Regie: Paul Verhoeven
Sünde im Kloster...
Ende der 60er Jahre drehte der niederländische Regisseur Paul
Verhoeven seinen ersten Film und schaffte in den 70er Jahren mit
"Türkische Früchte" oder "Spetters" seinen internationalen Durchbruch.
Bereits mit diesen Frühwerken wurden seine Filme wegen Themen wie Gewalt
und Sexualität oft kritisiert. Nichtsdestotrotz gelang ihm in den 80er
Jahren der Hollywood-Durchbruch mit Klassikern wie "Robocop" oder "Flesh
and Blood". Auch im folgenden Jahrzehnt hatte er riesige Erfolge mit
Skandalfilmen wie "Basic Insticts" oder dem äusserst brutalen Science
Fiction Meisterwerk "Starship Troopers".
Manchmal favorisierte der Filmemacher eine sehr überzogene
Darstellung der Gewalt, die von einigen Filmkritikern schon in Richtung
Karikatur interpretiert wurde. Das Thema "Sexualität" in seinen Filmen
war ebenfalls sehr markant dargestellt - viele sahen eine Nähe zu
Obszönität und Pornographie. Aufgrund der Zusammenarbeit mit dem
tunesisch-französischen Produzenten Said Ben Said dreht Verhoeven seit
2016 seine Filme in Frankreich. "Elle" mit Isabelle Huppert bescherte
ihm ein Riesentriumph bei der Vergabe der Cesars 2017. Er gewann den
Preis als bester Film, insgesamt wurde der Film elfmal nominiert.
Ausserdem gabs Nominierungen für den Golden Globe, für den Oscar und für
den europäischen Filmpreis.
"Benedetta" ist die zweite Zusammenarbeit mit Ben Said Ben und
basiert auf dem 1986 erschienenen Roman "Immodest Acts - The Life of a
lesbian nun in Renaissance Italy" von Judith Cora Brown.
Da Verhoeven vor allem auch den lesbischen Sex stark zum Ausdruck
bringen wollte, stieg der Drehbuchautor Gerard Soeteman aus dem Projekt.
Seiner Meinung nach kam die politische Komponente "machtbesessene
Schwindler werden vom Volk als Heilsbringer gesehen" viel zu kurz.
Tatsächlich ist dieser Kritikpunkt berechtigt, denn es ist nicht
die Liebe zwischen zwei Nonnen, sondern vor allem die sexuellen
Handlungen, die "Benedetta" meines Erachtens zu grobschlächtig machen.
Hier wäre ein etwas subtilerer Umgang vielleicht sogar "viel mehr"
gewesen. Klar ist natürlich auch, dass ein kirchenkritsicher Film von
vielen religiösen Gruppen als blasphemisch bezeichnet wird, die Proteste
in New York, in Sinapur oder in Russland beweisen dies eindrücklich.
Die Geschichte spielt im Italien des 17. Jahrhunderts. Die junge
Benedetta Carlini (Elena Plonka, als Erwachsene wird sie von Virginie
Efira gespielt) ist noch ein Kind als sie in das von Äbtissin Felicita
(Charlotte Rampling) geleitete Kloster in der Stadt Pescia gebracht
wird. Die Eltern haben entschieden, dass das Kleine Mädchen Nonne werden
soll. Achtzehn Jahre vergehen und Benedetta ist glücklich im Kloster.
Die junge Frau hat immer wieder Visionen, in denen ihr ihr Bräutigam
Jesus Christus (Jonathan Couzinie) erscheint. Eines Tages sucht die
junge Bartolomea (Daphne Patakia) Schutz im Kloster, weil sie von ihrem
Vater, einem Bauern, misshandelt und sexuell missbraucht wird. Durch
Benedetta wird der Wunsch des Mädchens erfüllt. Die beiden jungen Frauen
kommen sich näher, ein Kuß wird ausgetauscht. Kurze Zeit späterwacht
Benedetta mit Stigmata an Händen und Füßen auf. Ist hier ein Wunder
geschehen ? Jedenfalls ist die Äbtissin sehr skeptisch und deren Tochter
Christina (Louise Chevillotte) ist sich sogar sicher, dass Benedetta
eine Betrügerin ist. Die Wundmale lösen natürlich viele ungute Dynamiken
aus...
Als Nunzius ist Lambert Wilson zu sehen. Die schauspielerischen
Leistungen aller Akteure sind durchweg überzeugend. Es verwundert daher
nicht, dass Virginie Efira als beste Hauptdarstellerin eine Cesar
Nominierung bekam. Es gibt im Film sehr eindrückliche Szenen über das
Klosterleben in der Renaissance. Gesamthaft schwankt der Film aber
zwischen historischer Recherche und Trash. Ein akzeptabler Film, der
unter seinen Erwartungen bleibt.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen