Regie: Wong Kar Wai
Hongkong Ballade...
Aufgrund der großen Ähnlichkeit mit dem Martin Scorsese Klassiker
"Mean Street" wird Wong Kar-Wais Kinodebüt "As Tears goes by" von vielen
als Remake angesehen.
Während des Kinostarts im Jahr 1988 spielte das Gangstermovie in
Hongkong über 11 Millionen Dollar ein. Diesen kommerziellen Erfolg
konnte der Filmemacher erst im Jahr 2013 mit dem oscarnominierten
Filmhit "The Grandmaster" toppen.
"As Tears goes by" zeigt den jungen Andy Lau in einer strarken
Rolle als Handlanger für die Mafia. Die Geschichte spielt in den
nächtlichen Straßen von Kowloon, Hongkong. Ah Wah (Andy Lau) ist ein
Gangster, der für eine mafiaähnliche Organisation arbeitet. Die oberen
Bosse sind meistens angesehene und harmlos wirkende Bürger, die ihre
Organisation in viele kleinere Banditengruppen eingeteilt hat. Der
stärkste junge Gangster wird von seinen Männer als "großer Bruder"
bezeichnet und dieser gibt seinen kleinen Brüdern Aufträge. Sehr oft
muss von diesen jungen Kriminellen neben der Hauptbeschäftigung des
Geldeintreibens auch ein Auftragsmord getätigt werden. Ah Wah ist der
große Bruder des sehr unbesonnenen Hitzkopfs Fly (Jacky Cheung), der
immer wieder mit seinen Alleingängen und seinem großen Mundwerk sowohl
bei den Bossen als auch bei den anderen Gruppen aneckt. Eines Tages
steht Ah Wahs lungenkranke Cousine Ag Ngor (Maggie Cheung) vor der Tür.
Die Tante hat ihn gebeten das Mädchen für einige Tage zu beherbergen, da
sie sich im Krankenhaus behandeln lassen muss. Während dieser Zeit
spitzt sich auch der Konflikt zwischen Fly und Tony (Alex Man), dem Chef
der konkurrierenden Gruppe, extrem zu. Noch steht Fly unter dem Schutz
des großen Bruders, doch die Oberbosse sind inzwischen auch der Meinung,
dass Fly für die ganze Organisation zur Belastung wird. Nachdem Ah Wah
auch noch von seiner Freundin Mabel (Ang Wong) verlassen wird, beginnt
er seine Cousine etwas mehr wahrzunehmen. Die Beziehung zwischen Wah und
Ngor wird intensiver...
Der Film hat begeisternde Momente und obwohl es sich um das Debüt
von Wong kar Wai handelt, kann man schon seine unnachahmliche
Handschrift erkennen. Dies obwohl der Film rein oberflächlich wie ein
krachender John Woo Actioner rüberkommt. Aber er bietet viel mehr. Vor
allem liegt eine gewisse Poesie, ja auch Melancholie in der Geschichte
um Verlierer. Der stärkste Moment ist Wahs Trip auf die Insel Lantau,
dort wo er am Hafen auf Ag Ngor trifft und sich eine heftige Romanze
entwickelt. In diesem Augenblick - so scheint es - könnte sich das
Schicksal pltözlich in eine positive Richtung für den Verlierer wenden.
Doch es bleibt bei einer Momentaufnahme. "As Tears goes by" ist auch ein
Film über eine tiefe Männerfreundschaft. Durch die Unterstützung für
den labilen Fly übernimmt Ah Wah eine sehr wichtige Verantwortung für
einen anderen Menschen - er beschützt diesen und geht mit ihm durch Dick
und Dünn. Es scheint das einzig Wertvolle im Gangsterleben von Ah Wah
zu sein, der seinem kleinen Bruder einmal voller Bitterkeit besteht,
dass er bereits im Alter von 14 Jahren seinen ersten Auftragsmord
getätigt hat. Mit "As Tears goes by" ist Wong Kar wai ein Gangsterepos
gelungen, dass die Figuren in den Mittelpunkt stellt.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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