Donnerstag, 10. November 2022

Benedetta


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Paul Verhoeven

Sünde im Kloster...

Ende der 60er Jahre drehte der niederländische Regisseur Paul Verhoeven seinen ersten Film und schaffte in den 70er Jahren mit "Türkische Früchte" oder "Spetters" seinen internationalen Durchbruch. Bereits mit diesen Frühwerken wurden seine Filme wegen Themen wie Gewalt und Sexualität oft kritisiert. Nichtsdestotrotz gelang ihm in den 80er Jahren der Hollywood-Durchbruch mit Klassikern wie "Robocop" oder "Flesh and Blood". Auch im folgenden Jahrzehnt hatte er riesige Erfolge mit Skandalfilmen wie "Basic Insticts" oder dem äusserst brutalen Science Fiction Meisterwerk "Starship Troopers".
Manchmal favorisierte der Filmemacher eine sehr überzogene Darstellung der Gewalt, die von einigen Filmkritikern schon in Richtung Karikatur interpretiert wurde. Das Thema "Sexualität" in seinen Filmen war ebenfalls sehr markant dargestellt - viele sahen eine Nähe zu Obszönität und Pornographie.  Aufgrund der Zusammenarbeit mit dem tunesisch-französischen Produzenten Said Ben Said dreht Verhoeven seit 2016 seine Filme in Frankreich. "Elle" mit Isabelle Huppert bescherte ihm ein Riesentriumph bei der Vergabe der Cesars 2017. Er gewann den Preis als bester Film, insgesamt wurde der Film elfmal nominiert. Ausserdem gabs Nominierungen für den Golden Globe, für den Oscar und für den europäischen Filmpreis.
"Benedetta" ist die zweite Zusammenarbeit mit Ben Said Ben und basiert auf dem 1986 erschienenen Roman "Immodest Acts - The Life of a lesbian nun in Renaissance Italy" von Judith Cora Brown.
Da Verhoeven vor allem auch den lesbischen Sex stark zum Ausdruck bringen wollte, stieg der Drehbuchautor Gerard Soeteman aus dem Projekt. Seiner Meinung nach kam die politische Komponente "machtbesessene Schwindler werden vom Volk als Heilsbringer gesehen" viel zu kurz.
Tatsächlich ist dieser Kritikpunkt berechtigt, denn es ist nicht die Liebe zwischen zwei Nonnen, sondern vor allem die sexuellen Handlungen, die "Benedetta" meines Erachtens zu grobschlächtig machen. Hier wäre ein etwas subtilerer Umgang vielleicht sogar "viel mehr" gewesen. Klar ist natürlich auch, dass ein kirchenkritsicher Film von vielen religiösen Gruppen als blasphemisch bezeichnet wird, die Proteste in New York, in Sinapur oder in Russland beweisen dies eindrücklich.
Die Geschichte spielt im Italien des 17. Jahrhunderts. Die junge Benedetta Carlini (Elena Plonka, als Erwachsene wird sie von Virginie Efira gespielt) ist noch ein Kind als sie in das von Äbtissin Felicita (Charlotte Rampling) geleitete Kloster in der Stadt Pescia gebracht wird. Die Eltern haben entschieden, dass das Kleine Mädchen Nonne werden soll. Achtzehn Jahre vergehen und Benedetta ist glücklich im Kloster. Die junge Frau hat immer wieder Visionen, in denen ihr ihr Bräutigam Jesus Christus (Jonathan Couzinie) erscheint. Eines Tages sucht die junge Bartolomea (Daphne Patakia) Schutz im Kloster, weil sie von ihrem Vater, einem Bauern, misshandelt und sexuell missbraucht wird. Durch Benedetta wird der Wunsch des Mädchens erfüllt. Die beiden jungen Frauen kommen sich näher, ein Kuß wird ausgetauscht. Kurze Zeit späterwacht Benedetta mit Stigmata an Händen und Füßen auf. Ist hier ein Wunder geschehen ? Jedenfalls ist die Äbtissin sehr skeptisch und deren Tochter Christina (Louise Chevillotte) ist sich sogar sicher, dass Benedetta eine Betrügerin ist. Die Wundmale lösen natürlich viele ungute Dynamiken aus...




Als Nunzius ist Lambert Wilson zu sehen. Die schauspielerischen Leistungen aller Akteure sind durchweg überzeugend. Es verwundert daher nicht, dass Virginie Efira als beste Hauptdarstellerin eine Cesar Nominierung bekam. Es gibt im Film sehr eindrückliche Szenen über das Klosterleben in der Renaissance. Gesamthaft schwankt der Film aber zwischen historischer Recherche und Trash. Ein akzeptabler Film, der unter seinen Erwartungen bleibt.




Bewertung: 6,5 von 10 Punkten. 

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