge Hans Hoffmann (Frank Rogowski) in einem Gefängnis unter der Aufsicht der Alliierten seine Reststrafe wegen homosexueller Praktiken. Dort lernt er den lebenslänglich inhaftierten Mörder Viktor Bix (Georg Friedrich) kennen. Bix ist alles andere als erfreut, dass er mit Hoffmann eine Zelle teilen muss. Er wird aggressiv und warnt seinen neuen Zellengenossen, dass er stirbt wenn er sexuell übergriffig werden würde. Mit der Zeit vertrauen sich die beiden unterschiedlichen Männer etwas mehr. Und es ist auch nicht die letzte Begegnung, denn 1957 wandert Hoffmann wieder in den Knast. Erneute Verurteilung wegen widernatürlichen Praktiken. Auch Hans Hoffmanns Freund Oskar (Thomas Prenn) ist inhaftiert worden. Eine gemeinsame Zukunft für die beiden Männer ist in der BRD der 50er Jahre unmöglich. Oscar wird mit dieser Belastung nicht fertig, er suizidiert sich im Gefängnis. Es ist Viktor, der Hans Hoffmann wieder etwas aufbauen kann. Im Jahr 1968 wird er wieder verurteilt, doch diese 24 Monate Haft wird die letzte Haft wegen dem § 175 sein. Er lernt dort den jungen Lehrer Leo (Anton von Lucke) kennen, der wegen dem gleichen Delikt einsitzt und versucht Viktor zu helfen, der inzwischen schwer drogenabhängig geworden ist...
"Große Freiheit" wurde ein großer Erfolg bei der Filmkritik. Der Film erhielt den europäischen Filmpreis für die Kamera (Crysel Fournier) und für die beste Filmmusik (Peter Grötzmann und Nils Petter Molvaer). Hauptdarsteller Frank Rogowski durfte sich immerhin freuen, dass er als bester Darsteller eine Nominierung erhielt. Bei der Vergabe des deutschen Filmpreises gabs den Filmpreis in Bronze und eine Auszeichnung für die Maskenbildner. Bei der Verleihung des österreichischen Filmpreises bekam Meises Film 8 Auszeichnungen - u.a. für den besten Film, den Regiepreis und auch die beiden Darsteller Georg Friedrich und Thomas Prenn konnten in ihrer nominierten Kategorie gewinnen. Der Film schneidet ein wichtiges Thema an und geht somit auch kritisch mit unserer jüngeren Vergangenheit um
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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